Pünktlich zu Beginn der nassen Jahreszeit verbreiten einige Tiktok-Nutzer die Behauptung: „Neues Verbot: Auto schmutzig – Bußgelder kommen in Deutschland“. Weiter heißt es, wer mit einem dreckigen Auto erwischt werde, müsse ein Bußgeld von fünf Euro bezahlen. Einer der Accounts erreichte auf Tiktok mit dem Beitrag über 330.000 Aufrufe. Über eine Stichwortsuche fanden wir heraus, dass der Tiktok-Beitrag den Screenshot eines Artikels bei Karlsruhe Insider zeigt, der am 29. September veröffentlicht wurde.
Tiktok-Beiträge beziehen sich auf einen irreführenden Artikel des Karlsruhe Insider
Die Überschrift, das Artikelfoto und der Texteinstieg bei Karlsruhe Insider suggerieren, es gebe ein „neues Verbot“, das ein Bußgeld für die generelle Verschmutzung des Autos nach sich ziehe. Erst im zweiten Absatz des Artikels wird klar, dass es allein um verschmutzte Nummernschilder geht. Die Webseite fiel zuvor bereits mit falschen oder verkürzten Behauptungen auf. In den Tiktok-Beiträgen fehlt die Differenzierung, dass sich das Bußgeld lediglich auf Nummernschilder bezieht, komplett.
Nummernschilder müssen lesbar sein – ansonsten handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, die mit fünf Euro Bußgeld belegt werden kann. Diese Regelung ist aber – ebenfalls anders als behauptet – nicht neu. Schon seit 1970 gebe es die Pflicht, Kennzeichen gut lesbar zu halten, teilt uns eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums mit. Das Bußgeld bei Verstößen sei 2001 eingeführt worden und ist so im aktuellen Tatbestandskatalog für Straßenverkehrsordnungswidrigkeiten des Kraftfahrt-Bundesamts zu finden.
Abgesehen von den Nummernschildern dürfen auch andere Teile des Autos nicht zu stark verdreckt sein, etwa Blinker oder Scheinwerfer. Das ist in der Straßenverkehrsordnung festgeschrieben und kann bei Verstoß bis zu 35 Euro kosten. Dennoch droht kein Bußgeld für ein allgemein dreckiges Auto.
Wir haben den Tiktok-Nutzer mit den meisten Aufrufen nach einer Quelle für die Behauptung gefragt, erhielten jedoch bis zur Veröffentlichung keine Antwort.
Redigatur: Steffen Kutzner, Uschi Jonas