Einige Nutzerinnen und Nutzer teilen online seitdem eine angebliche Aussage von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Der Stromausfall sei ein «direkter Angriff auf die europäische Souveränität», soll sie demnach als Reaktion gesagt und Russland direkt beschuldigt haben. Die EU werde mit «Einheit, Stärke und Widerstandsfähigkeit» reagieren. Als Quelle für diese Aussage wird auf den US-Nachrichtensender CNN verweisen. Hat Ursula von der Leyen das wirklich gesagt?
Bewertung
Falsch. CNN und der Sprecher von Ursula von der Leyen haben die Darstellung zurückgewiesen. Der Sender warnte bereits vor einem gefälschten Bericht. Darüber hinaus scheinen die zuständigen Behörden in Spanien und Portugal die Möglichkeit eines Cyberangriffs als Ursache derzeit auszuschließen.
Fakten
In Portugal machte das Gerücht schnell die Runde: Kurze Zeit nachdem der Strom am 28. April gegen Mittag ausgefallen war, warnte CNN Portugal die Leser und Zuschauer – um 12:54 Uhr – vor einem gefälschten Nachrichtenbericht.
Unter der Ortsmarke Brüssel imitierte die Textnachricht eine Meldung des Senders. Dem Fake zufolge sei der Stromausfall die vermeintliche Folge einer beispiellosen Welle von Cyberangriffen in Europa, die Russland zugeschrieben werden. Darin ist auch das angebliche Zitat von Ursula von der Leyen wortwörtlich enthalten.
Dieser Artikel sei jedoch nie von CNN veröffentlicht worden, wie der Nachrichtendirektor von CNN Portugal später erneut betonte. Ihm zufolge seien diese Informationen «völlig falsch».
Auch der Sprecher der EU-Kommissionspräsidentin, Jens-Alexander Flosdorff, bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass es sich um Fahlinformationen handele. «Das hat die Präsidentin nie gesagt», teilte Flosdorff mit.
Behörden suchen nach der Ursache des Stromausfalls
In Spanien und Portugal geht eine Woche nach dem großflächigen Stromausfall unterdessen die Suche nach der Ursache weiter. Die spanische Ministerin für ökologischen Wandel Sara Aagesen bat in einem Interview mit der spanische Zeitung «El País» um Geduld. Die Aufarbeitung werde noch einige Zeit dauern.
Eine Cyberattacke komme als Ursache laut dem spanischen Netzbetreiber nicht infrage. Anhand der bisher durchgeführten Analysen werde ein «Cybersicherheitsvorfall ausgeschlossen», sagte der Direktor für den Systembetrieb des Netzversorgers Red Eléctrica, Eduardo Prieto.
«Wir haben seit gestern bei den Untersuchungen die Unterstützung des (nationalen Cyber-Sicherheitsinstituts) Incibe und des (spanischen Nachrichtendienstes) CNI – und heute Morgen konnten wir abschließend feststellen, dass es keinerlei Eindringen in die Kontrollsysteme von Red Eléctrica gegeben hat, das den Vorfall hätte auslösen können», erklärte Prieto. Ähnlich äußerte sich die Regierung in Lissabon.
Bereits am Vortag hatte EU-Ratspräsident António Costa auf X erklärt, es gebe keinen Hinweis auf einen Cyberangriff als Ursache für den großflächigen Stromausfall in Spanien und Portugal. In beiden Ländern war die Stromversorgung einen Tag nach dem Ausfall nahezu komplett wiederhergestellt.
(Stand: 6.5.2025)