Wir haben wirklich alles probiert, um Tiktok klarzumachen, wie viel Desinformation auf der Plattform kursiert. Aber so richtig interessiert hat es den Tech-Giganten nicht.
In mühseliger Kleinstarbeit haben wir mit unserem Tiktok-Konto unsere Faktenchecks auf der Plattform kommentiert, wir haben Videos, die Menschen vor der Wahl manipulieren sollen, gemeldet, nochmal gemeldet und teils ein drittes Mal gemeldet. Aber in den meisten Fällen blieben die Falschbehauptungen einfach da und breiteten sich ungehindert weiter aus.
Und das ausgerechnet vor der Bundestagswahl, bei der rund 59 Millionen Menschen entscheiden, wie es für die nächsten vier Jahre in Deutschland weitergehen soll. Bei 180 Videos, in denen Falschbehauptungen zur Wahl geteilt wurden, sah Tiktok kein Problem. Sie wurden insgesamt etwa 15 Millionen Mal angezeigt und erhielten etwa eine halbe Million Likes.
Dabei ist der Fall eigentlich klar, wenn man anschaut, was Tiktok über seinen „Kampf gegen schädliche Fehlinformationen“ schreibt: „Ungenaue, irreführende oder falsche Inhalte, die einzelnen Menschen oder der Gesellschaft erheblich schaden können” seien verboten, gerade wenn etwa das Vertrauen in Wahlen untergraben werden soll. Also würden sie gelöscht oder eingeschränkt.
Die Praxis sieht anders aus, wie unser Experiment zeigt. In nur 21 von 201 Fällen sah Tiktok einen Verstoß. Nach einer Presseanfrage wurden weitere Videos eingeschränkt, fast die Hälfte aber blieb weiterhin unbehelligt. Tiktok verstößt mit all dem wohl nicht nur gegen seine eigenen Richtlinien, sondern was den Umgang mit rechtswidriger Falschinformation und deren Meldeweg angeht, mutmaßlich auch gegen europäisches Recht.

Über 200 Tiktok-Videos mit Falschinformationen zur Bundestagswahl
Wir haben 201 Tiktok-Videos gefunden, in denen Falschbehauptungen zur Bundestagswahl vorkommen, zu denen wir bereits Faktenchecks veröffentlicht haben. Darunter: Eine Tabelle, die eine „Entscheidungshilfe“ zur Wahl sein soll, und vermeintliche Parteipositionen vergleicht. Der Großteil stellt die Forderungen der Parteien falsch dar. Oder eine Reihe falscher Zitate, zum Beispiel von Saskia Esken oder Friedrich Merz. Oder Fakes, die erwiesenermaßen Teil einer groß angelegten Desinformationskampagne sind – ihre Spuren reichen bis zum russischen Geheimdienst.
Dazu kommen Falschbehauptungen, die die Wahl als Ganzes in Frage stellen, zum Beispiel Behauptungen über fehlerhafte Stimmzettel oder eine erfundene Drohung des Bundespräsidenten, die Wahl zu annullieren.
Kurzum: Behauptungen, die Wählerinnen und Wähler in Deutschland beeinflussen sollen, anders zu wählen – oder gar nicht zu wählen. Ob sie direkten Einfluss auf Wahlentscheidungen haben, ist nicht messbar, aber sicher ist: Sie sind eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland.
Mehr zur Datenanalyse von CORRECTIV
Wir identifizierten 210 Videos auf Tiktok, die Falschinformationen zur Bundestagswahl enthalten. Der Datensatz umfasst Videos mit Falschinformationen, über die CORRECTIV.Faktencheck bis einschließlich 7. Februar 2025 berichtete. Neun Videos haben wir im Verlauf der Recherche von der Analyse ausgeschlossen, weil sich die Namen der Tiktok-Profile änderten und die Videos dadurch nicht mehr zuzuordnen waren, oder weil eine Meldung aufgrund technischer Probleme nicht möglich war.
Mithilfe des Tiktok Data Extractors von Apify, einer Online-Plattform aus Prag, die Web-Scraping-Lösungen anbietet, analysierten wir die Zahl der „Gefällt mir“-Angaben, Kommentare und Videoaufrufe, um die Reichweite und somit den potenziellen Schaden einschätzen zu können. Wir analysierten zudem, ob und wann Videos gelöscht wurden, während wir sie parallel auf verschiedenen Wegen an Tiktok meldeten.
