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Ursachen für Strandungen können vielfältig sein

Jedes Jahr werden Wale, Delfine und andere Meerestiere an den Stränden der Welt angespült. Unter anderem ist die Küste Großbritanniens betroffen, dort soll sich die Zahl der Strandungen in den vergangenen Jahren erhöht haben. Doch geschah das nachweisbar «durch den Ausbau von Windparks» wie in der Überschrift eines Blogartikels behauptet wird?

Bewertung

Menschliche Aktivitäten im Meer haben Auswirkungen auf die dort lebenden Tiere. Ein Zusammenhang zwischen Windenergie-Anlagen und dem Anstieg von Strandungen an den britischen Küsten ist jedoch nicht belegt.

Fakten

Während in der Überschrift des Artikels von einer «Zunahme von Wal-, Delfin- und Schweinswalstrandungen durch den Ausbau von Windparks vor der britischen Küste» die Rede ist, heißt es weiter unten im Text: «Gibt es einen kausalen Zusammenhang?» Es folgen unterschiedliche Meinungen, die Frage wird letztlich nicht beantwortet.

Das UK Cetacean Strandings Investigation Programme (CSIP) erforscht seit 1990 die Strandungen rund um Großbritannien. Die Daten zwischen 1913 und 1989 sind auf der Webseite des Natural History Museum gesammelt. Beiden Quellen zufolge ist ein Anstieg von Strandungen zu verzeichnen.

Off-Shore-Windenergie gibt es in Großbritannien seit 2000. Ob sich die Zunahme der Strandungen auf die Windkraftanlagen zurückzuführen lässt, ist jedoch nicht nachgewiesen. So könnte zum Beispiel auch eine größere Population der Grund dafür sein, dass mehr Tiere stranden.

Unabhängige Institute und Organisationen beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit den Ursachen für Strandungen von Meeressäugetieren. Dennoch ist aber weitere Forschung notwendig, fordert zum Beispiel die britische Marine Management Organisation (MMO).

Ursachen sind komplex und multifaktoriell

Die Deutsche Stiftung Meeresschutz nennt unter anderem Extremwetterlagen, Krankheit, Fehleinschätzung der Tiere und menschliche Aktivitäten als mögliche Gründe. Dazu zählen neben der Jagd auf die Tiere, Fischerei oder Chemie- oder Plastikverschmutzung auch Schall- und Lärmbelästigungen. So können zum Beispiel Sonare die Tiere erschrecken und zum plötzlichen Auftauchen veranlassen.

Eine weitere Lärmquelle sind Unterwasser-Arbeiten wie die Suche nach Gas- und Ölvorkommen oder Off-Shore-Windparks. Der NABU hebt dabei das Rammen der Fundamente für die Windkraftanlagen als Belastung für die Tiere hervor.

Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) nennt als mögliches Problem zudem durch den Wind an den Anlagen hervorgerufene Heultöne, die Meeressäuger stören könnten. Auch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Umweltbundesamt weisen auf diese Lärmquellen hin.

Über die Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Schweinswale in der Ost- und Nordsee schreibt das Umweltbundesamt, dass «während des Betriebs des Windparks keine Meidung [von Schweinswalen] erkannt» wurde. Nichtsdestotrotz bestehe immer «die Gefahr des Austritts von Getriebe-, Hydraulik- und Transformatorölen aus einer Windenergieanlage».

Um den Lärm beim Bau zu reduzieren, kommen laut BfN spezielle Maßnahmen wie Schallminderungstechniken zum Einsatz. Auch staatliche Anforderungen der britischen Regierung zur Lärmminderung im Meer greifen bereits.

Doch auch in Gebieten ohne Off-Shore-Windkraftanlagen stranden Wale, zum Beispiel an den Küsten Tasmaniens oder Südafrikas. Die Gründe sind wie beschrieben vielfältig. Dennoch werden immer wieder Windparks für Strandungen verantwortlich gemacht. Autoren der Naturschutzorganisation Greenpeace, oder der Wissenschaftszeitschrift Spektrum halten die Schuldsuche bei Windkraftanlagen für Desinformationskampagnen.

(Stand: 18.2.2025)

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Umwelt

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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