Bayern wählt am 8. Oktober 2023 seinen Landtag. Die Grünen werben mit dem Slogan „Mama, bitte wähl für mich!“ um Stimmen. Unter echte Plakate mischen sich in sozialen Netzwerken Anfang September auch zahlreiche Fälschungen, etwa mit einem Mädchen mit Kopftuch. Die bayerischen Grünen dementierten deren Echtheit.
„Mama, bitte wähl für mich!“, ist auf mehreren Plakaten zu sehen, die aktuell auf Facebook und X, vormals Twitter, kursieren. Neben dem Slogan ist ein Mädchen mit Kopftuch oder ein junger, schwarzer Mann zu sehen. Die Plakate sind jeweils im Design der Grünen gehalten. Auf Facebook heißt es dazu „Wahlkampf … Grüne in Bayern … Das ist alles nicht mehr normal…“ Am 8. Oktober 2023 findet die Landtagswahl in Bayern statt.
AfD-Bundestagsabgeordneter Uwe Schulz verbreitete die Aufnahme ebenfalls, er schrieb dazu: „FAKE oder NICHT-Fake … das ist hier die Frage … Aber im ‚besten Deutschland aller Zeiten‘ ist mittlerweile ALLES möglich.“ Während manche Nutzerinnen und Nutzer die Echtheit der vermeintlichen Plakate anzweifeln, schreiben andere etwa: „Einfach nur krank.“
Wahlplakate werden immer wieder gefälscht. AFP hatte bereits hier und hier in der Vergangenheit Plakate überprüft, die fälschlich den Grünen zugeschrieben wurden. Auch die beiden aktuell verbreiteten Plakate fallen in diese Reihe.
Grüne dementieren
Auf der Website sowie sozialen Kanälen der Grünen (Facebook, X, Youtube, Instagram, Tiktok) konnte AFP die beiden verbreiteten Motive nicht finden. Stattdessen werden dort andere Wahlplakate gezeigt, die den verbreiteten ähneln.
Am 6. September 2023 veröffentlichten die Grünen Bayern vier Plakate (hier archiviert). Darauf ist je ein Kind zu sehen, das sich an „Mama“, „Papa“, „Oma“ oder „Opa“ wendet.
Manche User scheinen sich ob der Echtheit der tatsächlichen Werbebilder unsicher zu sein. Journalist Ulf Poschardt fragt auf dem Nachrichtendienst X etwa: „Ist das echt?“
Daniel Heißenstein, Pressesprecher bei den bayerischen Grünen, bestätigte am 8. September 2023 gegenüber AFP die Echtheit der vier Plakate. Gleichzeitig wies er aber auch andere Versionen als Fälschung zurück. Man verwende diese vier Plakate, mit dem Slogan gebe es „keine weiteren“. Neben den Kindermotiven verwenden die Grünen noch weitere Plakate, die allerdings ebenfalls nicht den aktuell verbreiteten entsprechen (hier, hier).
Die vier Kindermotive würden online sowie auf mobilen und festen Großplakatflächen in ganz Bayern verwendet werden, so Heißenstein. Die Aufnahmen der Kinder seien sogenannte Stockfotos, also auf Vorrate aufgenommene Bilder, die nicht einem spezifischen Zweck dienen.
Die beiden online kursierenden Versionen mit dem Mädchen mit Kopftuch und dem jungen Mann stammten hingegen nicht von den Grünen. AFP fand beide Aufnahmen in Fotodatenbanken (hier, hier). Fälschungen wie auch echte Kampagnen bedienen sich oft solcher Stockfotos. „Wir nehmen an, dass die Fälschungen im AfD-Umfeld entstanden sind“, schrieb Heißenstein.
Von rechtslastigen Medien wie „Nius“, „Exxpress“,„RTV“ oder „Tichys Einblick“ wurde die Kampagne der Grünen kritisch aufgenommen. Auch sie sprechen aber nur von den vier Motiven und erwähnen die verbreiteten beiden Banner nicht. „Tichys Einblick“ hebt sogar hervor, dass die „sonst bei den Grünen immer herausgehobene Diversität keine Rolle spielt: kein Mädchen mit Kopftuch, kein dunkelhäutiger Junger“. Deutsche Medien berichteten über die Kampagne der Grünen und erwähnten die Plakate mit den Kindern. Die aktuell verbreiten Aufnahmen kamen darin ebenfalls nicht vor.
Andere falsche Plakate
Neben den beiden gefälschten Plakaten kursieren noch andere Versionen, etwa mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, einer vollverschleierten Frau oder einem schwarzen Mann, die allerdings nicht alle als echte Wahlplakate beschrieben werden.
Grünen-Sprecher Heißenstein schrieb dazu: „Die Beispielbilder sind allesamt nicht von den Grünen Bayern.“
Fazit: Ein Sprecher der bayerischen Grünen wies Wahlplakate, auf denen ein Mädchen mit Kopftuch oder ein junger, schwarzer Mann zu sehen sind, als Fälschungen zurück. Die Grünen in Bayern werben bei der anstehenden Landtagswahl mit Kindern, die sich an ihre Eltern und Großeltern wenden. Diese Motive findet man auch in Veröffentlichungen der Grünen, die aktuell verbreiteten Plakate allerdings nicht.
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Ursprünglich hier veröffentlicht.