Wir testen Tiktoks einfachsten Meldeweg für Falschinformationen zur Wahl
Also starteten wir einen Test. Wir haben jedes der Videos mit einem Link zu unserem Faktencheck kommentiert. Außerdem haben wir sie an Tiktok als „Falschinformation zur Wahl“ gemeldet. So, wie es Tiktok seinen Nutzerinnen und Nutzern in den Community-Richtlinien vorschlägt. Vier Klicks und ein Video ist gemeldet. Soweit, so einfach. Doch in den meisten Fällen sah Tiktok keinen Verstoß gegen seine Richtlinien.

Tiktok schreibt selbst: Inhalte, die „Fehlinformationen enthalten, die die Fähigkeit eines Wählers, eine fundierte Entscheidung zu treffen, beeinträchtigen können“, könnten für die For-You-Page ungeeignet sein. Die For-You-Page ist das Herzstück der App: Dort scrollen User durch die Videos, die Tiktok ihnen per Algorithmus vorschlägt.
Von unseren 201 gemeldeten Videos sperrte Tiktok nach dem ersten Melden aber nur zwölf für die For-You-Page. Die restlichen Videos bewertete Tiktok mit „kein Verstoß“.
Erst dachten wir, unser Experiment sei damit beendet. Doch dann stießen wir auf die Möglichkeit, die Videos ein zweites Mal zu melden, also eine Beschwerde gegen Tiktoks Entscheidung einzureichen. Dass es diese Möglichkeit gibt, verrät die Plattform während des Meldeprozesses nicht. Auf die Idee muss man selbst kommen.
Tiktok sieht nach Meldung nur in den wenigsten Fällen einen Verstoß
Wir meldeten die verbliebenen 189 Videos also nochmal. Bei jeder Meldung schickten wir per „Widerspruchserklärung“ den Link zu unserem Faktencheck mit. Was daraufhin geschah? Tiktok sperrte fünf weitere Videos für die For-You-Page. In vier Fällen meldete Tiktok einen „Verstoß“ und gab an, das Video entfernt zu haben. In den meisten Fällen aber lehnte Tiktok unsere Meldung ab. Und das sogar erstaunlich schnell: In einer Stichprobe von zehn Fällen dauerte es in neun Fällen exakt 30 Minuten.
Das sieht nach einer automatisierten Bearbeitung aus. Fragen dazu beantwortete uns Tiktok nicht. Dabei setzt der Konzern laut Eigenangabe „eine Kombination aus automatischer Überprüfung und menschlicher Moderation“ ein.

Wo Tiktok bei unserem Experiment eingreift – und wo nicht
Knapp zwei Wochen, nachdem wir die Falschbehauptungen auf Tiktok auf dem einfachen Weg gemeldet haben, ziehen wir eine ernüchternde Bilanz: Für die For-You-Page gesperrt hat Tiktok insgesamt 17 Videos. Darunter etwa die Falschbehauptung, die Briefwahl sei manipuliert, weil den Stimmzetteln eine Ecke fehlt. (Das ist ganz normal.) Ebenfalls eingeschränkt wurden manche Videos, die eine alte Umfrage als aktuell ausgeben und manche Videos, in denen es heißt, Bundespräsident Steinmeier habe angedroht, die Wahl zu annullieren, wenn die falschen Parteien gewinnen. (Hat er nicht.)
Bei nur vier Videos war der Verstoß in den Augen von Tiktok so gravierend, dass sie gelöscht wurden. Zwei davon betrafen einen angeblichen Zehn-Punkte-Plan, der falsche und unbelegte Behauptungen über den CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz enthält. Wir meldeten insgesamt 72 Videos mit diesem Inhalt. Manchmal ist die Falschbehauptung im Bild zu sehen, manchmal in der Tonspur zu hören. Im Lauf unserer Recherche verschwand die Tonspur, zu welchem Zeitpunkt ist unklar. Doch noch immer kursieren mindestens 19 Videos mit der Falschbehauptung.

