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Statistik zeigt keine Auffälligkeiten bei Kindersterblichkeit

Einige Menschen suchen auch Jahre nach der Zulassung noch nach Beweisen für die Schädlichkeit der Corona-Impfstoffe. Nun soll der Beweis erbracht sein, dass sie angeblich besonders für Kinder eine hohe Gefahr darstellen. In den sozialen Medien wird in diesem Zusammenhang die Behauptung verbreitet, «offizielle Regierungsdaten» würden belegen, dass die Zulassung der Corona-Impfstoffe für Kinder zu einem Anstieg der Todesfälle um 63 060 Prozent geführt hat. Stimmt das?

Bewertung

Falsch. Die Daten lassen diesen Schluss nicht zu. Auch das Monitoring-Projekt Euromomo, von dem die Zahlen stammen, warnt vor einer Fehlinterpretation der Daten. Die Corona-Impfstoffe haben sich diversen Studien zufolge als sicher und wirksam erwiesen.

Fakten

In dem Facebook-Post ist nicht angegeben, woher die Zahlen für diese Behauptung stammen. Doch ein Blogartikel, der in diesem Zusammenhang verbreitet wird und ebenfalls einen angeblichen Anstieg um 63 060% nennt, zeigt eine Grafik mit der Zahl. Demnach stammen die Daten aus einer Statistik von Euromomo, einem Projekt zur Überwachung der Sterblichkeit in Europa. Die exakte Rechnung lässt sich nicht nachvollziehen.

Die Übersterblichkeit wird von Euromomo jede Woche als Differenz zwischen der beobachteten Zahl der Todesfälle und der geschätzten erwarteten Zahl der Todesfälle (der sogenannten Basislinie) berechnet. Die kumulierte Übersterblichkeit wird für jedes Kalenderjahr nach Wochen ausgewiesen und durch Addition der wöchentlichen Übersterblichkeit über die Wochen der Überwachung berechnet.

Euromomo warnt vor Daten aus Pandemie-Jahren

Doch Euromomo betont in wöchentlichen Berichten, dass die Daten aus den Pandemie-Jahren nicht zuverlässig sind. In den Jahren nach 2015 habe es einen positiven Trend bei der Kindersterblichkeit gegeben. Es sind also jedes Jahr weniger Kinder zwischen 0 und 14 Jahren gestorben. Die Basislinie wurde dann aber wegen der Corona-Pandemie seit 2020 nicht mehr angepasst, um mögliche Verzerrungen vorzubeugen.

Das Projekt führte die Basislinie einfach so weiter, als sei das ein Trend, der sich fortsetzt. Die Basislinie zeigt also in der Statistik stetig nach unten. Das führt dazu, dass die gleiche Zahl an Todesfällen in der Statistik zu einem späteren Zeitpunkt eine höhere Übersterblichkeit bedeuten kann.

Euromomo warnt deswegen besonders vor den kumulierten Werten. Genau die werden aber für die irreführenden Zahlen aus dem Blogartikel verwendet werden. Während der Corona-Pandemie habe es aber laut Euromomo «nicht mehr Todesfälle bei den 0- bis 14-Jährigen» gegeben, als in der Zeit vor diesem Zeitraum, «auch wenn die auf der Euromomo-Website veröffentlichten kumulierten Ergebnisse dies vermuten lassen». Diese Aussage bestätigt sich bei Betrachtung der wöchentlichen Werte, die stark schwanken und keinen eindeutigen Trend erkennen lassen.

Auch in anderen Quellen lassen sich keine Auffälligkeiten bei den Zahlen finden. Die «Human Mortality Database» des Max-Planck-Instituts und der University of Berkeley misst die Entwicklungen der Sterblichkeit in verschiedenen Altersgruppen. Hier zeigt sich ebenfalls, dass es keine außerordentliche Steigerung der Todesfälle in dem genannten Zeitraum gegeben hat.

Statistischer Zusammenhang kein Beweis für Kausalität

Selbst ein Anstieg der Übersterblichkeit ließe sich nicht automatisch durch die Corona-Impfung erklären. Dafür müssten die tatsächlichen Todesursachen untersucht werden. Die Euromomo-Daten dokumentieren aber lediglich die Zahlen, die von den beteiligten europäischen Ländern zur Verfügung gestellt werden.

Corona-Impfungen haben sich auch für Kinder und Jugendliche als sicher erwiesen. Die Impfstoffe wurden im Mai 2021 erst für Jugendliche ab 12 Jahren, im Dezember 2021 dann auch für Kinder ab fünf Jahren zugelassen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Corona-Impfung für gesunde Menschen unter 18 Jahren jedoch nicht mehr, da sich unter anderem durch die Omikron-Variante das Risikoprofil des Virus geändert hat.

(Stand: 17.8.2023)

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Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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