Diese "Forbes"-Titelbilder zu Hamas-Führern sind gefälscht - Featured image

Diese „Forbes“-Titelbilder zu Hamas-Führern sind gefälscht

Der bisher tödlichste Krieg im Gazastreifen, der durch die Hamas-Angriffe vom 7. Oktober auf Israel ausgelöst wurde, geht in den zweiten Monat und hat auf beiden Seiten zu einem intensiven Kommunikationskampf geführt. Aktuell verbreiten sich in sozialen Netzwerken viral Coverseiten, die denen des US-Magazins „Forbes“ ähneln. Darauf sind Hamas-Führer und ihr angebliches Vermögen abgebildet. „Forbes“ bezeichnete die Cover allerdings als Fälschung. Die Titelseiten weisen außerdem mehrere Unstimmigkeiten auf.

In sozialen Netzwerken verbreitete Bilder erwecken den Eindruck, echte Titelbilder des US-Magazins „Forbes“ zu sein. In großen weißen Buchstaben ist jeweils der „Forbes“-Schriftzug über dem Kopf eines Mannes zu sehen. Die abgebildeten Männer sind führende Persönlichkeiten der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas. Darunter steht jeweils eine Geldsumme und die Bezeichnung „Milliardär“. Ihr Reichtum wird mit Kriminalität in Verbindung gebracht, auf den Covern werden sie als „Diebe“ bezeichnet.

Accounts des israelischen Außenministeriums veröffentlichten die vermeintlichen „Forbes“-Cover in zahlreichen Sprachen. Neben den englischsprachigen Accounts auf X, ehemals Twitter, des israelischen Außenministeriums (hier und hier) verbreiteten auch die israelische Botschaft in Deutschland (hier und hier) sowie in Österreich die angeblichen Titelbilder (hier). Tausende Nutzerinnen und Nutzer verbreiteten die Beiträge. Bereits vor der Verbreitung durch die offiziellen Accounts hatten User das Maschaal-Cover online geteilt.

Die Coverbilder kursieren auch auf anderen Kanälen wie Facebook und Telegram, außerdem in zahlreichen weiteren Sprachen, etwa auf Griechisch, Französisch oder Spanisch. Beiträge mit dem Cover wurden tausendfach verbreitet, etwa der des deutschen Journalisten Jan Fleischhauer.

Aber diese Coverbilder sind Fälschungen, wie „Forbes“ gegenüber AFP bestätigte.

Screenshot der Behauptung auf X (ehemals Twitter): 6. November 2023
Screenshot der Behauptung auf X (ehemals Twitter): 6. November 2023

Israels bisher tödlichster Krieg im Gazastreifen, der durch die Hamas-Angriffe vom 7. Oktober ausgelöst wurde, ging in der zweiten Novemberwoche in seinen zweiten Monat. Die Hamas stürmte am 7. Oktober aus dem Gazastreifen nach Israel und tötete nach israelischen Angaben rund 1400 Menschen, zumeist Zivilistinnen und Zivilisten.

Rund 10.500 Palästinenser, hauptsächlich Zivilistinnen und Zivilisten, wurden im gesamten Gazastreifen bei den israelischen Bombardierungen als Vergeltung für die Angriffe der militanten islamistischen Palästinensergruppe getötet, so die jüngste Zahl der Hamas. Zahlen über die Opfer des aktuellen Konflikts sind allerdings nicht unabhängig überprüfbar und werden regelmäßig infrage gestellt.

Dieser Konflikt ist auch der Schauplatz eines intensiven Kommunikationskampfes zwischen Israel und der Hamas.

Auf den verbreiteten Bildern sind die beiden Hamas-Führungspersönlichkeiten Ismail Haniyeh und Chaled Maschaal abgebildet. Ismail Haniyeh wurde 2017 als Nachfolger von Chaled Maschaal zum Leiter des politischen Büros der Hamas gewählt und war zuvor unter anderem palästinensischer Premierminister. Er lebt im freiwilligen Exil und teilt seine Zeit zwischen der Türkei und Katar auf. Der ehemalige Hamas-Führer Maschaal hat sein Amt zwar schon vor Jahren abgegeben, ist aber immer noch politisch aktiv und hat zu einem „Tag des Zorns“ mit Demonstrationen in den Nachbarländern aufgerufen, um „eine Botschaft des Zorns“ zu senden. Auch er lebt im Exil und gilt als Vertreter des radikaleren Blocks der Hamas.

Über die Ereignisse in Israel und im Gazastreifen haben sich seither unzählige Falschinformationen verbreitet. Faktenchecks zum Krieg im Nahen Osten sammelt AFP hier. Gefälschte Titelblätter kursierten bereits im Zuge des Ukrainekrieges immer wieder.