Doch nicht nur der Zehn-Punkte-Plan ist weiterhin auf Tiktok zu finden, auch eine sogenannte „Entscheidungshilfe“, die hauptsächlich eine Ansammlung erfundener Parteipositionen ist, zirkuliert auf der Plattform. Ebenso wie ein Vergleich von AfD-Positionen mit verfälschten CDU-Positionen und ein Fake-Artikel über ein Migrationsabkommen zwischen Deutschland und Kenia, der das Produkt der russischen Desinformationskampagne „Storm-1516“ ist.
Tiktok bewertet identische Desinformation unterschiedlich
Ein System dahinter, was Tiktok als problematisch bewertet und was nicht, können wir nicht erkennen. So wird zum Beispiel ein Video, in dem behauptet wird, Bundeskanzler Olaf Scholz besitze eine teure Villa in L.A., einmal eingeschränkt, ein identisches Video darf jedoch bleiben. Die angebliche Entscheidungshilfe mit erfundenen Parteipositionen findet Tiktok einmal so schlimm, dass das Video gelöscht wird, in 20 anderen Fällen mit derselben Behauptung sieht die Plattform kein Problem.
Fast schon absurd unterschiedlich war die Bewertung von drei identischen Falschbehauptungen zu angeblichen AfD- und CDU-Positionen. Einmal wurde das Video eingeschränkt, einmal gesperrt und in einer Handvoll anderer Fälle durfte das Video uneingeschränkt bleiben.

Wo Tiktok laut Eigenangabe vor Bundestagswahl 2025 eingegriffen hat
Wir haben Tiktok mit den Ergebnissen unseres Experiments konfrontiert. Antworten darauf, wieso nur die wenigsten der gemeldeten Videos entfernt oder für die For-You-Page eingeschränkt wurden und wieso identische Falschbehauptungen unterschiedlich bewertet wurden, erhielten wir nicht.
Stattdessen schreibt der Konzern, Tiktok habe vor der Bundestagswahl über 862.000 Inhalte entfernt, darunter auch solche, die gegen Tiktoks Richtlinien „zur Integrität von zivilgesellschaftlichen Prozessen und Wahlen sowie Fehlinformation“ verstoßen hätten. Tiktok habe über 700 Konten entfernt, die sich als Kandidierende der Bundestagswahl sowie Amtsinhabende ausgegeben haben sollen.
Zudem kann Tiktok nach eigenen Angaben Warnhinweise in Videos einblenden, die von Faktencheck-Organisationen geprüft wurden, mit denen Tiktok zusammenarbeitet. Von den Videos in unserem Experiment hatte jedoch kein einziges ein solches Label.
Tiktok erklärt außerdem, Videos, die „erheblichen Schaden“ (einschließlich der Untergrabung von sozialen Institutionen oder Prozessen) verursachen können, zu entfernen. Sei der Schaden „mäßig“, würden sie den Inhalt für den For-You-Feed einschränken. Auf unsere Frage nach den Videos unseres Experiments behauptet Tiktok, „die meisten“ davon seien nicht für die For-You-Page empfohlen, liefert jedoch keine genauen Zahlen oder Belege dafür.
Tiktoks Kooperation mit Faktencheck-Organisationen und warum wir nicht mitmachen
Tiktok betreibt nach eigenen Angaben ein „globales Faktencheck-Programm“, bei dem die Plattform mit 21 Faktencheck-Organisationen zusammenarbeitet. Diese Organisationen sind vom International Fact-Checking Network (IFCN) akkreditiert, erfüllen also höchste Qualitätsregeln. Wenn sie im Zuge dieser Kooperation eine Fehlinformation finden, dann werde diese, so schreibt Tiktok, von der Moderation eingeschränkt oder gelöscht.CORRECTIV.Faktencheck ist derzeit nicht in einer solchen Kooperation mit Tiktok. Die Konditionen, unter denen Tiktok hier mit Faktencheck-Redaktionen zusammenarbeitet, entsprechen nicht unseren journalistischen Qualitätsansprüchen.
Wir sind aber auf andere Weise auf Tiktok aktiv. Erstens teilen wir selbst dort unsere eigenen Videos über unsere Arbeit. Zweitens startete etwa das CORRECTIV-Bildungsprojekt Reporterfabrik 2023 eine Medienkompetenz-Kampagne mit Tiktok.
