Lützerath: Nein, kurzzeitige Festnahme von Greta Thunberg durch die Polizei war nicht inszeniert - Featured image

Lützerath: Nein, kurzzeitige Festnahme von Greta Thunberg durch die Polizei war nicht inszeniert

„Sehr deutlich zu erkennen, wird hier eine Festnahme von Greta Thunberg samt Regieanweisungen inszeniert“, kommentiert eine Nutzerin auf Facebook. Die rechtskonservative Wochenzeitung Junge Freiheit schreibt in einem Facebook-Beitrag: „Medien melden heute, Greta Thunberg sei von der ‚Polizei weggetragen und in Gewahrsam genommen‘ worden. Doch Videos legen nahe, dass die Aktion eine Inszenierung ist.“ Verlinkt ist ein Artikel mit dem Titel: „Die Fake-Festnahme der Greta Thunberg“. 

Auf Twitter verbreitet sich das Narrativ der inszenierten Verhaftung Thunbergs auch international, in einem Beitrag ist etwa von einer „komplett gefälschten Veranstaltung“ die Rede.

Zu sehen ist in dem Video, wie die Klimaaktivistin zwischen zwei Polizeibeamten steht, einer hält sie am Arm fest. Die Situation wirkt entspannt: Thunberg lacht, um sie herum sind Medienleute zu sehen, die die Szene festhalten. Diese Szene ist offenbar Anlass, warum einige nicht glauben, dass es eine echte Amtshandlung gegen Thunberg gab. Die zuständige Polizei Aachen widerspricht diesen Behauptungen.

Aufnahmen sollen belegen, dass Thunbergs Festnahme nur „fake“ gewesen sei. Laut Polizeiangaben wurden die Personalien der Klimaaktivistin erfasst und dafür wurde sie festgehalten. Die Festnahme war also nicht gestellt. (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Greta Thunberg wurde in Lützerath kurzzeitig festgehalten 

Der Energiekonzern RWE will die Braunkohlevorkommen rund um das Dorf Lützerath in Nordrhein-Westfalen abbaggern. Um das zu verhindern, besetzten Klimaaktivistinnen und -aktivisten das Dorf. Am 11. Januar hatte die Polizei mit einem Großaufgebot begonnen, das Dorf zu räumen. Am vergangenen Samstag, dem 14. Januar, demonstrierten tausende Menschen gegen die Räumung von Lützerath und den Kohleabbau. Bei erneuten Protesten am Dienstag, dem 17. Januar, entstand das Video, das nun in Sozialen Netzwerken kursiert.

Dana Zimmermann, Sprecherin der Polizei Aachen, sagte uns am Telefon: Im Zuge der Demonstrationen habe sich eine Gruppe von etwa 30 bis 50 Personen, darunter Greta Thunberg, auf den Tagebau Garzweiler zubewegt. Eine Person sei in den Tagebau gesprungen, ein Teil der Gruppe über die Verwallung getreten und andere seien davor stehen geblieben. Greta Thunberg habe die Verwallung nicht übertreten. 

Gegen ein solches Verhalten könne RWE Anzeige erstatten, da sich die Demonstrierenden auf dem Privatgelände von RWE befinden. Deshalb seien die Personalien von allen aus dieser Gruppe erfasst worden. Greta Thunberg sei kurzzeitig festgehalten worden, damit ihre Identität festgestellt werden konnte. Sie habe sich also nicht frei entscheiden können, wohin sie geht, sei aber, so Zimmermann, nicht in Polizeigewahrsam im Sinne eines Zellenaufenthalts gewesen. Nach der Personalienfeststellung hätten die Polizisten mit Thunberg auf den Bus warten müssen, der die Demonstrierenden vom Gelände brachte. In dieser Wartesituation entstand laut Zimmermann das Video – es steht also in keinem Widerspruch zu der tatsächlich durchgeführten Amtshandlung.

Die Polizei Aachen äußerte sich bereits zu der locker wirkenden Atmosphäre in dieser Situation: „Es gab aus dieser Gruppe keine Widerstandshandlungen, deswegen gab es auch für die Beamten vor Ort keinen Grund, härter durchzugreifen. Es gibt keinen Promi-Bonus, es gibt aber auch keine Promi-Ungleichbehandlung“, sagte ein Sprecher der Polizei Aachen zur Kölnischen Rundschau. Zur NZZ hieß es: ​​Wenn die Polizei von Fotografen gefragt werde, ob man ein Bild machen könne, dann lehne sie das nicht ab. „Wenn wir da ‚Nein‘ sagen würden, bekämen wir ganz andere Vorwürfe zu hören.“

Redigatur: Gabriele Scherndl, Uschi Jonas

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Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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