Erfundene Geschichte über Mord in U-Bahnhof Zitadelle in Berlin-Spandau

Hinweis: In diesem Text wird Suizid thematisiert. Wenn Sie Depressionen oder suizidale Gedanken haben, bekommen Sie Hilfe zum Beispiel bei der Telefonseelsorge (unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222) oder anderen Beratungsstellen.

Mehrfach wurde CORRECTIV.Faktencheck per Whatsapp auf eine Behauptung hingewiesen, die sich per Messenger, auf Facebook, Instagram, Telegram, X, Tiktok und Youtube verbreitet. Darin heißt es, teilweise im identischen Wortlaut, in Berlin-Spandau habe es einen Großeinsatz der Polizei gegeben: Ein Mann habe „erst im Kaufland eine junge Frau belästigt und anschließend einen 29-jährigen Mann vor eine einfahrende U-Bahn gestoßen“. Der 29-Jährige sei gestorben. Dazu werden Aufnahmen einer Festnahme geteilt, Polizisten halten darin einen Mann am Boden fest.

In anderen Varianten der Nachricht wird das Video der Festnahme mit der Beschriftung geteilt: „Mord in U-Bahn Zitadelle“. Teilweise wird dazu behauptet, ein Syrer habe eine Frau vor die Bahn gestoßen, auf Telegram heißt es wiederum, das vermeintliche Opfer sei ein Jugendlicher – und manche schreiben von einem angeblichen Messerangriff. All diese Geschichten sind frei erfunden, wie uns die Polizei Berlin auf Nachfrage telefonisch mitteilte.

Ein Post auf X mit dem Video der Festnahme wurde mehr als 2.800 Mal geteilt und dazu fälschlich behauptet, es habe einen Messerangriff gegeben (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Polizei: Kein Mord am U-Bahnhof in Spandau – Video zeigt vorläufige Festnahme 

Tatsächlich gab es am 7. Februar 2025 einen Einsatz am U-Bahnhof Zitadelle in Berlin-Spandau (in der Straße Am Juliusturm). Der Grund war jedoch kein angeblicher Mord, sondern ein Suizid, so Polizeisprecher Stefan Petersen-Schümann. Ein 31-jähriger Mann sei vor einen Zug gesprungen und gestorben. „Es steckte keine Straftat dahinter.“ Die Festnahme im Video zeige eine „verhaltensauffällige Person“, die die polizeilichen Abläufe am Bahnhof gestört habe und kurz danach wieder freikam.

Ein Facebook-Beitrag mit der Nachricht, die als Kettenbrief kursiert (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Der Pressekodex mahnt bei Suiziden zur Zurückhaltung bei der Berichterstattung. Wir haben uns entschieden, einen Faktencheck zu veröffentlichen, um der viralen Ausbreitung des falschen Gerüchts etwas entgegenzusetzen. Auch der Polizei war das Video mit der Falschmeldung bereits bekannt.

Redigatur: Sophie Timmermann, Steffen Kutzner 

Mitarbeit: Laura Seime, Sarah Thust

Fact Checker Logo

Bundestagswahl 2025

Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen