Bewertung
Herzinfarkt und Schlaganfall lassen sich nicht mit der Einnahme von Natron verhindern. Eine dauerhafte oder übermäßige Einnahme kann dem Körper sogar schaden.
Fakten
Das Video zeigt Ludwig Häutle, einen Heilpraktiker aus Peißenberg in Bayern. Bekannt wurde er vor allem mit Veröffentlichungen zu alternativen Heilmethoden, etwa sein «Heilkundehandbuch». Häutle vertritt umstrittene Thesen, darunter die Behauptung, Schocks und seelische Belastungen könnten Krebs auslösen.
Am Ende des Videos verweist eine Einblendung auf die Website «Nothilfe-Herzinfarkt.de», die laut Impressum Häutle gehört. Dort heißt es, der Stuttgarter Kardiologe Berthold Kern habe in einer Studie bewiesen, dass Herzinfarkt und Schlaganfall durch Übersäuerung im Blut entstünden. Im Notfall sollten deshalb zwei Teelöffel Natron mit Wasser eingenommen werden – und damit werde jeder Herzinfarkt und Schlaganfall verhindert. Eine Quelle für diese Studie fehlt.
Kern arbeitete bis in die 1980er Jahre als Internist und Kardiologe. Er behandelte Patienten mit Strophanthin, einem pflanzlichen Medikament aus afrikanischen Schlingpflanzen, nicht mit Natron. Seine These, dass eine lokale Übersäuerung des Herzmuskels eine zentrale Rolle beim Herzinfarkt spielt, wurde von der medizinischen Fachwelt weitgehend abgelehnt und fand keinen Eingang in wissenschaftlich anerkannte Leitlinien.
Für die Behauptung, Natron verhindere jeden Herzinfarkt und Schlaganfall, gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Die Deutsche Herzstiftung und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe empfehlen andere Maßnahmen zur Vorbeugung: vor allem die Kontrolle und Behandlung von Bluthochdruck, eine gesunde Ernährung, Verzicht auf Rauchen und in bestimmten Fällen die Einnahme von Gerinnungshemmern.
Natron wirkt zwar entzündungshemmend und hilft gegen Sodbrennen, senkt aber nicht den Blutdruck. Im Gegenteil: Regelmäßige Einnahme kann den Blutdruck erhöhen, da Natron dem Körper Natrium zuführt. Das steigert die Flüssigkeitsmenge im Körper, erhöht den Blutdruck und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – besonders bei Menschen mit Bluthochdruck.
Auch die Behauptung, Natron habe bei regelmäßiger Einnahme keine Nebenwirkungen, ist falsch. Natron sollte man nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen. Eine dauerhafte oder übermäßige Einnahme kann den Säure-Basen-Haushalt stören, Verdauungsprobleme verursachen oder Elektrolytverschiebungen auslösen. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck oder Nierenproblemen sollten besonders vorsichtig sein.
Die Deutsche Presse-Agentur hat in mehreren Faktenchecks (hier und hier) bereits irreführende Behauptungen zur Wirkung von Natron widerlegt.
(Stand: 13.5.2025)