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«Turbokrebs» gibt es nicht – Geschichte nach Flugzeugabsturz erfunden

Nach dem Absturz eines Passagierflugzeuges in Brasilien ging eine wilde Behauptung um: An Bord des Flugzeuges hätten sich Ärzte befunden, die angeblich Beweise für «den Zusammenhang zwischen mRNA und Turbokrebs» veröffentlichen wollten.

Bewertung

Die Wortschöpfung «Turbokrebs» ist ein Laienbegriff, der nach eigener Aussage von einem Rechtsanwalt erfunden wurde. Die Behauptungen über die Opfer in Brasilien sind erfunden.

Fakten

Die Behauptung, in dem Flugzeug seien mehrere Krebsforscher gewesen, verbreitete sich vor allem über Sharepics wie diesem. Im Flugzeug waren Ärzte – doch dass die Lage anders ist als behauptet, lässt sich über öffentliche Dokumente faktisch nachvollziehen.

Die falschen Behauptungen über die getöteten Onkologen und den «Turbokrebs» fallen in sich zusammen, weil die Fluggesellschaft eine Passagierliste mit den Namen der Todesopfer veröffentlicht hat. Daraus geht hervor, dass sich an Bord des Flugzeuges mehrere Wissenschaftler befanden. Deren Namen wurden in einer Trauermitteilung des regionalen Ärzteverbandes von Paraná (CRM-PR) veröffentlicht. Außerdem hat die Universität «Estadual do Oeste do Paraná» auf ihrer Webseite eine Mitteilung zum Absturz veröffentlicht. Sie zeigt mit der Universität in Verbindung gestandene Wissenschaftler, die beim Flugzeugabsturz gestorben sind.

Aus diesen Quellen geht hervor: Bei dem Unglück starben zwei Assistenzärztinnen für Onkologie. Die anderen Verunglückten arbeiteten oder studierten in den Bereichen Sport, Agrartechnik, Literatur, Radiologie, Dermatitis, Ernährungstherapie sowie Chemieingenieurwesen.

Die Identität fast aller anderen Getöteten ist ebenfalls kein Geheimnis, sondern wurde vom Nachrichtenportal UOL relativ ausführlich erläutert.

Die Maschine war am 9. August auf dem Flug von Cascavel im Bundesstaat Paraná nach São Paulo kurz vor dem Ziel in ein Wohngebiet der Kleinstadt Vinhedo gestürzt. Alle 58 Passagiere und 4 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Die Ursache für den Absturz in Brasilien wird noch untersucht.

Mythos «Turbokrebs»

«Turbokrebs» gibt es nicht. Er wird nach fester Überzeugung von Verschwörungsgläubigen durch Impfungen mit mRNA-Impfstoffen ausgelöst. Die Wortschöpfung «Turbokrebs» ist ein Laienbegriff, keine bekannte medizinische Bezeichnung. Auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) finden sich keine Einträge mit diesem Suchwort. Ein angeblicher Anstieg von Tumorbefunden in Folge der Impfung ist der DGHO nicht bekannt.

Geprägt wurde dieser Begriff von einem Rechtsanwalt auf einer Pressekonferenz namens «Pathologie-Konferenz». Er weist selbst darauf hin, dass dieses Wort nicht medizinisch gebräuchlich ist: «Turbokrebs, so nenne ich es mal, ist eine Erfindung von mir, ist also nicht unter medizinisch korrekter Bezeichnung segelnd, aber sehr einprägsam, denke ich» (ab Minute 3:03). Tatsache ist, dass an Krebs erkrankte Menschen besonders vulnerabel gegenüber Corona-Erkrankungen sind.

(Stand: 29.8.24)

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Wissenschaft, Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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