Nein, Böller waren an Silvester nicht der Grund für den Wasserrohrbruch in Berlin-Wedding

An Silvester führte ein Wasserrohrbruch gegen 20 Uhr im Ortsteil Berlin-Wedding dazu, dass zahlreichen Haushalten in der Stadt zeitweise das Wasser ausging. Weniger als eine Stunde später behauptete eine Instagram-Seite, die täglich Videos aus Berlin teilt, das Rohr sei mit einem „Polenböller“ gesprengt worden. Dazu postete sie zwei Videos, die überschwemmte Straßen zeigen und insgesamt 33.000 Likes erhielten.

Das Gerücht, dass Böller die Ursache für den Rohrbruch gewesen seien, kursierte danach tagelang auf X und Facebook.

Eine Instagram-Seite verbreitete am Silvesterabend die Behauptung, ein Böller sei für den Rohrbruch an der Seestraße in Berlin-Wedding verantwortlich gewesen (Quellen: Instagram; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Rohrbruch an der Seestraße: „Polenböller“ als mögliche Ursache „höchst unwahrscheinlich“

Doch „Polenböller“ sind nicht für die Überschwemmungen verantwortlich. Auf dem X-Profil der Berliner Wasserbetriebe stand am 31. Dezember 2024 bis 9.30 Uhr zunächst nichts über die Ursache des Rohrbruchs. Später antwortete das Social-Media-Team auf die Frage eines Nutzers nach der Ursache, dass die Leitung etwa hundert Jahre alt sei. Gegen 3 Uhr nachts kommentierten die Wasserbetriebe konkreter, dass es „einfach“ ein Rohrschaden sei.

Um 21.39 Uhr antworteten die Berliner Wasserbetriebe im Netz auf die Frage, was der Grund der Havarie an der Seestraße war (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Spätestens seit dem 1. Januar ist aus Medienberichten bekannt, dass das beschädigte Rohr aus dem Jahr 1928 stammt und wahrscheinlich Materialermüdung der Grund für den Bruch war.

Stephan Natz, Pressesprecher Berliner Wasserbetriebe, schrieb CORRECTIV.Faktencheck per E-Mail, er sei am Silvester-Abend kurz nach 21 Uhr vor Ort gewesen und mehrmals auf „Polenböller“ als mögliche Ursache angesprochen worden. Das habe er als „höchst unwahrscheinlich zurückgewiesen“, da die Leitung in einer frostfreien Tiefe von mehr als 1,50 Meter liege und schon im Zweiten Weltkrieg mit hoher Wahrscheinlichkeit weitaus stärkeren Explosionen ausgesetzt gewesen sei. Zudem habe es „sehr viele Polenböller-Detonationen in der Stadt“ gegeben – „ohne Rohrschäden“.

Aktuell gehe man von „Materialermüdung aus“ und werde „die aus dem Rohr gebrochene Schale der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung mit der Bitte um Begutachtung geben“, schrieb Natz (Stand: 13. Januar 2025). Der Instagram-Account, der die Behauptung aufstellte, war für CORRECTIV.Faktencheck nicht erreichbar.

Zahlreiche andere Schäden durch Böller in der Berliner Silvesternacht

In der Silvester-Nacht waren in mehreren Berliner Stadtteilen laut Medienberichten Kugelbomben explodiert. Die Detonationen dort hatten Schäden an Wohnhäusern verursacht, über Rohrbrüche wurde in diesem Zusammenhang nicht berichtet. Es gab mehrere Verletzte und in anderen Bundesländern wie Brandenburg und Sachsen auch Todesfälle.

Mitarbeit: Laura Seime
Redigatur: Matthias Bau, Gabriele Scherndl

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Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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