«Eulenspiegel» nimmt Chrupalla-Vorfall aufs Korn, nicht Thomas Bach - Featured image

«Eulenspiegel» nimmt Chrupalla-Vorfall aufs Korn, nicht Thomas Bach

«Ist Krätze die neue olympische Sportart 2024?» – Diese Frage soll angeblich das deutsche Satire-Magazin «Eulenspiegel» gestellt haben. In sozialen Netzwerken verbreiten Nutzer derzeit eine vermeintliche Titelseite der Zeitschrift. Darauf ist eine sich kratzende Karikatur von Thomas Bach, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), zu sehen. Obwohl von Krätze die Rede ist, spielt das Cover offenbar auf die Bettwanzen-Plage in Paris an. Die französische Hauptstadt richtet die Olympischen Sommerspiele kommendes Jahr aus. Doch ist das Cover echt?

Bewertung

Es handelt sich um eine Fälschung. Auf der aktuellen Titelseite des Satire-Hefts geht es um einen vermeintlichen «Chrupalla-Attentäter».

Fakten

Auf dem kursierenden Cover ist neben der Karikatur ein QR-Code zu sehen. Darüber ist die Nummer der Ausgabe mit «11/2023» angegeben. Die angebliche Titelseite soll zum aktuellen November-Heft gehören.

Auf seiner Webseite bietet der «Eulenspiegel» eine Archiv-Übersicht sämtlicher Titelseiten an. Auch das Heft «11/2023» ist dort zu finden. Doch auf dem Cover ist zu dem Schriftzug «Das ist der Chrupalla-Attentäter» eine Wespe in Militäruniform zu sehen. Die Ausgabe spielt damit offensichtlich auf einen Vorfall von Anfang Oktober um den Politiker Tino Chrupalla (AfD) an.

IOC warnt vor gezielter Desinformationskampagne

Bei dem Cover mit der Karikatur von Thomas Bach handelt es sich also um eine Fälschung. Es ist nicht die erste dieser Art. Die georgischen Faktenchecker von «Myth Detector» berichteten bereits im Februar 2023 über ein Fake-Cover des «Eulenspiegel». Darauf ging es ebenfalls um eine angeblich neue olympische Sportart: Auf der Fälschung ist ein vermeintliches Tauziehen zwischen Personen, die der LGBTIQ+-Community zugerechnet werden sollen, und Ukrainerinnen und Ukrainern um die politische Deutungshoheit über Olympia 2024 abgebildet.

Das IOC sieht sich zunehmend als Ziel gezielter Falschinformationen in den sozialen Netzwerken. Die Desinformationskampagne umfasst laut IOC-Statement vom 9. November unter anderem erfundene Zitate von IOC-Vertretern in verschiedenen Sprachen. In einem kürzlich verfassten Telegram-Post wurde beispielsweise behauptet, das IOC werde die israelischen und palästinensischen Nationalmannschaften von den Olympischen Spielen in Frankreich im kommenden Jahr ausschließen.

Das IOC war nach eigenen Angaben bereits zuvor Ziel ähnlicher Kampagnen gewesen. Anfang des Jahres sei ein kompletter Dokumentarfilm mit verleumderischem Inhalt durch Künstliche Intelligenz (KI) produziert und auf Social-Media verbreitet worden. Die «New York Times» und «Politico» berichten in dem Zusammenhang von einer Fake-Netflix-Serie mit dem Titel «Olympics Has Fallen».

QR-Code verlinkt zu Telegram-Kanal über erfundene Netflix-Doku

Auch das gefälschte «Eulenspiegel»-Cover enthält einen Hinweis auf diese gefälschte Serie: Der für die Titelseite ungewöhnliche QR-Code führt zu einem Telegram-Kanal mit gleichlautendem Namen «Olympics Has Fallen». Die Inhalte drehen sich ebenfalls um die vermeintliche Serie. Auf dpa-Nachfrage verwies eine Netflix-Sprecherin auf die Berichterstattung von NYT und «Politico». «Dem haben wir von unserer Seite nichts hinzuzufügen.»

(Stand: 17.11.2023)

Fact Checker Logo

Politik, Sport, Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen