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Video-Sequenzen sind älter als aktuelle Brände in Spanien

Seit etwa drei Wochen kämpft die Feuerwehr in Spanien gegen verheerende Waldbrände. Gleichzeitig erlebt das Land die längste Hitzewelle seit Jahren, was die Arbeit der Einsatzkräfte erschwert.

In sozialen Medien wird derweil über einen angeblichen Einfluss auf die Brände diskutiert: «Aufgrund der extremen Hitze in Südspanien kommt es derzeit zu Bränden an zahlreichen Sonnenkollektoren – sogar an solchen, die an Laternen befestigt sind», heißt es in einem Beitrag auf X, der sich auch auf Facebook verbreitet. Und weiter: «Es ist so heiß, dass die Solarzellen eine Chemikalie erzeugen, die bei Kontakt mit Lithium eine kleine Explosion verursacht.» In einem Video dazu sind rauchende und brennende Solaranlagen zu sehen. Ist an der Behauptung etwas dran?

Bewertung

Es gibt keine Belege für Brände an Solaranlagen infolge der Hitze in Spanien. Experten ist kein solches Phänomen bekannt. In Solarzellen sei kein Lithium enthalten. Brände an Solaranlagen sind äußert selten. Ihre Ursache ist meist ein Problem mit der verkabelten Elektronik, nicht die Zelle selbst. Die gezeigten Videos sind mindestens mehr als einen Monat, teils mehrere Jahre alt. Es gibt keinen Beleg, dass sie aus Spanien stammen.

Fakten

Es finden sich keine Belege dafür, dass Solarzellen eine Chemikalie erzeugen können, die bei Kontakt mit Lithium eine Explosion und Brände verursachen könnte. Mehrere Experten, welche die Deutsche Presse-Agentur (dpa) dazu befragt hat, weisen die Behauptung zurück.

Rutger Schlatmann, Leiter der Abteilung Solarenergie am Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie, teilte dpa per Mail mit, dass es normal sei, wenn sich die Solarzellen in den Solarmodulen infolge der Sonneneinstrahlung erwärmen und dabei bis etwa 70 Grad erreichen. Das habe aber «mit der Außentemperatur von 20, 30 oder 40 Grad nicht so viel zu tun».

Dass dabei irgendeine chemische Verbindung entstehen würde, wäre «komplett neu» für ihn, die Videos würden das auch nicht belegen. In Solarmodulen finde sich zudem kein Lithium oder Lithium-Ionen, höchsten in Batterien, die über elektrische Verbindungsdrähte mit den Solarmodulen gekoppelt sein könnten. «Sollte da Brand entstehen, wäre es eine mangelhafte Konstruktion, aber kein intrinsiches Problem dieser Technik. Ein Brand in oder bei einem Solarmodul selber könnte nur entstehen wenn das Solarmodul mangelhaft wäre oder mangelhaft installiert wurde, was aber nur sehr, sehr selten passiert», teilte Schlatmann mit.

Kein Lithium in Solarmodulen

Ähnlich schätzt Ralph Gottschalg, Leiter des Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP-IMWS, die Behauptung zu dem Video ein. Vereinzelte Brände an Solaranlagen seien meist «auf beschädigte Kabel oder generell elektrische Fehler zurückzuführen». Es gebe in Solarmodulen kein Lithium, das sei eventuell in der Batterie zu finden.

Gottschalg weißt darauf hin, dass es an den brennenden Lampen im Video unter den Solarmodulen zu qualmen scheine. Auch wenn sich die genaue Ursache nicht klären ließe, deute dies auf schadhafte Elektronik oder die Batterie hin.

Abgesehen von den Einschätzungen der Experten finden sich auch keine spanischen Medienberichte, die über die angebliche Brände an «zahlreichen Sonnenkollektoren» in Spanien berichten. Bei einem angeblich aktuell verstärkt sichtbaren Phänomen wären üblicherweise Presseberichte zu finden.

