Die Inszenierung eines Gemäldes – das Kritiker an „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo Da Vinci erinnerte – durch Drag-Queens und queere Menschen bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris hatte für Kritik von Katholiken und anderen christlichen Gruppen, Prominenten wie Elon Musk, oder Politikern wie Donald Trump und Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán gesorgt. Die französische Bischofskonferenz etwa schrieb, die Feier habe Szenen enthalten, die das Christentum verspottet hätten.
Nun kursiert in Sozialen Netzwerken ein Video, das angeblich tausende Christinnen und Christen zeigen soll, die in Frankreich nach der Olympia-Eröffnungsfeier auf die Straße gehen. Englischsprachige und deutsche Beiträge auf X, Telegram und Instagram mit dem Video erreichten teils millionenfache Aufrufe und zehntausende Likes. Doch: Das Video steht in keinem Zusammenhang zu den aktuellen Olympischen Spielen.
Video zeigt katholische Prozession im August 2022 in Lourdes
Eine Bilder-Rückwärtssuche mit dem Video führt zu einem Facebook-Beitrag vom 15. August 2022. In der Beschreibung des Videos heißt es: „Menschenmenge in Lourdes singt ‚Ave Maria‘ zur Feier von Mariä Himmelfahrt. Auch ein Medienbericht ist unter den Suchergebnissen, demnach nahmen damals tausende Pilgerer an einer Lichterprozession zur Ehre der Jungfrau Maria im katholischen Heiligtum der französischen Stadt Lourdes teil.
Die Aufnahmen und der Gesang aus dem Facebook-Beitrag von 2022 sind identisch mit dem Video, das aktuell in Sozialen Netzwerken kursiert. Auf der Bühne sind dieselben Personen mit Kreuzen zu erkennen (gelbe Markierungen), die Wege durch die Menschenmenge sind gleich, ebenso wie die Lichter im Hintergrund (grüne Markierungen):
Das Video ist also tatsächlich in Frankreich entstanden, es hat aber keinen Bezug zu den aktuellen Olympischen Spielen, sondern ist knapp zwei Jahre alt. Über angebliche Proteste von Christinnen und Christen in Frankreich nach der Eröffnungsfeier finden sich zudem keinerlei Medienberichte.
Umstritten, ob Inszenierung bei Olympia-Eröffnungsfeier das letzte Abendmahl parodierte
Ob die Inszenierung bei der Eröffnungsfeier tatsächlich eine Parodie auf das letzte Abendmahl darstellte, ist umstritten. Im Programm trug sie nach einem Bericht des Stern den Titel „Olymp der Götter“ und nicht „Das letzte Abendmahl“.
Medienberichten zufolge erklärte auch der Regisseur der Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, Inspiration sei nicht das letzte Abendmahl gewesen, sondern das Gemälde „Fest der Götter“ des niederländischen Malers Jan van Bijlert. Es zeigt Feierlichkeiten auf dem Olymp. Die Idee sei gewesen, ein großes „heidnisches Fest mit den Göttern des Olymps“ darzustellen. Dafür spricht unter anderem, dass in der Szene mehr Personen als Jünger im Abendmahl zu sehen waren, darunter auch der griechische Gott Dionysos, der im letzten Abendmahl natürlich keine Rolle spielt.
Es kursiert ein weiteres Video in falschem Kontext zur Olympia-Eröffnungsfeier, wie wir hier berichten.
Redigatur: Max Bernhard, Uschi Jonas