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Dieses Video stammt aus Portugal aus dem Jahr 2022, nicht von den Olympischen Spielen 2024 in Paris

Während der Olympischen Spiele 2024 in Paris teilten Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien in Griechenland ein beeindruckendes Video, das einen Athleten zeigt, der wie „Superman“ über die Ziellinie springt. Beifügend wird fälschlicherweise behauptet, dies hätte sich während der Olympischen Spiele in Paris ereignet. Tatsächlich wurde der Videoclip während der nationalen Leichtathletik-Meisterschaften in Portugal 2022 gedreht.

„Bei diesen Olympischen Spielen haben wir alles gesehen: eine lustige Eröffnungszeremonie, ein Mann, der eine Frau verprügelt und das wird auch noch als normal angesehen, und jetzt Superman, der die 100 m gewinnt…“, heißt es in einem Facebook-Post, der seit dem 4. August 2024 mehr als 300 Mal geteilt wurde.

Im Beitrag ist ein Video zu sehen, das einen Athleten bei einem Wettkampf in einem roten Trikot zeigt, der in einem beeindruckenden Stunt über die Ziellinie springt.

Das gleiche Video mit der gleichen Behauptung wurde auch hier auf Facebook geteilt.

Die Behauptung ist jedoch falsch. Das Video stammt aus dem Jahr 2022 und zeigt die letzten Sekunden eines 110-Meter-Hürdenlaufs in Portugal.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 7. August 2024

Das Video tauchte auf, als die Olympischen Spiele in Paris in vollem Gange waren. Am 26. Juli 2024 wurde die Olympiade mit einer großen Zeremonie auf der Seine eröffnet. Die Eröffnungsfeier wurde von heftiger Kritik von Konservativen und falschen Behauptungen im Internet begleitet.

Der Beitrag bezieht sich auch auf eine andere Kontroverse im Zusammenhang mit dem Frauenboxen: Am 1. August 2024 kam es bei den Olympischen Spielen in Paris zu einem Skandal im Frauenboxen: Die Algerierin Imane Khelif – die bei einem Boxwettkampf im Jahr 2023 eine Geschlechtsüberprüfung nicht bestanden hatte – schlug ihre Gegnerin, die Italienerin Angela Carini, nach bloß 46 Sekunden.

Khelif und eine weitere Boxerin, die Taiwanesin Lin Yu-ting, wurden von den Weltmeisterschaften 2023 in Neu-Delhi – die vom Internationalen Boxverband (IBA) organisiert wurden – ausgeschlossen, da sie die „Zulassungskriterien“ nicht erfüllten. Für die Olympischen Spiele in Paris wurden jedoch beide zugelassen.

Auf einer Pressekonferenz am 5. August 2024 behauptete der IBA-Präsident, die beiden Boxerinnen hätten „Gentests [gemacht], die zeigen, dass sie Männer sind“. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Khelif und Lin jedoch verteidigt und erklärt, dass sie als Frauen geboren und aufgewachsen sind und dies auch in ihren Pässen bestätigt wird.

Ein Video aus dem Jahr 2022

Durch eine umgekehrte Videosuche konnte das Video des oben erwähnten Beitrags in einer längeren und herausgezoomten Version in einem Artikel im belgischen Medium RTBF auf Französisch ausfindig gemacht werden. In dem Artikel, der im Juli 2022 veröffentlicht wurde, wird erklärt, dass sich diese Szene bei den Leichtathletik-Meisterschaften in Portugal ereignete. Ein X-Post vom Juli 2022 mit dem Video wird geteilt, in dem auf Spanisch zu lesen ist: „Finale 110 m v. POR Meisterschaft. Vitor (Benfica, rotes Trikot) schlägt Larrinaga. 13,83/13,86 Der Sprung des Jahres.“

Eine erweiterte Websuche mit dem Namen „João Vitor Oliveira“ – der im belgischen Artikel und im Post auf X erscheint – ermöglichte es, einen Artikel des portugiesischen Leichtathletikverbands (FPA) vom 26. Juni 2022 zu finden, in dem ein Foto derselben Szene aus einer anderen Perspektive gezeigt wird.

Vergleicht man das im Artikel sichtbare Foto mit einem Screenshot des auf X geposteten Videos, kann man dieselben Athleten sehen – insbesondere einen in einem orangefarbenen Trikot und einen in einem roten Trikot – zusätzlich zu Oliveiras Stunt.

Vergleich der Screenshots zwischen dem auf X geposteten Video (links) und dem Foto (rechts), das im FPA-Artikel gepostet wurde. Die gelben Markierungen wurden von AFP hinzugefügt: 7. August 2024

Im Artikel wird beschrieben, dass dies beim 110-Meter-Hürden-Finale der Männer im Dr.-Magalhães-Pessoa-Stadion in Leiria stattfand.

Die FPA organisiert die portugiesischen Leichtathletik-Meisterschaften. Am 26. Juni 2022, dem zweiten Tag des Wettbewerbs, gewann Oliveira, der Benfica vertrat, das Finale des 110-Meter-Hürdenlaufs.

Zusätzlich ist zu erwähnen, dass die Laufbahn bei den Olympischen Spielen in Paris nicht rot – wie im Video zu sehen – sondern blau ist, wie auf dem AFP-Foto unten abgebildet:

Halbfinale Herren 400m Hürden bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris am 7. August 2024 – Antonin THUILLIER / AFP

João Vitor Oliveira erscheint nicht auf der offiziellen Liste der für die Olympischen Spiele 2024 in Paris registrierten Athleten (hier archiviert).
Er nahm jedoch an den Spielen 2016 in Rio de Janeiro teil und vertrat Brasilien im 110-Meter-Hürdenlauf. Er hatte sich für das Halbfinale des Wettbewerbs qualifiziert, indem er einen ähnlichen Hechtsprung über die Ziellinie machte.

Das 100-Meter-Finale der Herren bei den Olympischen Spielen in Paris gewann am 4. August 2024 der US-Amerikaner Noah Lyles. Sein Landsmann Grant Holloway gewann das 110-Meter-Hürden-Finale am 8. August 2024.

AFP hat Behauptungen über die Olympischen Spiele in Paris bereits hier und hier überprüft.

Fazit: João Vitor Oliveira sprang beim Finale des 110-Meter-Hürdenlaufs der portugiesischen Leichtathletik-Meisterschaften in Leiria am 26. Juni 2022 über die Ziellinie – also gut zwei Jahre vor Beginn der Olympischen Spiele 2024 in Paris.

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Olympische Spiele 2024

Autor(en): Théophile BLOUDANIS / Lisa-Marie ROZSA / AFP Griechenland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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