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Mammographie-Screening in der Schweiz weiter empfohlen

Mit durchschnittlich etwa 70.550 Neuerkrankungen jedes Jahr ist Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung für Frauen in Deutschland. Vorsorgeuntersuchungen können daher Leben retten. Glaubt man Posts auf Facebook, will die Schweiz nun offenbar einen anderen Weg einschlagen und die Mammographie verbieten. Auch in Kanada, Australien, Italien und Schottland soll die Untersuchung angeblich nicht mehr erlaubt sein. Die verursachte Strahlung sei krebserregend und in 50 bis 60 Prozent der Fälle werde fälschlicherweise Brustkrebs diagnostiziert. Stimmt das?

Bewertung

Falsch. Mammographien werden in der Schweiz nach wie vor zur Brustkrebsvorsorge eingesetzt. Die freigesetzte Strahlung ist ungefährlich. Erst nach anschließenden Untersuchungen kann Brustkrebs eindeutig festgestellt werden.

Fakten

In der Schweiz wird Frauen ab 50 Jahren empfohlen, sich regelmäßig einer Mammographie zu unterziehen, um Brustkrebs zu erkennen. Denn je früher die Diagnose gestellt werden kann, desto besser ist die Prognose, erklärt die Organisation «Swiss Cancer Screening» auf ihrer Website. Es gibt also kein Verbot von Mammographien. Auch in Kanada, Australien, Italien und Schottland gibt es entgegen den Behauptungen weiterhin Screening-Programme mit Mammographien für Frauen über 50.

Die Behauptung basiert offenbar auf einen Bericht des Swiss Medical Board (SMB) aus dem Jahr 2014. Die bereits im Jahr 2022 aufgelöste Forschungsorganisation stellt in dem Bericht das systematische und routinemäßige Screening von Frauen durch Mammographie in Frage. Demnach sei es angeblich zu teuer. Die Vorschläge wurden aber nicht in die Tat umgesetzt, was auch der Grund sei, warum die Organisation ihre Arbeit eingestellt hat, wie sie auf ihrer Website erklärt.

Strahlenbelastung bei Mammographie ungefährlich

Eine moderne Mammographie ist mit einer Strahlenbelastung von 0,5 Millisievert (mSv) verbunden. Im Vergleich dazu sind Menschen in Deutschland im Durchschnitt 2,1 mSv Strahlung pro Jahr ausgesetzt. Sie stammt aus natürlichen Gasen in der Wohnung, aus Lebensmitteln, dem Boden, Baumaterialien und dem Universum. In dieser Größenordnung ist die Strahlung bei einer Mammographie also ungefährlich. Das ergab auch eine Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz.

Laut den Facebook-Posts liefert die Mammographie angeblich in über der Hälfte der Fälle falsch-positive Ergebnisse. Wenn eine Mammographie-Untersuchung also einen auffälligen Befund ergibt und anschließend kein Krebs festgestellt wird, ist dies ein falsch-positives Ergebnis. Laut Zahlen der Deutschen Krebshilfe stellen sich von 1.000 Mammographie-Befunden durchschnittlich 30 als auffällig heraus, wovon wiederum nur sechs tatsächlich eine Brustkrebsdiagnose nach sich ziehen.

Erst Gewebeuntersuchung liefert Gewissheit bei Auffälligkeiten

Nur wenn bei Folgeuntersuchungen und schließlich einer Gewebeuntersuchung (Biopsie) eindeutig Brustkrebs festgestellt wurde, erhält die Patientin die Diagnose. Oft stellen sich auffällige Befunde bei der Mammographie als gutartig heraus. Das Verfahren gilt dennoch als die derzeit beste Methode, um Auffälligkeiten in der Brust zu untersuchen und frühzeitig Gefahren zu erkennen. Denn es ist bewiesen, dass eine Mammographie-Früherkennung die Sterblichkeit bei Brustkrebs senkt.

Das bestätigte auch der Radiologe Thiemo Nijnatten vom Universitätsklinikum Maastricht der Deutschen Presse-Agentur. Die Krebsfrüherkennung sei wichtig, und eine Mammographie könne dies besser als ein Ultraschall oder ein MRT, erklärte Nijnatten.

(Stand: 23.7.2024)

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Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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