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Hitze kann zu Verformungen von Schienen führen

Die Berichterstattung über Klima und Extremwetter provoziert oft Reaktionen in den sozialen Netzwerken. Anfang Juli 2024 verbreitet ein Facebook-Nutzer ein Video mit ZDF-Logo. In dem Beitrag berichtet der Sender über den Klimawandel und behauptet, in der rumänischen Hauptstadt Bukarest sei es mit 39 Grad so heiß, dass die Schienen «weich» werden würden. Das kommentiert der Facebook-Nutzer: «Stahl wird nunmal immer noch nicht bei 39°C „WEICH“. Auch dann nicht, wenn „Klimawandel“ ganz oben auf der Agenda steht und es sich soooo schön dramatisch anhört.» (Schreibweise im Original) Was steckt dahinter?

Bewertung

Das ZDF hat den Beitrag korrigiert. Die Schienen werden bei 39 Grad nicht weich, sie können sich aber ausdehnen und verformen.

Fakten

Der Beitrag stammt aus der «heute journal»-Sendung vom 20. Juni 2024. Das ZDF hat einige Tage nach der Ausstrahlung jedoch dazu Stellung bezogen und den Fehler berichtigt: «Video aus redaktionellen Gründen nachträglich geändert», wird nun bei Minute 3:14 eingeblendet.

Unter «Korrekturen und Richtigstellungen» schreibt das ZDF, dass Schienen nicht, wie ursprünglich behauptet, «weich» werden, sondern Stahl sich grundsätzlich in solchen Situationen «ausdehnen und dadurch die Schienen verformen» könne. Dieser Hinweis war bereits am 3. Juli online, wie eine Seitenarchivierung zeigt – also mehrere Tage, bevor der Post mit der ursprünglichen Fassung bei Facebook verbreitet wurde.

Deutsche Bahn bestätigt: Schienen schmelzen nicht

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn bestätigte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schriftlich: «Auch bei heißem Wetter können Schienen weder schmelzen noch weich werden.» Stahl schmelze erst bei ungefähr 1500 Grad Celsius und werde erst bei 1250 Grad in Form gebracht. Diese Temperaturen würden auch bei starker Sonneneinstrahlung nicht erreicht.

Hohe Temperaturen können Schienen und Gleisbett aber belasten, da sich der Schienenstahl bei Erwärmung ausdehne und bei Abkühlung zusammenziehe, erklärte die Sprecherin. Trotzdem seien die Schienen so fest im Gleisbett verankert, dass Verformungen durch Temperaturschwankungen normalerweise ausbleiben. Das bestätigt auch das Eisenbahnbundesamt gegenüber der dpa: Bei einem regelkonformen Oberbau seien solche Temperaturschwankungen kein Problem, «weil die auftretenden Kräfte durch die Schienenbefestigung, die Schwellen und den Schotter in den Untergrund übertragen werden.»

Die Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF) schreiben hingegen auf ihrer Website: «Stahl ist zwar robust, aber nicht unverwüstlich.» Massive Sonneneinstrahlung an heißen Sommertagen könne zu Schienentemperaturen von über 60 Grad führen. Die Folge: Die Gleise können die Hitze nicht mehr aufnehmen und es kann zu sogenannten Gleisverwerfungen kommen.

Die Schienen dehnen sich aus und die Gleise verformen sich. Dass die andauernden hohen Temperaturen den Schienen in den letzten Jahren zu schaffen gemacht haben und es mehrfach zu Gleisverwerfungen kam, zeigen Medienberichte (hier, hier und hier). Laut der Deutschen Bahn hat es im laufenden Jahr bisher noch keinen Fall gegeben (Stand: 25. Juli).

Weißer Anstrich gegen Sonneneinstrahlung

Um Gleisverwerfungen zu verhindern und die Gleise zu kühlen, werden sie immer häufiger weiß angestrichen, wie verschiedene Medien (hier und hier) berichten. Das Prinzip ist denkbar einfach: Wenn die Oberfläche heller ist, wird die Sonnenstrahlung stärker reflektiert.

Dieses Phänomen ist bekannt als Albedo-Effekt und beispielsweise bei den in weiß getünchten Häusern in Griechenland, den weißen Straßen in Los Angeles und weißer Kleidung im Sommer der Fall. Bis zu acht Grad sollen die Schienen so heruntergekühlt werden. In Frankfurt setzt die VGF seit einigen Jahren auf diese Technik. Anfangs strichen Mitarbeiter die Schienen per Hand. Seit 2020 kommt eine eigens entwickelte Gleislackiermaschine zum Einsatz.

Auch die Deutsche Bahn hat diese Methode getestet. Zwischen 2018 und 2020 arbeitete sie dafür mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) zusammen. Aufgrund der Abnutzung durch häufiges Befahren sowie Flugrost und Verschmutzung sei der kühlende Effekt jedoch schon nach wenigen Monaten nicht mehr vorhanden. «Der kühlende Effekt der weißen Schiene ist gemessen am Aufwand für das häufige Nachstreichen gering», erklärte die Deutsche Bahn. Eine Fortsetzung des Verfahrens sei daher aus Effizienzgründen nicht vorgesehen.

(Stand: 25.7.2024)

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Klimawandel

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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