Fake-Artikel auf Facebook: Dieter Hallervorden ist nicht live im Fernsehen verunglückt

Nach einem „tragischen Fernsehauftritt“ nehme Deutschland Abschied von Dieter Hallervorden, heißt es im Titel eines angeblichen Tagesschau-Artikels. In einer Markus-Lanz-Sendung soll der Kabarettist und Schauspieler davor ein Finanzgeheimnis gelüftet haben.

Der Artikel verbreitet sich auf Facebook als Werbeanzeige und erreichte laut Meta mehr als 120.000 Konten. In der Werbeanzeige steht, Hallervorden sei „live im Fernsehen tödlich verunglückt“.

Screenshot der Meta-Werbebibliothek
Laut der Meta-Werbebibliothek erreichte der gefälschte Artikel über Hallervorden mehr als 120.000 Konten (Quelle: Meta-Werbebibliothek; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Tagesschau-Artikel über Hallervorden ist manipuliert

Doch ein solcher Artikel ist bei der Tagesschau nie erschienen, wie eine Google-Abfrage mit Suchoperatoren zeigt. Auch sonst gibt es einige Hinweise, dass es sich bei dem Artikel um eine Fälschung handelt: Die Webadresse lautet starhamsa.com statt tagesschau.de. Zwar enthält der gefälschte Artikel das Tagesschau-Logo, andere Elemente der Webseite fehlen jedoch, wie der Hinweis auf die Mediathek, die verschiedenen Rubriken und der aktuelle Stand des Artikels.

Vergleich gefälschter und echter Tagesschau-Artikel
Dem gefälschte Artikel (links) fehlen mehrere Elemente der echten Webpräsenz der Tagesschau (rechts) (Quelle: starhamsa.com/ Tagesschau; Screenshots, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Im gefälschten Artikel funktionieren zudem die meisten Links nicht und die Webseite hat kein Impressum. Es zeigt sich also niemand für den Inhalt verantwortlich. Woran man unseriöse Webseiten erkennt, erklären wir in diesem Artikel genauer.

Interview zwischen Hallervorden und Lanz im angeblichen Tagesschau-Artikel ist erfunden

Auffällig ist auch: Hallervordens angeblich plötzlicher Tod, der im Titel der Werbeanzeige steht, kommt im manipulierten Tagesschau-Artikel gar nicht mehr vor. Stattdessen geht es darum, dass Hallervorden in einer Markus-Lanz-Sendung ein Finanzgeheimnis über Bitcoins gelüftet haben soll, bevor die Deutsche Bundesbank interveniert und das Interview beendet habe.

Mehrere Fotos sollen das entsprechende Interview zwischen Lanz und Hallervorden zeigen. Einem Abgleich mit Hallervordens und Lanz Kleidung nach muss es sich um die Sendung vom 26. September 2017 handeln. Die gesamte Sendung ist auf Youtube zu finden.

Abgleich Markus-Lanz-Sendung
Oben ein Foto aus dem gefälschten Tagesschau-Artikel, unten ein Screenshot aus der Markus-Lanz-Sendung von September 2017 (Quelle: starhamsa.com / Youtube; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Anders als behauptet, sprach Hallervorden bei Markus Lanz nicht über Bitcoins – das Wort taucht im Transkript der Sendung kein einziges Mal auf. Thema der Sendung waren die Ergebnisse der Bundestagswahl vom 24. September 2017.

Darüber, dass Hallervorden im Fernsehen verunglückt sei, finden sich keine Medienberichte. Der Kabarettist ist seit Ende März 2024 fast täglich in einem Stück am Schlosspark Theater in Berlin zu sehen.

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht warnt vor beworbener Handelsplattform Bitcoin Apex

Der gefälschte Tagesschau-Artikel bewirbt mehrfach eine Handelsplattform namens Bitcoin Apex. Auch mehrere Links im Artikel führen zu der genannten Plattform, auf der sich Anlegerinnen und Anleger angeblich kostenlos registrieren und in kurzer Zeit viel Geld verdienen könnten.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) warnte im April 2024 auf ihrer Webseite vor Bitcoin Apex. „Die Anleger werden auf die Websites durch Werbung in sozialen Medien oder manipulierte Tagesschau-Artikel mit Bezügen zu deutschen Prominenten aufmerksam gemacht“, heißt es darin. Bei den unbekannten Betreibern von Bitcoin Apex bestehe der Verdacht, dass sie ohne Erlaubnis der Bafin Finanz- und Wertpapierdienstleistungen anbieten würden. Die Bundesanstalt rate Verbraucherinnen und Verbrauchern generell, bei Geldanlagen im Internet äußerst vorsichtig zu sein und vorab gründlich zu recherchieren, um Betrugsversuche rechtzeitig zu erkennen.

Ein Blick in die Werbebibliothek von Meta zeigt, dass von „Star Hamsa“ geschaltete Werbungen bereits wegen „Verstößen gegen Werbestandards“ entfernt wurden. Eine Anfrage von Meta, wie die Werbungen geprüft werden, blieb bis zur Veröffentlichung des Artikels unbeantwortet.

Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.

Redigatur: Steffen Kutzner, Sophie Timmermann

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Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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