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Diese Behauptung über die Kündigung eines Piloten im Zusammenhang mit Chemtrails ist Satire

Eine beliebte deutsche Satire-Website veröffentlichte ein satirisches Video über einen Piloten, der angeblich gekündigt wurde, weil er sich geweigert hatte, Chemtrails zu versprühen. Obwohl auf der Website darauf hingewiesen wird, dass „[…] alles, was im Postillon steht, Satire [ist] und somit dreist zusammengelogen“, wurde das Video Anfang Oktober 2024 von Hunderten Nutzerinnen und Nutzern sozialer Medien als der Wirklichkeit entsprechend geteilt. Dies ist jedoch falsch. Expertinnen und Experten erklärten gegenüber AFP, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für die Behauptung gibt, dass schädliche Chemikalien absichtlich für ruchlose Zwecke versprüht werden. 

„DEM PILOT WURDE GEKÜNDIGT… WEIL ER NICHT BEREIT WAR… GIFT AUF DIE MENSCHHEIT UND DIE UMWELT AUSZUSPRÜHEN“, beginnt ein Facebook-Post, der die Geschichte des „erfahrenen Piloten Christoph W.“ erzählt. Dieser sei gekündigt worden, nachdem er gegenüber seinem Arbeitgeber Lufthansa zugegeben hatte, dass er „auf mehr als 30 Flügen in Europa kein Chemtrail-System verwendet hatte“.

Dem Beitrag zufolge legt der Pilot nun bei einem Gericht in Nürnberg Berufung gegen seine Entlassung ein. Der Beitrag beinhaltet ein rund zweiminütiges Video, in dem angeblich der mutmaßliche Pilot und ein Experte, der sagt, dass das Unternehmen „Hunderte Millionen Dollar an Vertragsstrafen an geheime Weltregierungen“ zahlen musste, interviewt werden.

Ähnliche Behauptungen wurden auch auf X veröffentlicht und mehr als tausendmal angesehen. Auch in anderen Sprachen wie Bulgarisch kursierte der Beitrag.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 17. Oktober 2024

In der rechten unteren Ecke des Videos ist das Logo der deutschen Satire-Website „Postillon“ zu erkennen – das Video war also immer als Satire gedacht.

Story auf Satire-Website veröffentlicht

AFP machte das Video Anfang Oktober 2024 auf der Website „Postillon“ und auf deren Youtube-Kanal ausfindig. Die Geschichte über den Piloten, die in den irreführenden Social-Media-Beiträgen geteilt wurde, findet sich in einer Veröffentlichung vom Oktober 2023.

Facebook-Screenshot der Falschbehauptung auf Bulgarisch (links) und Screenshot von der Website „Postillon“ (rechts): 14. Oktober 2024, Hervorhebungen durch AFP

Im FAQ-Bereich der Website „Postillon“ wird jedoch Folgendes klar und deutlich offengelegt: „[…] alles, was im Postillon steht, ist Satire und somit dreist zusammengelogen. Alle auftauchenden Charaktere sind fiktional, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig. Das sollte eigentlich offensichtlich sein, obwohl zahlreiche Kommentare darauf hinweisen, dass vieles hier für bare Münze genommen wird.“

Der „Postillon“ ist eine beliebte, preisgekrönte deutsche Satire-Website, die 2008 von Stefan Sichermann gegründet wurde. AFP widerlegte bereits Behauptungen in sozialen Medien, die sich auf Beiträge aus dem „Postillon“ stützten und deren Inhalt aus dem Zusammenhang gerissen wurde.

Die deutsche Nachrichtenagentur dpa widerlegte die Behauptungen über den angeblich entlassenen Piloten im November 2023.

Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Chemtrails existieren

AFP hat Verschwörungsmythen zu Chemtrails bereits mehrfach widerlegt, wie beispielsweise hier auf Deutsch und unter anderem hier oder hier auf Bulgarisch. Nach diesen Verschwörungserzählungen handelt es sich bei den Kondensstreifen – also die sichtbaren Streifen, die hinter einem Flugzeug in der Luft zu sehen sind – eigentlich um gefährliche Chemikalien, die absichtlich versprüht und für verdeckte, ruchlose Zwecke eingesetzt werden. Es soll zahlreiche Gründe geben, warum Chemtrails angeblich großflächig versprüht werden, wie beispielsweise Sterilisation, Verringerung der Lebenserwartung, Gedankenkontrolle oder Wetterkontrolle, heißt es online fälschlicherweise.

Im September 2024 wandte sich AFP für einen griechischen Faktencheck an Edward Parson, Professor für Umweltrecht an der University of California-Los Angeles (UCLA). Er erklärte, dass „die Anhängerschaft der Chemtrails-Verschwörung, die glaubt, es finde bereits eine groß angelegte chemische Besprühung der Atmosphäre statt und dass die weißen Wolkenstreifen hinter hoch fliegenden Flugzeugen der Beweis dafür seien, Geschichten erfindet.“

Er fuhr fort und stellte klar, dass das nicht passiere. „Die weißen Streifen hinter Flugzeugen sind Wasser oder Eis und teilweise Abgase der Triebwerke, mit geringen Mengen an Schadstoffen – wie in allen Fahrzeugabgasen“.

Verschiedene Institutionen, wie die Royal Aeronautical Society of Great Britain, die US-Umweltschutzbehörde und das Schwedische Meteorologische Institut, haben erklärt, dass es keine Beweise für die Existenz von sogenannten Chemtrails gibt.

Fazit: Die Behauptung, dass ein deutscher Pilot entlassen worden sei, weil er sich geweigert habe, Chemtrails zu versprühen, stammt von der deutschen Satire-Website „Postillon“. Alles, was dort gepostet wird, ist als Satire zu verstehen und daher rein erfunden und für humoristische Zwecke gedacht.

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Wissenschaft

Autor(en): Rossen BOSSEV / Lisa-Marie ROZSA / AFP Österreich / AFP Bulgarien

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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