Die Corona-Pandemie war nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine logistische Herausforderung. Deswegen wurden in Deutschland Zentrallager eingerichtet, um zum Beispiel Schutzmasken zu lagern und zu verteilen. In den sozialen Medien verbreitet sich nun die Behauptung, Bayern würde Lager einrichten, um dort «Widerspenstige» einzusperren. Grund dafür sei eine Vogelgrippe-Pandemie, die angeblich geplant sei und in die auch Bill Gates involviert sei. Was steckt hinter solchen Behauptungen?
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Das Logistik-Lager in Bayern existiert bereits seit 2020. Der Freistaat suchte lediglich nach einem neuen Standort. Darauf, dass dort Menschen eingesperrt werden sollen, liefern die verlinkten Videos keinerlei Belege. Bill Gates fördert vielen Jahren Forschung, die die Ausbreitung der Vogelgrippe auf den Menschen verhindern soll.
Fakten
Die Behauptung basiert auf einem mittlerweile abgelaufenen Gesuch des Freistaates Bayern, das in Internetarchiven aber noch angeschaut werden kann. Darin suchte der staatseigene Betrieb «Immobilien Freistaat Bayern» (IMBY) nach einem Ort im Umkreis Münchens für das «Pandemie-Zentrallager Bayern». Eine Sprecherin stellte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) jedoch klar, dass es hierbei nur um den Umzug des bereits bestehenden Zentrallagers gehe.
Lager soll Logistik im Krisenfall sicherstellen
«Der bisherige Standort steht für längerfristige Planungen nicht zur Verfügung, sodass die Immobilien Freistaat Bayern gebeten wurde, alternative Standorte zu prüfen», so die IMBY-Sprecherin. Das bisherige Lager wurde im ersten Jahr der Corona-Pandemie aufgebaut und soll auch in künftigen Krisensituationen Krankenhäuser, Arztpraxen oder Pflegeheime versorgen und damit Lieferengpässe verhindern.
Informationen der Staatsregierung zum Beschluss des Ministerrats zur Einrichtung eines Zentrallagers von Juli 2020 kann man im Netz ebenfalls noch einsehen. Die Bayerische Landesregierung bezeichnet den Aufbau des Zentrallagers darin als «strategischen Grundstock», um unter anderem die «Verfügbarkeit von medizinischem Schutzmaterial» sicherzustellen, auch für künftige Krisensituationen und mögliche Pandemien.
Dass das Lager weiter bestand, war kein Geheimnis. So berichtete die dpa etwa im Juli 2023 darüber, dass Bayern Schutzmasken und Schutzhandschuhe aus dem Zentrallager verteile, bevor ihr Haltbarkeitsdatum ablaufe.
Ein ebenfalls in diesem Zusammenhang verlinktes Video über eine Einrichtung, in der Kranke tatsächlich gegen ihren Willen isoliert und behandelt werden, geht es um die «non-compliance» TBC-Station des Bezirksklinikums Obermain in Kutzenberg zur Behandlung von «krankheitsuneinsichtigen und behandlungsunwillige» Tuberkulose-Patienten. Über die Eröffnung war 2022 ausführlich berichtet worden.
Gates-Stiftung finanzierte Projekt zur Vogelgrippe-Abwehr
Was ist mit der Behauptung, dass eine neue Pandemie «geplant» sei? Der Vogelgrippe-Erreger H5N1 breitet sich seit 2022 besonders in den USA aus. Experten sehen ihn als möglichen Kandidaten für eine kommende Pandemie. Eine echte Gefahr für den Menschen ist das Virus aber vorerst nicht, auch wenn sich inzwischen auch Menschen damit infiziert haben. Anders als anfangs bei den Coronaviren gibt es für Vogelgrippe bereits Impfstoffe, die angepasst werden könnten.
Immer wieder wird Bill Gates von Verschwörungsgläubigen für die Verbreitung von Krankheiten verantwortlich gemacht. Auch in diesem Fall behaupten User, Gates würde hinter der neuerlichen Ausbreitung der Vogelgrippe stecken. Demnach hätte er angeblich Forschung finanziert, die die Übertragung des Vogelgrippe-Erregers auf den Menschen begünstigen würde. Das ist aber falsch, wie ein dpa-Faktencheck zeigen konnte.
Bereits im Jahr 2009 erhielt ein Forschungsprojekt eine Förderung der Bill & Melinda Gates-Stiftung. Die Studie hatte das Ziel, ein Verfahren zu entwickeln. Es ging darum, frühzeitig Virusmutationen zu identifizieren, die potenzielle Grippepandemien auslösen könnten. «Die verbesserte Fähigkeit, vorherzusagen, ob ein Virus pandemisches Potenzial hat, wäre für die Weltgemeinschaft von unschätzbarem Wert», erklärte der Studienleiter in einer Pressemitteilung.
(Stand: 26.7.2024)