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Fake-Video: Doch, Uğur Şahin ist geimpft und Biontech hat den Corona-Impfstoff entwickelt

Ein Video zeigt ein Interview mit dem Chef des Impfstoffherstellers Biontech, Uğur Şahin. Er sagt in ein Mikrofon der Welt: „Ich habe mich nicht impfen lassen.“ Außerdem spricht er darüber, dass Biontech den Coronavirus-Impfstoff nicht entwickelt habe. Stattdessen sei ihnen die Virusstruktur bereits Ende 2018 inklusive eines Impfstoffes „ausgehändigt“ worden.

Der älteste Beitrag mit dem Video wurde am 12. Mai in einem Telegram-Kanal veröffentlicht. Der Kanal „Snicklink unzensiert“ verbreitet immer wieder ungekennzeichnete Videos, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz verfremdet wurden. So auch bei dem besagten Video, das auf Twitter, Facebook, Tiktok und Telegram weiterverbreitet wurde. Die Kommentare zeigen, dass nicht alle die Manipulation erkennen. Eine Frau auf Twitter fragt zum Beispiel: „Ist das echt???“

Aber es ist nicht echt: Das Video-Interview der Welt mit Şahin gab es, doch er sagte darin etwas Anderes, die Tonspur und die Lippenbewegungen wurden gefälscht.

Fake-Video zu Ugur Sahin, in dem er angeblich sagt, er sei nicht gegen das Coronavirus geimpft
Dieses Video, in dem Uğur Şahin angeblich sagt, er habe sich nicht impfen lassen, wurde manipuliert (Quelle: Telegram; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Bereits im Dezember 2021 berichteten wir, dass Şahin eigenen Angaben zufolge mit dem hauseigenen Covid-19-Impfstoff geimpft ist. Schon vor Beginn der Impfkampagne in Deutschland Ende Dezember 2020 sagte er, dass er sich impfen lassen wolle. Dass Biontech gemeinsam mit Pfizer zur Entwicklung des Corona-Impfstoffes Comirnaty entscheidend beigetragen hat, ist hinreichend belegt. Dass die Pandemie geplant gewesen sei und das Virus schon Jahre zuvor „entwickelt“ wurde, ist eine Verschwörungserzählung ohne jegliche Faktengrundlage.

Das Original-Interview mit Uğur Şahin stammt vom 2. Dezember 2020 – es wurde verändert

Wir haben uns das Video genau angesehen: Eine Bilder-Rückwärtssuche führt zu dem Interview mit der Welt, das offenbar als Grundlage für die Fälschung verwendet wurde. Şahin gab es am 2. Dezember 2020, drei Wochen vor dem Start der Impfkampagne.

Im Gegensatz zum Video der Welt wirkt die Fälschung verschwommen. Doch Şahins Haltung und Körpersprache sind in beiden Videos identisch und es spiegeln sich dieselben Personen in der Glastür hinter ihm. Nur was er sagt, unterscheidet sich.

Der verbreitete Video-Ausschnitt findet sich im Original etwa ab Sekunde 0:37. Dort antwortet Şahin einer Journalistin auf die Frage, wie es Biontech geschafft habe, den Coronavirus-Impfstoff so schnell auf den Markt zu bringen. Wir haben die manipulierte Antwort (links, rot), der originalen Aussage (rechts, grün) hier gegenübergestellt:

Tabelle in der wir die echte Aussage von Sahin und die gefälschte Aussage gegenübergestellt habenWas Ugur Sahin in dem Interview mit der Welt wirklich sagte
Hier haben wir die unterschiedlichen Aussagen gegenübergestellt: Links steht die erfundene Aussage, die Uğur Şahin in den Mund gelegt wurde. Rechts steht, was er wirklich sagte. (Tabelle und Video-Transkripte: CORRECTIV.Faktencheck)


Tipps zum Erkennen manipulierter Videos

Wer nicht darauf gefasst ist, dass es sich bei dem Video um eine Manipulation handeln könnte, erkennt sie im Zweifel nur schwer. Aber an einigen Stellen passen in der Fake-Version die Lippenbewegungen nicht zum Gesagten. Deutlich wird das zum Beispiel an den Worten „bekannt“ und „entwickelt“. Der Bereich um den Mund und die Zähne sehen zudem verschwommen und verzerrt aus. Ebenfalls auffällig: Die Stimme in dem manipulierten Video klingt etwas tiefer und die Sätze sind an einigen Stellen abgehackt. Das deutet darauf hin, dass die Tonspur mithilfe einer Künstlichen Intelligenz erstellt wurde.

Hier noch ein paar allgemeine Tipps, wie man Fälschungen wie diese erkennt:

  • Wenn Sie unsicher sind, ob ein Ereignis so stattgefunden hat, wie es auf einem Bild zu sehen ist: Suchen Sie mit Stichworten nach potenziellen Medienberichten zu dem Ereignis.
  • Achten Sie, wie oben beschrieben, auf Ungereimtheiten und Details in dem Bild.
  • Suchen Sie nach der ursprünglichen Quelle für das Bild. Helfen kann dabei manchmal auch eine Bilder-Rückwärtssuche. Wie die funktioniert, können Sie hier nachlesen.

Redigatur: Uschi Jonas, Steffen Kutzner

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Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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