Seit Jahren wird in der Adventszeit von gewissen Nutzern auf Social Media der Anschein erweckt, die Sicherheitsmaßnahmen an deutschen Weihnachtsmärkten hätten etwas zu tun mit der Migrationspolitik hierzulande. Regelmäßig werden dafür Fotos wie dieses von festlich beleuchteten Märkten verbreitet, die sich angeblich in Ungarn finden ließen. Die Behauptung: Im Gegensatz zu deutschen Märkten könne in dem osteuropäischen Land mit seinem rigiden Migrationskurs auf Barrieren und Sperren gegen mögliche Anschläge verzichten werden.
Falsch. Keine der beiden Aufnahmen stammt aus Ungarn. Die eine zeigt den Weihnachtsmarkt auf dem Wenzelsplatz in Prag im Jahr 2011, die andere den Breitscheidplatz ein Jahr nach dem Terroranschlag von 2016.
Wegen ihrer harten Haltung in Migrationsfragen gilt die rechtsnationale Regierung des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban vielen Kritikern der deutschen Flüchtlingspolitik als Vorbild. Doch eine Gegenüberstellung von Ungarn und Deutschland mit Bildern zweier Weihnachtsmärkte führt in die Irre. Die Fotos beweisen nicht, dass auf dem Weihnachtsmarkt hierzulande wegen einer vermeintlich erhöhten Anschlagsgefahr Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden müssten, während in Ungarn so etwas angeblich nicht nötig sei.
Fotos aus Tschechien und Deutschland
Die Aufnahme, die angeblich aus Ungarn stammen soll, zeigt in Wahrheit den Weihnachtsmarkt am Wenzelsplatz in der tschechischen Hauptstadt Prag. Aufgenommen wurde das Bild am 27. November 2011 an etwa dieser Stelle.
Rund fünf Jahre später kommt es zu dem islamistischen Terroranschlag mit zwölf Toten am Berliner Breitscheidplatz. Seit dem 16. Dezember 2016 investieren viele Länder in die Sicherheit publikumsreicher Veranstaltungen. Auch aus Ungarn sind Vorkehrungen an Weihnachtsmärkten bekannt – wie etwa 2016, 2017 oder aktuell 2024 in der Hauptstadt Budapest.
Die Aufnahme mit Barrieren aus dem Social-Media-Post stammt tatsächlich aus Deutschland. Das Foto der Nachrichtenagentur AFP zeigt den Markt am Breitscheidplatz im Tageslicht und wurde Ende November 2017 etwa ein Jahr nach der Attacke aufgenommen.
Die Bild-Kombo aus Prag und Berlin ist schon lange im Umlauf – und wurde schon vor Jahren vom dpa-Faktencheck-Team widerlegt.
Weitere Gegenüberstellung irreführend
Im Dezember 2024 verbreitet sich eine weitere falsche Gegenüberstellung des Fotos vom Breitscheidplatz mit einer angeblichen Aufnahme aus Ungarn. Das vermeintliche Foto aus Ungarn zeigt hier in Wirklichkeit den Weihnachtsmarkt in Frankfurt am Main.
(Stand: 13.12.2024)