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Diese Behauptungen sind alle falsch. Das Tragen einer Sonnenbrille mit dem richtigen UV-Schutz beeinflusst weder den Biorhythmus noch die Vitamin-D-Produktion. Sie begünstigt auch keine Augenkrankheiten – vielmehr kann sie Menschen vor einigen Augenleiden bewahren.
Fakten
Eine geeignete Sonnenbrille schützt nicht allein vor Blendung durch Licht, sondern auch vor ultravioletten Strahlen (UV). Dass dabei nur Brillen eines gehobenen Preissegments einen ausreichenden Schutz böten, ist falsch. Denn auf den Preis komme es nicht an, heißt es beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Auch Gläser kostengünstiger Brillen könnten schädliche UV-Strahlung herausfiltern. Das widerlegt zudem Behauptungen, Sonnenbrillen dienten vor allem der Geschäftemacherei.
Warum UV-Schutz der Augen überhaupt wichtig ist
Die Netzhaut ist der einzige Teil des zentralen Nervensystems, der direkt mit UV-Licht in Kontakt kommt, heißt es bei der «Stiftung Auge», die sich Forschung, Fortbildung und Aufklärung im Bereich der Augenheilkunde verschrieben hat. Das betreffe besonders Kinder und Jugendliche, weil die Funktion der Linse als UV-Filter noch nicht ausgereift sei, erklärt Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn und Vorsitzender der Stiftung.
Doch selbst bei Erwachsenen könnten UV-Strahlen die Gesundheit des Auges beeinträchtigen, warnt Gerd Geerling, Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf und Mediensprecher der Stiftung Auge. Bekannt seien bösartige Hautkrebs-Erkrankungen der Bindehaut. Auch von verschiedenen Krebsarten der Augenlider sei bekannt, dass ihre Entstehung durch UV-Licht begünstigt werde. Nicht zuletzt beschleunige eine hohe UV-Belastung die Entstehung einer Linsentrübung (Grauer Star), weil das energiereiche Licht die Proteine in der Linse schädigt. Wenn es in sozialen Medien heißt, das Tragen einer Sonnenbrille begünstige den Grauen Star ist das also eine komplette Verdrehung der Tatsachen.
Wann die Sonnenbrille aufgesetzt werden sollte
Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt, auf das Gütesiegel «UV-400» für den richtigen UV-Schutz zu achten. Die Brille solle nicht nur in der Mittagszeit getragen werden. Denn Sonnenstrahlen fielen gerade in den Morgen- und Abendstunden auf Höhe der Augen ein. Deshalb führen Ratschläge in sozialen Medien in die Irre, die Brille abzusetzen und bewusst in die Sonne zu blinzeln.
Eine Sonnenbrille verhindert ohnehin nicht, dass Sonnenlicht an die Augen gelangt. Sie absorbiere je nach Tönung lediglich einen Großteil dieses Lichts, sagte Klaus Rohrschneider, Augenarzt am Universitätsklinikum Heidelberg, gegenüber der «Tagesschau». Es komme mit Sonnenbrille immer noch mehr Licht im Auge an als an einem trüben Wintertag. Dass wegen einer Sonnenbrille nicht genug Licht ins Auge falle und der Biorhythmus gestört werde, ist somit falsch.
Wann und warum die Sonne im Sommer gefährlicher sein kann
Augenarzt Geerling sagt: «Generell ist es ratsam, Augen und Haut ab einem UV-Index von 3 zu schützen.» Angaben zum aktuellen UV-Index liefert zum Beispiel kostenlos der Deutsche Wetterdienst (DWD). Der Index-Wert 3 werde beispielsweise an einem sonnigen Juli-Tag in Berlin bereits ab 9 Uhr morgens erreicht und erst um 17 Uhr wieder unterschritten. «Je weiter man nach Süden reist, desto höher steigt generell der UV-Index», ergänzt Geerling.
Sein Kollege Frank Holz rät: «Unabhängig von modischen Trends sollte zu eher großflächigen Modellen gegriffen werden, die die Augen auch oben und seitlich wirksam abschirmen.» Am Meer und in den Bergen sei zusätzliche Vorsicht geboten. Denn dort wird viel Sonnenlicht von der Umgebung reflektiert.
Dass die Vitamin-D-Produktion des Körpers durch das Tragen einer Sonnenbrille nicht beeinträchtig wird, hat ein früherer dpa-Faktencheck erläutert. Dafür ist die Hautfläche rund um die Augen viel zu klein.
(Stand: 7.7.2025)
