Aufnahmen von Sowjet-Banner an Brandenburger Tor sind gefälscht

Gleich mehrere Aufnahmen sollen einen Hackerangriff in Berlin belegen: Am 8. Mai soll der Projektor, der das Brandenburger Tor anstrahlt, gehackt worden und im Anschluss ein sowjetisches Banner darauf projiziert worden sein.

Das behaupten zahlreiche pro-russische Medien sowie Accounts in Sozialen Netzwerken. Fotos und Videos der angeblichen Aktion kursieren in mehreren Sprachen auf X, Telegram, Instagram, Facebook, Threads und Tiktok. Doch die Aufnahmen sind gefälscht.

In mehreren Beiträgen heißt es, die Polizei habe nach dem Hackerangriff eine Untersuchung eingeleitet. Die Berliner Polizei hatte im Vorfeld bei Veranstaltungen und Versammlungen am 8. und 9. Mai 2024 – also an den Gedenktagen an die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus durch die Alliierten und die Rote Armee im Jahr 1945 – Symbole, wie Fahnen mit russischem Bezug untersagt. Damit solle ein „würdevolles Gedenken“ ermöglicht werden.

Polizei Berlin nennt Aufnahme eine Fälschung

Auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck schreibt Susann Barahona, Pressesprecherin der Berliner Polizei, jedoch: „Nach Bewertung aller der Polizei Berlin vorliegenden Erkenntnisse handelt es sich bei den in sozialen Medien kursierenden Videos bzw. Fotos der angeblichen Projektion am Brandenburger Tor um eine optische/grafische Fälschung.“

Die verschiedenen Fotos und Videos der angeblichen Projektion stimmen nicht überein. Auf den Aufnahmen unterscheidet sich etwa, wo auf den Säulen bestimmte Buchstaben der Projektion zu sehen sein sollen. Es ist aber nicht erkennbar, dass der Projektor wackelt oder das Motiv sich bewegen würde.

Zwei Fotos des Brandenburger Tors mit der angeblichen Projektion. Diese ist aber auf den zwei Fotos unterschiedlich.
Die Aufnahmen, die in Sozialen Netzwerken zum Sowjet-Banner kursieren, sind nicht stimmig. So unterscheidet sich beispielsweise, an welcher Stelle des Brandenburger Tors welcher Ausschnitt des Banners zu sehen ist. (Quellen: X; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Videos und Bilder von angeblicher Projektion auf Brandenburger Tor liefern Unstimmigkeiten 
Die Faktencheck-Redaktion Delfi aus Litauen stellte zudem fest: Die Art, wie die angebliche Projektion an horizontalen Teilen des Tores zu sehen ist, unterscheidet sich von echten Projektionen, die es in der Vergangenheit gegeben hat. Dort ist sie kaum sichtbar, wie der Vergleich mit einem Foto zeigt, das eine Redakteurin von CORRECTIV.Faktencheck im Oktober 2023 aufgenommen hat.

Zwei Fotos des Brandenburger Tors mit Projektionen. Auf dem oberen Foto sieht man auf der Unterseite des Torbalkens keine Projektion, auf dem unteren Foto hingegen schon.
Der Vergleich mit einer echten Projektion auf dem Brandenburger Tor (oben) belegt: Die Farbe der Sowjet-Flagge (unten) müsste unter den Torbögen deutlich schlechter oder gar nicht zu sehen sein. (Quellen: CORRECTIV.Faktencheck / X; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Abgesehen von alledem gibt es keine seriösen Berichte über die angebliche Projektion.

Aufnahmen werden auf pro-russischen Plattformen geteilt, die schon häufiger mit Desinformation auffielen

Wer die Fälschung in die Welt gesetzt hat, ist unklar. Fest steht aber: Viele pro-russische Kanäle verbreiteten sie. Darunter etwa Ugoria TV, ein nach eigenen Angaben staatlicher Sender einer autonomen Verwaltungsregion in Russland; der von der EU sanktionierte russische pro-Kreml-Sender Tsargrad TV; der Moskauer Sender 360° und das russische Militärmagazin Topwar, das bereits in der Vergangenheit Falschinformationen verbreitete.

Auch die Seite pravda-de.com teilte die gefälschten Aufnahmen. Sie gehört zu einem russischen Desinformations-Netzwerk namens „Doppelgänger“. Ebenfalls Teil dieses Netzwerkes soll der X-Account „WanderfalkeInfo“ sein, auch dieser teilte die manipulierten Aufnahmen des Brandenburger Tors.

Zum Gedenktag letztes Jahr am 8. Mai 2023 kursierte bereits eine ähnliche Falschbehauptung: Damals hieß es, auf dem Bundestagsgebäude sei eine sowjetische Flagge gehisst worden – auch das war falsch.

Redigatur: Kimberly Nicolaus, Sophie Timmermann 

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Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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