Solarmodul auf Wiese brannte 2021 oder früher

Auch die Videos liefern keinen Beleg für die Behauptung, extreme Hitze habe in Spanien diese Feuer verursacht. Für keines der gezeigten Bilder lässt sich feststellen, dass sie in Spanien aufgenommen worden sind. Alle einzelnen Clips in dem Video sind seit mindestens einigen Wochen, teils seit Jahren im Netz zu finden – sie zeigen also keine aktuellen Brände von Mitte August.

Der erste Clip zeigt eine Solaranlage, die auf einer Wiese steht und brennt. Dieses Video kann keinen aktuellen Brand in Spanien zeigen. Es wurde schon im März 2021 auf der Facebookseite einer Solarfirma in Afghanistan veröffentlicht. Der genaue Ort, wo die Aufnahme entstanden sein soll, ist nicht angegeben.

Laut der Videobeschreibung sollen nicht ordnungsgemäße Installationen bei der Erdung, dem Überspannungsschutz und der Verkabelung Grund für das Feuer sein – ob das zutrifft, lässt sich nicht prüfen. Das Datum zeigt aber, dass das Video einen mindestens viereinhalb Jahre alten Vorfall behandelt, keinen aktuellen.

Weitere Clips kursieren mindestens seit Juli

Der zweite Clip zeigt rauchende Straßenlaternen, die offenbar mit kleinen Solarmodulen betrieben werden. Wo genau und wann das Video aufgenommen wurde, ließ sich nicht klären. Allerdings wird es in einem Bericht von Anfang Juli 2025 auf einer chinesischen Webseite gezeigt. Es soll aus chinesischen sozialen Medien stammen und einen Vorfall in China zeigen.

Ob das zutreffend ist, ließ sich nicht verifizieren. Da dieser Bericht aber Wochen vor den aktuellen Waldbränden in Spanien erschien, deutet einiges darauf hin, dass die Aufnahmen der rauchenden Straßenlaternen ebenfalls nicht aus Spanien stammen.

Der dritte Clip zeigt rauchende Straßenlaternen, die offenbar mit kleinen Solarmodulen betrieben werden und an einem Straßenrand direkt an einem grünen Waldgebiet stehen. Auch hier lässt sich der genaue Zeitpunkt und Ort der Aufnahme nicht bestimmen. Was sich aber feststellen lässt: Dieser Clip findet sich schon seit mindestens 17. Juli 2025 im Netz.

Zu finden ist ein Ausschnitt davon zu Beginn eines Videos auf einem indonesischen Youtube-Account. Weder in der Videobeschreibung, noch im Sprechertext im Video wird allerdings eine Ortsangabe gemacht – ob die Aufnahmen aus Indonesien stammen oder einem anderen Land, bleibt unklar. Die letzte Sequenz entspricht spiegelverkehrt einer Aufnahme von der chinesischen Webseite.

Verbreiter ist russlandnahe Medienplattform

Der vierte Clip zeigt ebenfalls rauchende Masten oder Laternen am Rand einer Straße. Der fünfte Clip zeigt eine Nahaufnahme einer Explosion an einem Solarmodul auf einem Mast, offenbar auch eine Laterne. Der sechste Clip zeigt eine brennendes Solarmodul an einer Straßenlaterne am Rande eines betonierten Platzes vor einer kleinen Mauer. Der siebte und letzte Clip zeigt offenbar ein brennendes kleines Solarmodul, was von einem nicht sichtbaren Objekt runterfällt und zwischen einem Haus und einem Zaun landet.

Auch diese Clips sind alle in dem Video (archivierte Version) des indonesischen Youtube-Accounts zu finden – sie sind also ebenfalls mindestens mehr als einen Monat alt.

Das Video mit der falschen Behauptung über Brände in Spanien, das sich auf X und Facebook verbreitet, trägt ein Logo der Plattform «Infrarot Medien». Es findet sich mit der gleichen Falschbehauptung in deren Telegram-Kanal. «Infrarot Medien» ist kein unabhängiges Medium, sondern hat Berichten zufolge Verbindungen zu dem in Europa sanktionierten russischen Staatssender RT. Der frührere Chefredakteur des deutschen Ablegers RT DE, Ivan Rodionov, ist laut dem Handelsregister Geschäftsführer der Firma hinter «Infrarot Medien».

(Stand: 21.8.2025)

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Klimawandel, Technologie

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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