Eine Aussage von Donald Trump während einer Wahlkampfrede im US-Bundesstaat Ohio wird im Netz teilweise aus dem Kontext gerissen. Dort sprach Trump davon, dass es ein „Blutbad“ für das Land geben werde, sollte er nicht gewählt werden. Auf Facebook kommentiert ein Nutzer, Trump sei geisteskrank. Auf Bluesky schreibt einer: „Dieser Mann verkörpert wirklich alles, vor dem die Founding Fathers bei der Ausarbeitung der US-Verfassung Angst hatten.“ Und auf X heißt es: „Faschist macht mal wieder Dinge, die Faschisten eben so tun, z.B. das eigene Land quasi unverblümt vor die Wahl ‚Faschismus oder Bürgerkrieg!‘ stellen.“
Doch diesen Beiträgen fehlt Kontext. Trump verwendete den Begriff „Blutbad“ während seiner Ausführungen über die Wirtschaft. Konkret sprach er über den Import von chinesischen Autos, die in Mexiko gebaut werden. Ohne diesen Zusammenhang kann das Zitat falsch verstanden werden.
Hier das vollständige Zitat aus Donald Trumps Rede: „China baut jetzt ein paar riesige Fabriken, in denen sie Autos in Mexiko bauen werden, und sie denken, dass sie diese Autos ohne Steuern an der Grenze in die Vereinigten Staaten verkaufen werden. Lassen Sie mich Ihnen etwas sagen, an China, wenn Sie zuhören, Präsident Xi […]: Diese großen Monster-Autofabriken, die Sie gerade in Mexiko bauen; und Sie glauben, Sie werden das bekommen, Sie werden keine Amerikaner einstellen und die Autos an uns verkaufen – nein. Wir werden auf jedes einzelne Auto, das über die Grenze kommt, einen Zoll von 100 Prozent erheben. Und Sie werden diese Autos nicht mehr verkaufen können – wenn ich gewählt werde! Wenn ich nicht gewählt werde, wird es ein Blutbad für das ganze – das wird noch das Mindeste sein, es wird ein Blutbad für das Land sein, das wird noch das Mindeste sein. Aber Sie werden diese Autos nicht verkaufen.“
Debatte um „Blutbad“-Zitat zieht Verbindungen zum Sturm auf das Kapitol 2021
Oft wird Trumps Aussage im Netz in Zusammenhang mit dem gewaltsamen Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 gestellt; auch US-Präsident Joe Biden stellte diese Verbindung auf X her. „Es ist offensichtlich, dass dieser Typ einen zweiten 6. Januar will“, schrieb Biden am 17. März auf X als Kommentar zu einem Videoausschnitt der Rede Trumps, in dem der Kontext zu den Autoimporten fehlt.
Tatsächlich begann Trump seine Rede mit Lob für die Menschen, die in Zusammenhang mit dem Aufstand vom 6. Januar 2021 verurteilt wurden und versprach, ihnen zu helfen, falls er im November gewählt werde. Gegen Trump laufen mehrere Gerichtsverfahren, unter anderem wegen des mutmaßlichen Versuchs, das Wahlergebnis 2020 zu manipulieren, und seiner Rolle rund um den Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol. In Ohio sagte Trump außerdem, falls er die aktuelle Wahl verliere, glaube er nicht, dass es in den USA noch einmal zu einer Wahl kommen werde, „und schon gar nicht zu einer bedeutsamen Wahl“.
Ein Sprecher der Trump-Wahlkampagne sagte der Washington Post, dass sich die Aussage von Trump nicht auf Gewalt, sondern auf die Autoimporte beziehe. Es gehe um ein „wirtschaftliches Blutbad“, das Joe Bidens Politik verursachen werde, sagte der Sprecher. Auch Trump selbst ordnete seine Wortwahl auf seinem eigenen Sozialen Netzwerk „Truth Social“ in diesem Kontext ein.
Im Englischen wird das Wort „Blutbad“ tatsächlich neben der wörtlichen Bedeutung oft in Zusammenhang mit der Wirtschaft genutzt. Das zeigen mehrere Medienberichte und die Beispiele für die Benutzung des Wortes im Cambridge-Wörterbuch.
Redigatur: Viktor Marinov, Matthias Bau