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5G hat „keine erheblichen Auswirkungen“ auf Gesundheit und Umwelt

5G ist die fünfte Generation eines Mobilfunkstandards, die seit 2019 eingeführt wird. Nach einer im November 2025 kursierenden Behauptung verursache 5G ein „sanftes Vergrillen des Lebens auf der Erde“, ähnlich wie eine Mikrowelle Nahrung erwärmen würde. Fachleute erklärten jedoch, dass der Vergleich hinke und 5G bei Einhaltung gesetzlicher Sicherheitsvorgaben sicher sei. Ein angeführtes Zitat eines Mediziners sei zudem nicht korrekt.

Eine Portion Spaghetti, dazu Tomatensoße und frische Kräuter: „Grillt drinnen“, lautet der Schriftzug über einer Mikrowelle der Marke Toshiba in einem Facebook-Post vom 15. November 2025. Auf demselben Bild ist darunter ein Sendemast mit Antennen zu sehen. Der Himmel wirkt bedrohlich. „Grillt draußen“, heißt es. Karl Hecht, „deutscher Physiologe und Zeolith-Pionier“ soll laut Postingbeschreibung „mit Blick auf 5G“ gesagt haben: „Die thermischen Wirkungen dieses Systems erzeugen ein sanftes Vergrillen des Lebens auf der Erde. Mensch, Tiere, Pflanzen.“ Die Behauptung wurde auch auf Instagram sowie auf Ungarisch geteilt.

Instagram- und Facebook-Screenshots der Behauptung, rote Kreuze von AFP hinzugefügt: 25. November 2025

Doch der Vergleich zwischen Mikrowellenöfen und dem 5G-Funk hat laut Expertinnen und Experten keine Basis. Zudem erwärme der Mobilfunk die Umgebung nicht erheblich.

„Natur wird durch 5G-Basisstationen nicht erwärmt“

Seit 2019 wird die Mobilfunkgeneration 5G eingeführt. Mithilfe von 5G sollen Anwendungen von schnellerer Datenübertragung profitieren. Der 5G-Mobilfunk nutzt hochfrequente elektromagnetische Felder zur Übertragung von Daten. Mikrowellenkochgeräte nutzen ebenfalls hochfrequente elektromagnetische Felder, deren Frequenzen dem Mobilfunk ähneln.

„Aber die Frequenz sagt nichts über die Leistungsstärke aus“, sagte Dirk Heberling am 21. November 2025 im Gespräch mit AFP. Heberling leitet das Institut für Hochfrequenztechnik (IHF) der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, welches tausende Studien zu den Auswirkungen elektromagnetischer Felder sammelte. Im Gegensatz zu 5G sei „ein Mikrowellenofen ein geschlossenes Gerät mit dem Ziel, innerhalb des Garraums Speisen zu erwärmen“. Die Leistung würde sich ungleichmäßig verteilen, weshalb das Gefäß mit der Speise, die erwärmt werden soll, auch auf einem Drehteller rotiert werden müsse. „Ansonsten wird die Speise nicht gleichmäßig warm“, erklärte Heberling.

„Die Intensität der Felder, die auf die Nahrung wirkt, ist dabei deutlich höher als beim Mobilfunk“, beschrieb auch eine Sprecherin vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am 24. November 2025 auf AFP-Anfrage. Die Frage, ob 5G-Masten die Umwelt „vergrillen“ würden, verneinte die BfS-Sprecherin: „Die hochfrequenten elektromagnetischen Felder des Mobilfunks – 5G inbegriffen – leisten keinen relevanten Beitrag zur Erderwärmung.“

Der IHF-Leiter veranschaulichte dies: „Nein, die Natur wird durch 5G-Basisstationen nicht erwärmt.“ Die Energie dazu sei „gar nicht da“. Ein Mikrowellenofen würde auch nicht einen Baum „vergrillen“ können. Seine Leistung genüge nicht, „um solche Erwärmungen zu erreichen“. Zudem würde die „Energie, die in diesem kleinen Raum freigesetzt wird, in einem Freiraum einfach verpuffen“. Heberling verglich dies mit einem „auf einem Balkon gestellten Heizlüfter“, der die Umgebung „auch nicht nachhaltig erwärmen würde“.

Der Vergleich mit der Mikrowelle in den Posts hinkt somit.

5G sei unter Einhaltung von Vorgaben sicher

Das BfS erklärte gegenüber AFP zudem, dass „keine schädlichen Wirkungen auf die Gesundheit zu erwarten“ seien, „solange die Grenzwerte eingehalten werden“. Dennoch haben manche Userinnen und User Sorgen vor möglichen Gesundheitsrisiken.

