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Grafik zur Bundestagswahl 2029 ist unseriös

Mehrere etablierte Institute veröffentlichen regelmäßig Umfragen zur politischen Stimmung in Deutschland. Zur Bundestagswahl 2029 erschien auf X kürzlich eine seltsame Grafik mit angeblichen Umfrageergebnissen zur Sonntagsfrage: Die CDU liegt demnach bei 21 Prozent, die AfD bei 27 Prozent, SPD und Grüne bei 15 beziehungsweise 10 Prozent. Auch CSU, Die Linke, BSW und sonstige Parteien werden separat aufgeführt. Die Grafik wird vielfach und plattformübergreifend geteilt. Begleitet wird sie von Kommentaren, darunter auch von einem ehemaligen AfD-Politiker – die die AfD als vermeintlich stärkste Kraft hervorheben. Doch wie glaubhaft ist diese Umfrage?

Bewertung

Die Prozentangaben decken sich nicht mit den Angaben seriöser Institute. Als Quelle wird «PrognosUmfragen» angegeben – dabei handelt es sich um einen Twitteraccount. Faktenchecks dazu wurden bereits veröffentlicht – Experten halten die Quelle für unseriös.

Fakten

Zahlen etablierter Institute wie Infratest dimap, Forsa oder YouGov weichen deutlich von den bei «PrognosUmfragen» genannten Werten ab. Laut der jüngsten veröffentlichten Sonntagsfragen (28.03.2025 bis 19.04.2025; Stand: 22.04.2025) liegt die CDU/CSU zwischen 25 und 27 %, die AfD bei etwa 22-26 %. Auch die Prozentangaben kleinerer Parteien wie BSW oder Die Linke unterscheiden sich in seriösen Erhebungen teils deutlich von denen der Grafik von «PrognosUmfragen».

Auffällig an der Grafik ist die getrennte Darstellung von CDU und CSU. In der Demoskopie zur Sonntagsfrage ist es gängige Praxis, beide Schwesterparteien gemeinsam auszuweisen, da sie auf Bundesebene als Unionsfraktion agieren. Die isolierte Auswertung der CSU verzerrt den Eindruck und lässt die CDU, beziehungsweise Union, im Vergleich kleiner erscheinen.

Die angeblichen Umfrageergebnisse von «PrognosUmfragen» werden nur auf einem gleichnamigen X-Account veröffentlicht. Dieser gibt an, «Beste Wahlprojektionen auf Grundlage von Umfragen & Analysen» und «Genaueste Projektionswerte» zu erstellen – allerdings bleibt intransparent, wie und ob das im Detail passiert.

Intransparente Quelle

Als Projektionen bezeichnet man Umfrageergebnisse, die unter anderem mit «längerfristige(n) Grundüberzeugungen» verrechnet werden, wie bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zu lesen ist. Man bezieht sich dabei auf die Vorgehensweise der Forschungsgruppe Wahlen, die zwischen «politischer Stimmung» und «Projektion» unterscheidet. Bei der Projektion sollen die Umfragewerte die prognostizierten Wahlergebnisse des Moments noch genauer treffen.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat zum Account «PrognosUmfragen» bereits mehrfach Faktenchecks veröffentlicht (hier, hier und hier). Darin ist zu lesen, dass es sich bei «PrognosUmfragen» um keine seriöse Quelle in Bezug auf Wahlprognosen handelt.

So lassen sich etwa keine Rückschlüsse zu Methodik, Stichprobengröße, Erhebungszeitraum oder Fragestellung bei «PrognosUmfragen» ziehen. Das gilt auch zu den aktuellen Prozentangaben, die in der geteilten Grafik mit «Bundestagswahl Deutschland 2029 / Projektion Zweitstimmenanteile in %» bezeichnet sind.

Rat der Deutschen Markt- und Sozialforschung warnt

Damit werden die Transparenzstandards des Rates der Deutschen Markt- und Sozialforschung klar verletzt. Der Rat der Deutschen Markt- und Sozialforschung forderte den Betreiber bereits 2023 öffentlich auf, die Veröffentlichung solcher Zahlen einzustellen oder Mindeststandards einzuhalten, wie auf der Webseite des BVM zu lesen steht.

Wer den Account betreibt, ist weiterhin nicht nachvollziehbar. Auf dpa-Anfrage in früheren Faktenchecks verweigerte der Betreiber die Auskunft. Es existiert keine verlinkte Webseite, kein Impressum und kein Handelsregistereintrag.

(Stand: 22.4.2025)

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Wahlen, Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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