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Vorsicht bei Aufnahmen von totaler Sonnenfinsternis

Besondere Naturereignisse faszinieren immer wieder unzählige Menschen. Auch die kürzlich aufgetretene Sonnenfinsternis in Nordamerika beschäftigt in den sozialen Netzwerken die Userinnen und User: Sie teilen ihre Videos und Bilder des Phänomens. Doch bei manchen Aufnahmen lohnt es sich, genauer hinzusehen: Ein Video vom Strand, eine angebliche Aufnahme aus Portugal und ein Foto aus Kanada machen stutzig. Zeigen der Clip und die Fotos wirklich die aktuelle totale Sonnenfinsternis?

Bewertung

Nein. Das Video vom Strand stammt aus dem Jahr 2019 und zeigt eine Sonnenfinsternis in Chile. Das Foto aus Portugal zeigt eine Stadt in Spanien und ist ebenfalls älter. Bei Beispiel Nummer Drei sprechen verschiedene Punkte für eine digitale Fotoerstellung.

Fakten

Bei einer Sonnenfinsternis wird laut Deutschem Wetterdienst die Sonne von der Erde aus gesehen durch den Mond ganz oder teilweise verdeckt. In Nordamerika ist es kürzlich zu diesem Phänomen gekommen, verschiedene Medien berichteten darüber. Auch in den sozialen Netzwerken spielt das Ereignis eine Rolle – doch bei manchen Aufnahmen ist Vorsicht geboten.

Video stammt aus dem Jahr 2019

Ein Video auf Twitter soll die aktuelle Sonnenfinsternis zeigen: «Für alle die die Sonnenfinsternis gestern nicht sehen konnten», schreibt die Userin, dazu stellt sie ein Video vom Strand mit Blick auf das Naturspektakel. Mit einer Rückwärtssuche lässt sich jedoch schnell feststellen, dass die Aufnahme nicht aktuell ist.

Der Videoausschnitt kursiert bereits seit 2019 auf YouTube. Die Original-Aufnahme zeigt eine totale Sonnenfinsternis im Juli 2019 in Chile. Weitere YouTube-Videos, wie dieses, zeigen den Moment der Sonnenfinsternis aus einer anderen Perspektive. Sowohl die Plattform «timeanddate» als auch das European Southern Observatory können die totale Sonnenfinsternis in Chile bestätigen.

Der Videoausschnitt wird immer wieder missbräuchlich verwendet. So postete ein indonesischer Account das Video am 26. Dezember 2019 und zeigt darin laut Videotitel die «Sekunden der Ringsonnenfinsternis». Fast könnte man den Fake für echt halten, denn die Plattform «timeanddate» zeigt, dass tatsächlich am 26. Dezember 2019 eine ringförmige Sonnenfinsternis unter anderem in Teilen Saudi-Arabiens, Indiens und Indonesiens sowie in Singapur zu sehen war.

In einem anderen Beispiel soll der Clip eine Begegnung zwischen Jupiter und Saturn zeigen – eine Planetenkonstellation, die als «Stern von Bethlehem» bezeichnet wird. Auch das ist falsch, wie bereits die Faktenchecker von AFP darlegen konnten.

Sonnenfinsternis war nicht in Portugal zu sehen

Ein Bild auf Facebook soll hingegen die totale Sonnenfinsternis «jetzt gerade» in Portugal zeigen. Auch hier zeigt eine Bilderrückwärtssuche zunächst, dass das Bild bereits seit 2021 im Umlauf ist und somit nicht aktuell sein kann.

Hinzu kommt, dass die totale Sonnenfinsternis nur in Mexiko, den USA und Kanada zu sehen war – Portugal erlebte das Ereignis Medienberichten und «timeanddate» zufolge nur als partielle Sonnenfinsternis, das heißt: Der Mond verdeckte die Sonne nur teilweise, also anders als in dem Facebook-Post dargestellt. Seit 2005 konnte in Portugal keine totale Sonnenfinsternis mehr beobachtet werden.

Und es gibt noch ein Problem: Auf der Plattform «Reddit» verorten manche Userinnen und User das Foto nicht in Portugal, sondern in Spanien. Tatsächlich spricht vieles dafür, dass das Bild die spanische Stadt San Sebastián zeigt. Deutlich erkennbar sind auf dem Foto vor dem Berg ein Tunnel sowie eine breite Straße mit Geländer-Ausbuchtungen und Bänken. Via Street View lassen sich diese Merkmale auch bei der Promenade Paseo de la Concha finden. Aber auch in San Sebastián konnte man die totale Sonnenfinsternis nicht beobachten.

Des Weiteren gibt es Indizien dafür, dass das Foto gar nicht echt ist, sondern digital erstellt oder bearbeitet wurde: Zunächst wäre zu erwarten, dass Menschen auf den Gehwegen ein solches Spektakel verfolgen würden – hier sind die Straßen jedoch leer. Zudem wirkt das Bild glatt und wie gemalt, dazu erscheint die Sonne ungewöhnlich groß und der Berg schimmert lila.

Graue Wolken in Toronto

Auch bei einem weiteren Bild, das auf der Meta-Plattform Threads geteilt wurde, ist Vorsicht geboten. Es soll eine «Aufnahme der Sonnenfinsternis 2024» darstellen und zeigt die Skyline einer Stadt vor dem rot eingefärbten Himmel. Die Skyline lässt darauf schließen, dass das Bild in Toronto, Kanada, entstanden sein soll – deutlich erkennbar am CN Tower, hinter dem die Sonne verschwindet.

Auf dem Foto ist Wasser zu sehen – ein wichtiger Hinweis. Sieht man sich die Skyline Torontos nun aus dem passenden Blickwinkel per Street View an, fällt auf, dass die echte Skyline nicht mit der Skyline auf dem Foto übereinstimmt. Das Baseball-Stadion mit der runden Kuppel müsste eigentlich links vom Tower sein, ist auf dem Foto aber rechts angeordnet. Auch andere Gebäude stimmen nicht überein.

Doch das Bild ist nicht nur gespiegelt: Da es nur südlich des CN Towers eine Wasserfläche gibt, steht die Sonne auf dem Bild im Norden. Dies ist auf der Nordhalbkugel unmöglich.

Auf Youtube wurde die Sonnenfinsternis zudem von einem User im Livestream übertragen. Dabei fällt auf: Der Himmel war deutlich bewölkter als auf dem Foto bei Threads. Bei einem Schwenk sieht man, dass die Sonne zum Zeitpunkt der Sonnenfinsternis im Südwesten stand.

Wundersames in der Natur beschäftigt immer wieder viele Menschen. Die Deutsche Presse-Agentur prüfte in der Vergangenheit bereits Aufnahmen, die zu schön sind, um wahr zu sein – wie ein Berg in Form einer Frau, der sich als Digitalkunstwerk herausstellte.

(Stand: 09.04.2024)

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Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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