Bezahlte Falschinformation: Das Volkswagen-Werk Wolfsburg wird nicht geschlossen

„Alle werden entlassen“, steht groß unter einem Bild des Volkswagen-Werks in Wolfsburg. Darüber ein besorgtes und verärgertes Statement: „Wenn Sie dies lesen, dann ist das, was wir befürchtet haben, eingetreten: Es wurde berichtet, dass Volkswagen sein Werk in Wolfsburg wegen der Energiekrise schließen wird. Es wird geschlossen und in die USA verlegt!“ Urheber dieser Behauptung ist eine Facebook-Seite mit dem Namen „Gerhard Knopp“. „Wir sind von unserer Regierung verraten worden!“, heißt es in dem Beitrag weiter.

Diese Behauptungen über Volkswagen sind allerdings frei erfunden – jemand bezahlte dafür, dass sie auf Facebook und Instagram verbreitet werden.

Ein Sprecher von Volkswagen, Andreas Hoffbauer, schrieb uns per E-Mail: „Die von Ihnen zitierte Meldung entbehrt jeder Grundlage und ist schlichtweg falsch.“ Das Gegenteil sei der Fall: Der Standort Wolfsburg werde in den kommenden Jahren umgebaut, mit „Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe“.

Facebook-Beitrag über Volkswagen-Werk in Wolfsburg
Der Facebook-Beitrag mit der Behauptung, das Volkswagen-Werk in Wolfsburg werde geschlossen (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Ein möglicher Hintergrund für die Falschinformation könnte ein Bericht des US-Mediums Bloomberg über Volkswagen im September sein. Bloomberg schrieb über angebliche Warnungen des Konzerns, dass man bei Gas-Knappheit einige Produktionskapazitäten aus Deutschland verlegen müsse. Wie uns Hoffbauer am Telefon sagte, habe es sich dabei jedoch um ein „Missverständnis“ gehandelt. Eine Verlegung sei nicht geplant. Volkswagen hat auch einen Standort in den USA, allerdings schon seit 2011; es ist nur einer von vielen Standorten weltweit.

Facebook-Seite wurde eigens für die Verbreitung der Falschinformation über Volkswagen angelegt 

Die Facebook-Seite „Gerhard Knopp“ hat nur einen einzigen Follower und außer dem Beitrag über Volkswagen nichts veröffentlicht. Sie wurde am 22. November erstellt, demselben Tag, an dem der Beitrag gepostet wurde.

Das Foto eines Mannes mit Brille, das als Profilbild verwendet wurde, hat große Ähnlichkeit mit dem russischen Unternehmer Michail Borissowitsch Chodorkowski. Das zeigte die Faktencheck-Organisation Mimikama Anfang Dezember in einem Bericht auf. Mit einer Bilderrückwärtssuche des Profilbilds von Facebook stößt man direkt auf Aufnahmen von Chodorkowski.

Der Beitrag mit der Falschinformation über Volkswagen wurde als Werbeanzeige auf Facebook und Instagram verbreitet. Es wurde also Geld bezahlt, damit er gezielt Menschen in Niedersachsen angezeigt wird. Die Anzeige war allerdings nur einen Tag lang zu sehen, bevor Meta sie offenbar wegen eines Verstoßes gegen die Werberichtlinien entfernte. Ausgegeben wurden dafür unter 100 US-Dollar, weniger als 1.000 Personen sahen den Beitrag.

Dass eine Anzeige geschaltet wurde, ist jedoch ein Anzeichen dafür, dass die Behauptung Teil einer Desinformationskampagne ist. Volkswagen ist nicht als einziges Unternehmen betroffen. Mehr darüber lesen Sie hier.

Redigatur: Gabriele Scherndl, Viktor Marinov

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Wirtschaft, Gesellschaft

Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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