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86 Millionen Bankkonten von Bereinigung betroffen

Biometrische Authentifizierung, etwa beim Eröffnen von Bankkonten, soll kriminelle Handlungen erschweren. Manche fürchten bei der Erfassung persönlicher Daten eine staatliche Überwachung und damit einhergehende Einschränkungen der Privatsphäre. Im Netz wird behauptet, dass derzeit 86 Millionen Menschen in Vietnam keinen Zugriff auf ihr Bankkonto haben, «weil sie sich weigerten, den neuen digitalen Identifikationszwang zu erfüllen.»

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Diese Zahl wird in lokalen Medien zwar verbreitet, bezieht sich aber auf Bankkonten, nicht auf Personen. Es ist möglich, über mehrere Konten zu verfügen. Behördenangaben zufolge würden größtenteils inaktive Accounts gesperrt werden.

Fakten

Seit 2022 treibt Vietnam die Digitalisierung konsequent voran. Diese schließt die Bereiche des digitalen Zahlungsverkehrs und der Betrugsprävention ebenso eine wie digitale Verwaltung und Online-Dienste.

Seit Mitte 2024 existiert eine einheitliche digitale Authentifizierungsplattform, etwa für Bankgeschäfte, die Zahlungsdienstleister betreffen. Sie soll die Sicherheit bei Online-Banking und Kartenzahlungen erhöhen. Eine Pressemitteilung hierzu wurde im Juni 2024 auf der Webseite der vietnamesischen Zentralbank (SBV) veröffentlicht.

Grundlage ist die «Decision 2345/QD-NHNN» der SBV, die Banken und Zahlungsdienstleister verpflichtet, Kundendaten zu verifizieren. Die Vietnam International Bank (VIB) informierte vorab, dass Überweisungen und Abhebungen ab Anfang 2025 nur noch möglich sind, wenn Kontoinhaber sich biometrisch authentifizieren.

Keine gezielte Bestrafung von «Verweigerern»

Auch die vietnamesischen Industrie- und Handelskammer (VCCI) berichtet darüber, dass Banken die Eigentümer der Konten im Vorfeld zum Handeln aufgefordert hätten. Im September 2025 sollen alle weiterhin inaktiven und nicht verifizierten Konten geschlossen werden, heißt es in lokale Medien wie «VietNamNet», das vietnamesischen Ministerien unterstellt ist.

Vor der Überprüfung habe es 200 Millionen registrierte Bankkonten gegeben, von denen anscheinend nur noch rund 113 Millionen Konten von Einzelpersonen und etwa 711.000 Konten von Organisationen aktiv seien. Vietnam hat etwas mehr als 100 Millionen Einwohner, es gibt also noch immer deutlich mehr Konten als volljährige Vietnamesinnen und Vietnamesen.

Für die restlichen knapp 86 Millionen Konten gelte, dass sie entweder nicht bestätigt, inaktiv oder verdächtig sind, berichtet «VietNamNet» und bezieht sich auf Aussagen des Leiters des Zahlungsverkehrs der SBV, Pham Anh Tuan.

In der lokalen Berichterstattung wird ausdrücklich von «Konten» gesprochen, nicht von «Menschen». Die englischsprachige Ausgabe des offiziellen Online-Nachrichtendienstes der Vietnam News Agency (VNA), sowie weitere lokale Meiden hatten ebenfalls über die Sperrungen ab September berichtet.

Biometrische Verfahren sind international etabliert

Sie unterstehen größtenteils der Weisung der kommunistischen Regierung un des Premierministers Vietnams. Kritik am Staat oder deren politischen Entscheidungen wird verfolgt, wie etwa bei Reporter ohne Grenzen oder Freedom House erklärt wird. Ebenso unterliegt die SBV direkt der politischen Repräsentanten der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV).

Biometrische Authentifizierungsverfahren sind international etabliert, auch in Deutschland. Die SBV spricht bei der Schließung der Konten von einer «Systembereinigungsmaßnahme». Im digitalen Raum ist diese Praxis nicht unüblich.

(Stand: 22.9.2025)

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Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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