Israelische Behörden sprechen von Satire

Unter manchen ihrer Beiträge mit den vermeintlichen „Forbes“-Titelbildern weisen offizielle israelische Accounts selbst darauf hin, dass es sich bei den Bildern nicht um echte „Forbes“-Cover handle (hier und hier, archivierte Versionen hier und hier). In den Beiträgen heißt es, dass die Magazintitelbilder „Satire und illustrativ“ seien.

Viele Nutzerinnen und Nutzer scheinen die Cover allerdings als echt wahrzunehmen. Sie beschreiben das Bild beispielsweise als „Titelseite von Forbes“ oder fassen die Information so zusammen: „Das Wirtschaftsmagazin ‚Forbes‘ gab das Vermögen von Chaled Maschaal bekannt.“ Ein Nutzer kommentiert etwa: „Finanziert von Deutschland und vom Rest.“

X-Screenshot des Satirehinweises: 6. November 2023
X-Screenshot des Satirehinweises: 6. November 2023

„Forbes“ dementiert 

Der US-Kommunikationschef von „Forbes“, Bill Hankes, bestätigte gegenüber AFP, dass die im Umlauf befindlichen Cover gefälscht seien. Am 6. November 2023 schrieb er in einer Mail, dass „dies keine ‚Forbes‘-Cover sind“ und dass sie eine Reihe von Unregelmäßigkeiten in der Formatierung aufweisen würden.

Auch der Chefredakteur der deutschsprachigen Ausgabe von „Forbes“, Klaus Fiala, schrieb am 6. November 2023 in einer Mail: „Ich kann bestätigen, dass auf Deutsch keine entsprechende ‚Forbes‘ -Ausgabe erschienen ist.“

„Forbes“ sammelt seine englischsprachigen Ausgaben online. Auf der Website des Magazins (hier archiviert) ist aber keine der beiden vermeintlichen Ausgaben zu finden. Stattdessen ist auf der Ausgabe von Oktober und November 2023 der Meta-Gründer Mark Zuckerberg abgebildet.

Website von „Forbes“, Screenshot: 6. November 2023

Ein Vergleich der echten Ausgaben auf der „Forbes“-Website mit den aktuell verbreiteten angeblichen Coverbildern zeigt außerdem Unterschiede.

Am oberen Bildrand weisen die echten Cover meist auf weitere Artikel im Heft hin. Die aktuell kursierenden Bilder enthalten an dieser Stelle hingegen den Schriftzug der „Sonderausgabe des größten Lügners der Welt“, gemeinsam mit der Ortsangabe Gaza und dem Veröffentlichungsdatum des 07. Oktober 2023 (inklusive Null, die in englischsprachigen Datumsangaben in der Form unüblich ist), dem Tag des Angriffs der Hamas. Forbes erscheint nicht täglich, andere Ausgaben auf der „Forbes“-Website enthalten keine solche Orts- oder Datumsangabe.

Während die falschen Titelbilder einen Barcode am rechten unteren Ende abgebildet haben, fehlt so ein Code auf den echten Titelbildern. Die jüngsten echten Cover haben den Schriftzug der Marke jeweils in der Mitte platziert, auf den gefälschten Titelbildern reicht der Schriftzug bis ganz zum Rand. Außerdem unterscheidet sich die Schriftart der Aufschriften am Cover. Der Hintergrund der echten Cover ist meist dunkel gehalten, während man im Hintergrund eines der falschen Titelbilder etwa zerstörte Gebäude sieht.

Auch inhaltlich sind die vom israelischen Außenministerium verbreiteten Titelblätter weitaus zugespitzter formuliert. Die falschen Cover stellen Haniyeh etwa so vor: „Ohne Schande bereist er die Welt, während er behauptet, sein Volk von der Besatzung zu befreien.“

Zudem enthalten die gefälschten Titelbilder Fehler. Auf dem Cover mit Chaled Maschaal fehlt beispielsweise ein Wort im Satz „Tipps und Tricks für die Zerstörung (des) eigenen Landes“. Am anderen Cover mit Ismail Haniyeh sind mehrere Wörter fälschlich großgeschrieben.

Über das Vermögen der Hamas sowie das Luxusleben ihrer Anführer wird immer wieder berichtet. Die genauen Zahlen ließen sich von AFP allerdings nicht unabhängig prüfen. Die Bevölkerung des Gazastreifens leidet unter verheerender Armut. Etwa die Hälfte ist nach Angaben der Weltbank arbeitslos, mehr als zwei Drittel der Bewohner hängen von Entwicklungshilfe ab.

Fazit: Das US-Magazin „Forbes“ hat keine Ausgaben über das Vermögen der Hamas veröffentlicht. Zwei online kursierende Titelblätter mit optischen Unstimmigkeiten wies das Medium als Fälschung zurück. Weit verbreitet hatten sich die Cover, nachdem offizielle israelische Accounts sie geteilt hatten. Das israelische Außenministerium wies darauf hin, dass es sich dabei um „Satire“ handle.

Fact Checker Logo

Israel-Hamas-Konflikt

Autor(en): Eva WACKENREUTHER / AFP Österreich

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen