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Keine Manipulation: Kleine Alster durch Demo-Teilnehmer verdeckt

25Ob in Berlin, München oder Frankfurt: Deutschlandweit sind am Wochenende Hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen, um sich gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie zu positionieren. Bereits am Freitag musste wegen des großen Menschenandrangs eine Demonstration in Hamburg abgebrochen werden. Im Netz kursieren seitdem zahlreiche Aufnahmen der Versammlung am Jungfernstieg.Ein Foto nehmen User nun zum Anlass, um der Sendung «ZDF heute» Bildmanipulation zu unterstellen. Die Begründung: Auf dem Bild sehe es so aus, als stünden Menschen im Wasser der Kleinen Alster. Das Bild müsse dem Sharepic nach also manipuliert worden sein. Sind diese Vorwürfe gerechtfertigt?

Bewertung

Dass die Kleine Alster auf dem Foto kaum zu sehen ist, liegt an der Perspektive und der Kamerahöhe.

Fakten

Das Bild, das in dem Sharepic zu sehen ist, wurde von «ZDF heute» als Vorschaubild für einen Artikel verwendet. Das Bild stammt aber nicht vom ZDF, sondern wurde von einem Fotografen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) aufgenommen.

Dass die Wasseroberfläche der Kleinen Alster auf dem dpa-Bild nicht zu sehen ist, dafür gibt es eine einfache Erklärung: die Perspektive. Der dpa-Fotograf hat das Foto nach eigenen Angaben aus der Filiale des Buchhändlers Thalia in der Europa-Passage am Jungfernstieg gemacht. Bei Google Maps lässt sich ein Foto aus der Thalia-Filiale mit einer sehr ähnlichen Bildperspektive finden. Auch darauf ist die Kleine Alster aufgrund der Perspektive nicht vollständig zu erkennen – obwohl nur wenige Personen davorstehen.

Frosch- oder Vogelperspektive? Das hängt von der Kamerahöhe ab

Einige User verweisen im Zusammenhang mit den Manipulationsvorwürfen auf eine andere Aufnahme, die als Beweis dienen soll: Der Hamburger Senat hat auf der Plattform X (vormals Twitter) ebenfalls ein Foto der Versammlung am Jungfernstieg veröffentlicht. Darauf ist die Kleine Alster klar zu erkennen. Bei einem Vergleich mit der dpa-Aufnahme wird allerdings schnell klar: Das Bild des Senats ist an einem höheren Ort aufgenommen worden, da man über das gegenüberliegende Gebäude an den Alsterarkaden hinübersehen kann.

Stichwort Frosch– und Vogelperspektive: Die Kamerahöhe hat einen entscheidenden Einfluss auf den Betrachtungswinkel und damit, welche Details der Umgebung sich auf einem Foto wiederfinden lassen und welche nicht. Das zeigt auch eine Aufnahme am Hamburger Jungfernstieg bei Google Street View auf: Auf dem Foto, das etwa aus Kopfhöhe aufgenommen wurde, ist das Wasser der tieferliegenden Kleinen Alster nicht zu erkennen.

Das Zusammenspiel von Kamerahöhe und Bildperspektive hat auch ein User auf X in einem Video veranschaulicht. Wie in der Animation zu sehen ist, verändert sich der Betrachtungswinkel mit der Kamerahöhe.

AfD-Politiker Höcke verbreitet falsche Anschuldigungen gegen ZDF

Das verbreitete Sharepic stammt vom AfD-Politiker Björn Höcke, der die falschen Vorwürfe gegen das ZDF auf X verbreitete. Zuvor hatte der Nutzer Ali Utlu, der sich selbst als «Influencer» bezeichnet, eine Gegenüberstellung der Beiträge vom Hamburger Senat und «ZDF heute» gepostet – mit dem Kommentar: «Wie viele von denen sind eigentlich ertrunken?». Sein Post ist mittlerweile von der Plattform gelöscht. Die Gegenüberstellung wurden später von weiteren Nutzern aufgegriffen, unter anderem vom «Deutschland Kurier».

Die Demonstration am Jungfernstieg stand unter dem Motto «Hamburg steht auf – Gemeinsam gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke». Nachdem die Veranstalter zunächst von 130 000 Teilnehmern gesprochen hatten, korrigierten sie die Zahl später auf 80 000. Die Polizei sprach von 50 000 Demonstrantinnen und Demonstranten.

(Stand: 22.1.2024)

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Politik, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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