Hauptpost von Manila ist nicht Bibliothek von Marseille - Featured image

Hauptpost von Manila ist nicht Bibliothek von Marseille

Zu den spektakulären Bildern eines brennenden Gebäudes verbreiten Internet-Nutzer im Juli 2023: «Migranten brennen die größte Nationalbibliothek in Frankreich nieder.» Als Ort wird die Alcazar-Bibliothek in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille angegeben. Sind im Zuge der jüngsten Unruhen in Frankreich tatsächlich wertvolle Kulturschätze in Flammen aufgegangen?BeurteilungDas Video zeigt den Brand der Hauptpost von Manila im Mai 2023. Es hat nichts mit den jüngsten Ausschreitungen in Frankreich zu tun.Fakten

Wer auf Google Maps die Alcazar-Bibliothek sucht, erkennt sofort, dass hier etwas nicht stimmen kann. Das brennende Gebäude in dem Video ähnelt in keiner Weise der städtischen Bücherei in Marseille. Kein Wunder: Die Bilder wurden nicht in Marseille gefilmt, sondern fast 11 000 Kilometer entfernt in Manila, der Hauptstadt der Philippinen.

Eine Bilder-Rückwärtssuche nach den Videoaufnahmen führt zu indonesischen und chinesischen Artikeln vom 22. Mai. An dem Tag verwüstete ein Großfeuer das fast 100 Jahre alte Gebäude der Hauptpost von Manila. Das betroffene Bauwerk passt zu entsprechenden Abbildungen bei Google Maps. Auf einem Foto vom Juni 2023 ist die rußgeschwärzte Fassade noch gut zu erkennen.

Es stimmt zwar, dass die Alcazar-Bibliothek in Marseille bei einem Feuer im Zuge der Ausschreitungen am 29. Juni 2023 beschädigt wurde. Das Gebäude brannte allerdings keineswegs nieder, wie manche behaupten. Wie die Lokalzeitung «La Provence» berichtete, würde die Bibliothek bereits am 4. Juli wieder für das Publikum geöffnet. Über Schäden an wertvollen Büchern und Dokumenten wurde nichts bekannt.

Es kann auch keine Rede davon sein, dass in Marseille «die größte Nationalbibliothek in Frankreich» abgebrannt sei. Die Alcazar-Bibliothek ist eine städtische Einrichtung in Marseille. Frankreichs Nationalbibliothek hat ihren Sitz in der Hauptstadt Paris.

Seit dem Beginn der jüngsten Unruhen in Frankreich wurden in den sozialen Netzwerken viele Bilder hochgeladen, die mit den Ereignissen nichts zu tun haben, aber damit verbunden werden. Die Deutsche Presse-Agentur hat schon mehrfach entsprechende Falschbehauptungenaufgedeckt.

Das Faktencheckteam von «La Libération» hat sogar eine eigene Seite für entsprechende Fake News eingerichtet. Der BBC-Journalist Shayan Sardarizadeh hat auf Twitter eine Reihe von Bildern gesammelt, die fälschlich den Ausschreitungen zugeschrieben wurden.

(Stand: 07.07.2023)

Fact Checker Logo

Politik, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen