Baerbock und Bitcoins: Gefälschter Tagesschau-Artikel wird als Facebook-Anzeige verbreitet

Seit Monaten kursieren auf Facebook gefälschte Artikel der Tagesschau. Stets geht es um Prominente, die über eine dubiose Bitcoin-Software angeblich Geld verdient haben sollen. Nun sind Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und TV-Moderatorin Maybrit Illner betroffen. CORRECTIV.Faktencheck wurde via Whatsapp auf den Fake aufmerksam gemacht.

In dem Artikel wird behauptet, Illner habe Baerbock eine Software empfohlen, mit der man reich werden könne. Das sei live im Fernsehen übertragen worden, woraufhin die Deutsche Bundesbank versucht habe, die Sendung zu stoppen. Der Link zum Artikel wird auf Facebook als Anzeige verbreitet und gezielt Männern über 55 Jahren angezeigt.

Der Beitrag hat nichts mit der Tagesschau zu tun, sondern gehört wohl zum zweifelhaften Software-Anbieter Bitcoineer, vor dem unter anderem die Watchlist Internet warnt.

Screenshot eines Facebook-Beitrages - in der Linkvorschau steht "Tageschau"
Die Domain in der Link-Vorschau bei Facebook ist nicht die der echten Tagesschau-Webseite (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Gefälschter Tagesschau-Text wirbt für zweifelhafte Bitcoin-Software

Schon die Linkvorschau in den Facebook-Beiträgen, in denen der Artikel geteilt wird, macht stutzig: Dort fehlt ein S im Wort „Tagesschau“. Die Domain des Links ist nicht die der Tagesschau, sondern lautet topinvestclub.com.

Der Text selbst fällt durch sperrige Formulierungen auf, so heißt es dort etwa: „Wenn Sie also das Glück hatten, diesen Artikel zu lesen, schauen Sie sich den Link an, den Maybrit Illner zur Verfügung gestellt hat.“

Das Bild von Illner und Baerbock, das verwendet wird, ist nicht aktuell. Die Sendung wurde schon am 12. Oktober 2023 veröffentlicht. Es ging darin nicht um Bitcoins, sondern um den Terrorangriff der Hamas auf Israel. Eine Google-Suche und eine Suche in der Zitate-Datenbank Genios liefert keine Ergebnisse, dass Baerbock sich jemals öffentlich über Bitcoineer geäußert hätte.

Mehrere Links in dem Artikel führen auf eine Seite, die angibt, zu Bitcoineer zu gehören. Thalissa-Jennifer Klaps, Pressesprecherin des Vereins Deutschland sicher im Netz, schrieb im November 2023 auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck, die Software existiere zwar, doch es seien „keine klaren Informationen über die Eigentümer oder Entwickler“ bekannt. Es gebe „keine Garantie für die Richtigkeit oder Zuverlässigkeit der Handelsergebnisse“. Die unabhängige Informationsplattform Watchlist Internet warnt vor Bitcoineer und bezeichnet den Dienst als Finanzbetrug.

Fake-Artikel wurde auf Facebook gezielt Männern über 55 Jahren ausgespielt

Ein Blick in Facebooks Werbeanzeigen-Bibliothek zeigt, dass der Link vom 1. bis 15. Dezember 2023 auf Facebook, im Facebook-Messenger und auf Instagram als Anzeige verbreitet wird. Dort ist auch ersichtlich, dass damit gezielt Männer über 55 Jahre erreicht werden sollen. Laut Angaben von Meta haben über 400.000 Konten diese Anzeige gesehen.

Ein Screenshot aus der Werbebibliothek von Facebook zeigt, dass die Anzeige gezielt Männern über 55 angezeigt wurde. Sie erreichte 438.920 Menschen.
Die Werbeanzeigen-Bibliothek von Facebook zeigt, auf wen die Anzeige abzielte: Männer in Deutschland (Quelle: Facebook Ad Library; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Hinter der Anzeige steht die Facebook-Seite Tageschau. Wer sie verwaltet, ist nicht ersichtlich. Die Seite existiert erst seit dem 29. November 2023, hat kaum Follower und ist nicht – wie die echte Seite der Tagesschau – durch einen blauen Haken verifiziert.

Redigatur: Steffen Kutzner, Paulina Thom

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Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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