Tiktoks Umgang mit rechtswidriger Desinformation könnte gegen europäisches Recht verstoßen
Tiktoks Umgang mit Meldungen könnte in manchen Fällen sogar rechtswidrig sein. Denn Tiktok verstößt laut Fachleuten durch seinen Umgang mit Fällen von illegaler Desinformation gegen das Gesetz über digitale Dienste (Englisch: Digital Services Act, DSA) in der Europäischen Union. Es sieht vor, dass Plattformen auf illegale Inhalte reagieren müssen.
Chan-jo Jun, Fachanwalt für IT-Recht, hat selbst Erfahrung mit dem Meldesystem von Tiktok. Er meldete das Fake-Konto @anwaltjunn, das sich als er ausgab, mehrfach an Tiktok. Weil die Plattform darauf nicht reagierte, zog Jun vor Gericht und gewann Anfang Februar den Rechtsstreit vor dem Landgericht München I. Tiktok darf ein solches Fake-Konto künftig nicht mehr zugänglich machen.
Zwar ist nicht jede Desinformation illegal, doch Jun erklärt: „Wenn ein Zitat falsch untergeschoben wird, ist das eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts, eine üble Nachrede oder eine Verleumdung.“ Das sind Straftaten nach dem Strafgesetzbuch.
Tiktok muss laut DSA „angemessen“ bei rechtswidrigen Inhalten reagieren
Fake-Zitate sind gleich mehrfach unter den 201 Videos, die wir an Tiktok meldeten: Vor der Bundestagswahl kursiert ein gefälschtes Zitat, das der Bundestagsvizepräsidentin und Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt untergeschoben wurde und solche, die der SPD-Chefin Saskia Esken und dem Grünen-Ministerpräsidenten Baden-Württembergs Winfried Kretschmann zugeschrieben wurden. Unseres Wissens gibt es dazu keine Verfahren oder Urteile.
Laut Jessica Flint, Anwältin in Juns Kanzlei für IT- und Wirtschaftsrecht, schreibt der DSA vor, dass Tiktok bei rechtswidrigen Inhalten „angemessen, das heißt, verhältnismäßig“ reagieren muss, nachdem ein Nutzer einen solchen Inhalt gemeldet hat. Für diesen Bearbeitungsanspruch müsse die Meldung nicht zwingend von der betroffenen Person stammen. „Es kann eine Reichweiten-Reduktion sein oder eine Sperrung nur in bestimmten Bereichen. Bei einem rechtswidrigen Inhalt, der sogar gegen Strafgesetze verstößt, wird man annehmen müssen, dass das gelöscht werden muss“, so Flint.
Obwohl wir all diese erfundenen Zitate als „Falschinformationen zur Wahl“ gemeldet haben, hat Tiktok sie nicht einmal in ihrer Reichweite eingeschränkt, geschweige denn gelöscht. Nur in einem Fall reagierte Tiktok, allerdings erst nachdem wir eine Presseanfrage stellten. Mehr dazu später.
Tiktoks Meldesystem – „einfach und intuitiv“?
Das Gesetz über digitale Dienste (DSA, Artikel 16 Absatz 1) verpflichtet Plattformen wie Tiktok, Verfahren bereitzustellen, über die Nutzerinnen und Nutzer rechtswidrige Inhalte melden können. „Diese Verfahren müssen leicht zugänglich und benutzerfreundlich sein“, heißt es.
Tiktok bietet da gleich mehrere Meldesysteme an: Manche sind „einfach und intuitiv“ – andere dafür DSA-konform – so formuliert Tiktok das selbst sinngemäß im europäischen Code of Practice against Disinformation. Den einfachen Meldeweg haben wir zuerst benutzt, passiert ist danach aber nicht viel. Die anderen Möglichkeiten haben wir erst gefunden, nachdem wir uns tagelang mit Tiktok beschäftigt und mit Fachleuten gesprochen haben. Für unser Experiment haben wir diese Meldewege nicht genutzt.
Eine Möglichkeit sieht zum Beispiel vor, dass man nicht nur den Gesetzesparagrafen kennt, gegen den ein Video mutmaßlich verstößt, sondern auch eine „Meldungserklärung“ abgibt und all das mit seinem bürgerlichen Namen unterschreibt. Auf Anfrage nennt Tiktok diesen Meldeweg eine „zusätzliche Meldeoption“, um illegale Inhalte zu melden. Dort eingegangene Inhalte würden zunächst daraufhin geprüft, ob sie gegen Tiktoks eigene Richtlinien verstoßen. Falls ja, würden sie weltweit entfernt. Falls nein, werde geprüft, ob die Inhalte gegen die Gesetze des jeweiligen Landes verstoßen – falls ja, werde der Zugriff auf das Video dort eingeschränkt.
Eine andere Meldemöglichkeit, verlinkt im Impressum, schickt einen auf der Tiktok-Webseite im Kreis. Wer im selben Meldeformular statt „Inhaltsverstoß“ unintuitiv „Anderer“ angibt, kann die Meldung immerhin abschicken. Das haben wir einmal gemacht, doch einen Effekt hatte es unserer Beobachtung nach nicht.
Anwältin Jessica Flint bezeichnet das als „komplett unintuitiven Meldeweg, bei dem man beinahe für jeden Schritt Insiderwissen benötigt“. Das könne den Vorgaben des DSA zu rechtswidriger Desinfo nicht gerecht werden, so Flint.
Tiktok reagiert auf Presseanfrage und bewertet 26 Videos mit Falschinformation neu
Nachdem wir Tiktok per E-Mail mit unseren gescheiterten Versuchen konfrontierten, passierte noch etwas Eigenartiges: In der Meldeübersicht in unserem Benutzerkonto waren auf einmal Änderungen. Manche Videos, die vor unserer Konfrontation nicht als Verstoß erachtet wurden, waren plötzlich doch Verstöße. Tiktok hat insgesamt 26 Videos neu bewertet. Darunter ein Dutzend Videos zum angeblichen Zehn-Punkte-Plan von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Die meisten davon sind nicht mehr auf der For-You-Page verfügbar, fünf wurden gelöscht. So auch Inhalte, in denen es heißt, Bundespräsident Steinmeier habe angedroht, die Wahl zu annullieren und einen ähnlichen Fall um Ex-EU-Kommissar Thierry Breton.
Videos, in denen behauptet wird, Bundeskanzler Olaf Scholz besitze eine teure Villa in L.A., sind teilweise aus unserer Meldeübersicht verschwunden. Auch auf Tiktok sind sie nicht mehr abrufbar. Weitere Videos wurden gelöscht, obwohl Tiktok keinen Verstoß darin sah. Wer sie löschte, ist unklar.
Offenbar gab es eine neuerliche Überprüfung, die regulären Nutzerinnen und Nutzern, die keine Presseanfragen stellen können, wohl verwehrt wäre.
Und immer noch bleiben laut unserer Datenanalyse fast die Hälfte der Videos übrig, bei denen Tiktok offenbar keine Maßnahmen getroffen hat. Tiktok weiß, dass es diese Videos mit Falschinformationen gibt. Tiktok weiß, dass damit versucht wird, Einfluss auf die Zukunft Deutschlands zu nehmen, indem Menschen im Wahlkampf manipuliert werden. Und nicht nur, dass der Konzern es Nutzerinnen und Nutzern erstaunlich schwer macht, darauf hinzuweisen, er ignoriert diese Hinweise in unserem Fall größtenteils.
Trotz unseres Meldemarathons erreichten Videos, die weiterhin mit Falschinformationen auf Tiktok kursieren, insgesamt etwa 7,6 Millionen Views und 180.000 Likes. (Stand: 18. Februar 2025). In vielen Fällen wohl von Personen, die am kommenden Sonntag ihre Stimme abgeben werden.
Text und Recherche: Kimberly Nicolaus und Gabriele Scherndl
Redaktion: Alice Echtermann
Faktencheck: Matthias Bau
Redigatur: Alice Echtermann, Matthias Bau
Datenanalyse: Johannes Gille
The post Melden zwecklos: Tiktok ignoriert Desinformation zur Bundestagswahl appeared first on correctiv.org.