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Königin Elizabeth hat kanadische Internatsschule nie besucht

Das britische Königshaus steht immer wieder im Zentrum von Gerüchten und mitunter auch Verschwörungserzählungen. In einem Facebook-Post wird nun behauptet, die inzwischen gestorbene Königin Elisabeth II. und ihr Mann Philip seien angeblich für das Verschwinden von zehn indigenen Kindern in Kanada verantwortlich. Im Jahr 1964 sollen sie die Stadt Kamloops besucht und dort mit Kindern einer Internatsschule gepicknickt haben. «Die Kinder kehrten nie in die Schule zurück und wurden auch nie lebend aufgefunden», heißt es. Stimmt das?

Bewertung

In Kamloops gab es tatsächlich ein Internat für indigene Kinder. Es gibt jedoch keine Beweise dafür, dass Elizabeth und Philip die Schule besucht haben oder mit dem Verschwinden der indigenen Kinder in Verbindung stehen.

Fakten

Im Oktober 1964 besuchte Königin Elisabeth größere Städte im Osten Kanadas. Offiziellen Aufzeichnungen zufolge hielt sie sich in Quebec, Prince Edward Island und Ottawa auf. Weiter in den Westen Kanadas reiste sie damals nicht. In den Jahren 1959 und 1971 besuchte Elisabeth zwar Kamloops, es gibt aber keine Hinweise, dass sie in dem fraglichen Internat gewesen ist.

Reisen der Königsfamilie und insbesondere der Königin als Staatsoberhaupt Großbritanniens sind gut dokumentiert. Es ist nahezu ausgeschlossen, dass sich die Königin unbemerkt nach Kanada begeben haben kann.

Der einzige Hinweis auf eine Visite von Königin Elisabeth und ihrem Mann Philip in der Schule ist ein Brief von William Arnold Combes aus dem Jahr 2010, der das Internat besucht haben soll. Er behauptet, bei einem gemeinsamen Picknick im September 1964 gewesen zu haben. Es gibt aber niemanden, der seine Geschichte bestätigt hätte.

Tausende Kinder starben in kanadischen Internatsschulen

Die Indian Residential School in Kamloops war eine ehemalige kanadische Internatsschule für indigene Kinder. Das Hauptziel dieser Schulen bestand darin, die kulturelle Identität der indigenen Kinder zu assimilieren und zu unterdrücken, indem man ihnen die Sprache, Kultur und Traditionen ihrer indigenen Gemeinschaften entzog.

Es wird geschätzt, dass im 19. und 20. Jahrhundert insgesamt 150 000 indigene Kinder in diesen Internaten waren. Die Lebensbedingungen in den Schulen waren katastrophal. Kinder starben an Krankheiten wie Masern und Tuberkulose, waren unterernährt, und es sind auch Fälle von Ertrinken oder Selbstmord dokumentiert. Laut der Kanadischen Enzyklopädie starben etwa 6.000 Kinder in den Internaten.

Im Mai 2021 erlangte die Kamloops Residential School weltweite Aufmerksamkeit, als die Überreste von 215 indigenen Kinderleichen auf dem Gelände der ehemaligen Schule entdeckt wurden. In diesem Zusammenhang wurde auch die falsche Behauptung über die Beteiligung der Königsfamilie am Verschwinden der Kinder wieder verbreitet. Sie kursiert seit Jahren in den sozialen Medien.

(Stand: 08.01.2024)

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Geschichte, Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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