Das BfS bestätigte auf AFP-Anfrage, dass hochfrequente elektromagnetischen Felder das Körpergewebe erwärmen können, wenn diese auf den menschlichen Körper treffen. Doch „Grenzwerte für Sendeanlagen und Produktnormen für Mobiltelefone“ würden verhindern, dass „diese Erwärmung ein gesundheitsschädliches Ausmaß annehmen kann“. Für Tiere und Pflanzen seien „unterhalb der Grenzwerte keine schädlichen Auswirkungen nachgewiesen“.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte auf ihrer Website im Jahr 2020 ebenfalls, dass die Aussetzung drahtloser Technologien „kein gesundheitsschädlicher Effekt“ verursache. Sofern die Gesamtbelastung unter den internationalen Richtwerten bleibe, seien „keine Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit zu erwarten“. Die von der WHO entwickelten Grenzwerte wurden auch von der Europäischen Union übernommen.

Die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK) verabschiedete im Jahr 2021 eine Stellungnahme zur Sicherheit von 5G, auf die Heberling verwies. Darin kam die SSK „auf Basis des aktuellen Standes der Forschung“ zum Schluss, dass „derzeit keine belastbaren Hinweise für gesundheitliche Risiken bei Expositionen von Personen unterhalb der in Deutschland gültigen Grenzwertvorgaben für Sendeanlagen und Endgeräte vorliegen“. Die SSK präzisierte, dass „die persönliche Gesamtexposition“ beim 5G-Mobilfunk „nicht durch die Basisstationen“ dominiert werde, sondern „in der Regel durch das eigene Endgerät“. Diese Aussage deckt sich mit Empfehlungen der deutschen Verbraucherzentrale, wonach beim Telefonieren etwa „auf einen möglichst großen Abstand zwischen Kopf und Smartphone“ geachtet werden soll.

Die Bundesnetzagentur ist für die Zulassung der Mobilfunkstationen in Deutschland zuständig. Auf ihrer Website ist eine Karte aufrufbar, worauf der Sicherheitsabstand für jede Basisstation überprüft werden kann. Dieser betragt laut Informationen des BfS „bei reinen Mobilfunksendeanlagen üblicherweise nur wenige Meter in Abstrahlrichtung der Antenne“. Heberling wies auf „Abstände in einer Größenordnung von 10 bis 15 Metern“ hin.

Das für Telekommunikation zuständige österreichische Ministerium weist auf seiner Website darauf hin, dass die Grenzwerte für gängige Mobiltelefone auf der Plattform des Forums Mobilkommunikation überprüft werden können. Die Deutsche Telekom bestätigt online, dass Handys und Smartphones so konstruiert seien, dass sie die nötigen Grenzwerte „nicht nur einhalten, sondern deutlich unterschreiten„.

Wie zudem Heberling im Gespräch mit AFP anmerkte, könne „die 5G-Technologie im Vergleich zu 4G zwar eine deutlich höhere Datenrate übertragen“, aber die Sendeleistung sei „hierbei nicht größer geworden“.

Charité will Zitat des Mediziners nicht kommentieren

Mittels Stichwortsuche der Postbeschreibung fand AFP ein Paper aus dem Jahr 2019, in dem das Zitat des verstorbenen deutschen Mediziners Karl Hecht vorkommt. Laut Posting war Hecht an der Charité in Berlin tätig. AFP kontaktierte die Berliner Charité, die jedoch kein öffentliches Statement dazu abgeben wollte, da das Thema kein Schwerpunkt der Universitätsklinik sei.

Laut dem Lebenslauf Hechts, der öffentlich abrufbar ist, war er jedoch nur bis ins Jahr 1991 an der Charité tätig. Damals stand das 5G-Funknetz noch nicht zur Debatte, da es erst 2019 eingeführt wurde. Hecht starb im Jahr 2022. Zu Lebzeiten beschäftigte er sich unter anderem mit Schlafstörungen und Raumfahrtmedizin. Seine Publikation aus dem Jahr 2019 mit dem geteilten Zitat trägt den Untertitel „Wissenschaftlich begründete Warnung eines Arztes vor den Todsünden der digitalisierten Menschheit“. Solche Wertungen sind in seriösen wissenschaftlichen Berichten unüblich.

AFP überprüfte bereits Behauptungen im Zusammenhang mit 5G.

Fazit: Nach einer Online-Behauptung würde 5G angeblich ein „sanftes Vergrillen des Lebens auf der Erde“ verursachen, ähnlich wie ein Mikrowellenofen die Nahrung erhitzt. Die 5G-Technologie ist laut mehreren Expertinnen und Experten sicher. Ein verstorbener Mediziner wurde in den Posts mit einer Aussage zitiert, die laut mehreren Fachleuten nicht korrekt ist.

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Technologie, Gesundheit, Umwelt

Autor(en): Elena CRISAN / AFP Österreich

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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