Bewertung
Es gibt keine Hinweise auf eine militärische Beteiligung Großbritanniens an dieser Operation. Einem Experten zufolge benötigte Israel für die Durchführung dieser Operation keine externe Unterstützung und hätte in der Lage sein müssen, selbstständig aufzutanken. Das britische Verteidigungsministerium bezeichnete die Berichte als falsch.
Fakten
Die dargestellte Flugroute des britischen Militärflugzeugs ist grundsätzlich authentisch. Der Flug der Maschine mit der Kennung «LION03» oder «ZZ334» am 9. September ist noch immer auf «Flightradar24», einer Webseite zur Flugzeugverfolgung, nachvollziehbar.
Doch die Existenz des Fluges beweist nicht, dass der britische Militärflieger während des Fluges israelische Kampfjets betankt hat. Das britische Verteidigungsministerium bezeichnete die Behauptung über die Betankung in einer E-Mail an die Deutsche Presse-Agentur (dpa) als Falschinformation.
Um dies zu überprüfen, stellt sich die Frage, ob es für britische Tankflugzeuge technisch überhaupt möglich wäre, israelische Kampfjets zu betanken.
Die Briten benutzen einem Artikel der britischen Militärnachrichtenseite «UK Defence Journal» von Juni 2025 zufolge zur Betankung ihrer Flugzeuge die Sonde-und-Fangtrichter-Methode «Probe-and-Drogue»), während die Israelis das Ausleger-System («Flying Boom») verwenden. Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Luftbetankungssysteme, die nicht miteinander kompatibel sind. Der Artikel befasst sich jedoch nur mit den israelischen Kampfjets F-15 und F-16.
Luftbetankung nicht zwangsläufig nötig
Israelische F-35-Flugzeuge nutzen auch die Sonde-und-Fangtrichter-Methode zur Luftbetankung, sagte der belgische Militärexperte und ehemalige Oberst Roger Housen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) telefonisch. Theoretisch wäre also eine Luftbetankung israelischer F-35 durch britische Flugzeuge möglich gewesen.
Doch, so Housen, «verfügt die israelische Luftwaffe selbst über sieben Tankflugzeuge und brauchte daher für die Größenordnung der Operation in Katar keine ausländischen Tanker». Zudem hätten die Israelis ihre Flugzeuge für die Strecke von 1.800 Kilometern zwischen Tel Aviv und Doha mit zusätzlichen, externen Treibstofftanks ausstatten können, wodurch eine Luftbetankung überflüssig geworden wäre, fügt Housen hinzu.
Die Israelis setzten bei dem Angriff Berichten zufolge 15 Kampfjets ein. Es ist aber nicht bestätigt, welchen Flugzeugtyp Israel bei dem Angriff in Katar einsetzte. Allerdings vermuten internationale Experten, dass F-35-Flugzeuge im Einsatz waren.
Das bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass bei dem Angriff Tankflugzeuge zum Einsatz kamen: Nach dem israelischen Angriff auf den Iran im Juni 2025 gab es Berichte, wonach Israel Ziele in mehr als 1.500 Kilometern Entfernung zerstört habe, ohne in der Luft aufzutanken. Grund sei, dass die F-35 mit zusätzlichen Tanks ausgestattet waren. Katar liegt in ähnlicher Entfernung zu Israel.
Kurz gesagt: Auch wenn es technisch möglich sein könnte, israelische F-35-Kampfjets mit britischen Flugzeugen zu betanken, beweist das nicht, dass es tatsächlich passiert ist.
Möglicherweise eine «Routineübung»
Eine alternative Erklärung für die britischen Tankerflugzeuge im katarischen Luftraum könnte mit einer Routineübung zusammenhängen, die das Vereinigte Königreich in den vergangenen Jahren mehrfach durchgeführt hat. Gemeinsam mit der katarischen Luftwaffe führen die Briten im Rahmen der «Operation Soaring Falcon» («Aufsteigender Falke») jährlich Übungen durch, um die Luftbetankung zu trainieren. Auch schon 2022 fand diese Anfang September statt.
Alle öffentlich verfügbaren Informationen zusammen betrachtet, scheint dies eine plausible Erklärung zu sein. Am Morgen des 9. September startete der Airbus Voyager KC3 mit der Kennung «LION03» oder «ZZ334» vom Militärflughafen Al-Udeid, flog dann mehrere Stunden lang Richtung Osten und kreiste über dem Persischen Golf. Anschließend landete er wieder in Al-Udeid.
Die Maschine war bereits seit zwei Tagen am selben Flughafen stationiert. An diesen beiden Tagen zuvor flog sie eine ähnliche Route über den Persischen Golf wie am 9. September und in einem ähnlichen Zeitrahmen (siehe Flüge hier und hier).
Der Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid wird seit Jahren unter anderem von der britischen Luftwaffe für Operationen im Nahen Osten im Kampf gegen die Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) genutzt.
Der britische Premierminister Keir Starmer verurteilte den Angriff auf Katar scharf und bezeichnete ihn als Verletzung der katarischen Souveränität und als Risiko einer möglichen weiteren Eskalation in der Region. Starmer bestritt, im Voraus über den Angriff informiert worden zu sein.
(Stand: 11.9.2025)