An einer Schule im österreichischen Graz hat ein Amokläufer zehn Menschen und sich selbst erschossen. Videos aus der Schule und vom Polizeieinsatz kursieren im Netz. Eine Aufnahme soll sogar zeigen, wie eine bewaffnete Person Schüsse abgibt. Außerdem sei der islamische Ausruf «Allahu Akbar» zu hören, heißt es in einem Beitrag auf Facebook. Hat die Tat also einen extremistischen Hintergrund?
Bewertung
Nein. Das Video stammt nicht aus Graz, sondern wurde in Wien aufgenommen. Es zeigt Schüsse in Wien Ende Mai, mutmaßlich mit einer Schreckschusspistole. Dabei soll tatsächlich «Allahu Akbar» gerufen worden sein.
Fakten
Das Video ist nicht aktuell und stammt nicht aus Graz. Es wurde Ende Mai in Wien aufgenommen. Im dortigen Stadtteil Floridsdorf sollen Unbekannte am 30. Mai bei einer Verfolgung in einem Skatepark Schüsse abgegeben haben. Wie die Austria Presse Agentur (APA) unter Berufung auf die Wiener Polizei berichtete, wurden am Tatort Patronenhülsen aus einer Schreckschusswaffe gefunden. Verletzte gab es demnach nicht. Tatverdächtige konnte die Polizei den Angaben zufolge bislang nicht ermitteln.
Dass das Video aus Wien-Floridsdorf stammt, zeigen die Details. Zu sehen sind Rampen des Skateparks und im Hintergrund der Bahnhof Floridsdorf.
Österreichische Medien berichteten auch darüber, dass im Video aus Wien der arabische Ausruf «Allahu Akbar» (auf Deutsch etwa «Gott ist groß») zu hören sein soll. «Allahu Akbar» ist eine im Islam häufig verwendete Formel, die von Islamkritikern und in Medien aber oft mit Extremismus in Verbindung gebracht wird.
Motiv des Täters aus Graz noch unbekannt
Zum Amoklauf in Graz passt das Video schon unter anderem deshalb nicht, weil es erkennbar in den Abendstunden aufgenommen wurde. Zu dem Amoklauf kam es hingegen am Dienstagmorgen.
Laut dem bisherigen Stand der Ermittlungen soll ein 21 Jahre alter ehemaliger Schüler ein Gymnasium betreten und mit zwei Waffen auf Schüler und Lehrkräfte geschossen haben. Zehn Menschen starben, weitere wurden verletzt. Der Amokläufer tötete sich selbst.
Der Österreicher soll die Waffen legal besessen haben. Zum Motiv gibt es bislang keine Angaben. Man wisse, dass er die Schule nicht abgeschlossen habe. Über den Hintergrund könne aktuell jedoch nur spekuliert werden, sagte Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Die Behörden haben einen Abschiedsbrief des Mannes sichergestellt.
Das Video aus Wien wurde am Dienstag zunächst unter anderem auf der Plattform X von mehreren Accounts in den falschen Zusammenhang mit Graz gerückt. Unter den Verbreitern war ein belarussisches Exilmedium, das das Video später wieder aus einem Beitrag entfernte. Das Wasserzeichen des Mediums findet sich auch in Versionen des Videos, die von anderen Nutzern und auf anderen Plattformen geteilt wurden.
(Stand: 10.6.2025)