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Polizei nennt Angriff mit Messer in Bautzen «frei erfunden»

In sozialen Netzwerken kursiert seit Ende Januar die Nachricht über einen vermeintlichen Messerangriff im sächsischen Bautzen. Ein Mann sei dort in der Nacht zum 27. Januar mit einem Messer verletzt worden. Er habe, so heißt es in gleichlautenden Beiträgen zum Beispiel auf Facebook, einer Freundin helfen wollen, die «von mehreren Südländern durch die Bautzener Innenstadt verfolgt» worden sei. Die Täter hätten außerdem «Scheiß Deutscher» gerufen. Doch offenbar ist die Geschichte frei erfunden.

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Nach Angaben der Polizei gab es die geschilderte Tat nicht. Gegen einen Mann, der die Behauptung im Netz verbreitet haben soll, werde wegen des Vortäuschens einer Straftat ermittelt.

Fakten

Die Polizeidirektion Görlitz hat zu dem vermeintlichen Vorfall zwei Pressemitteilungen veröffentlicht. Zunächst teilte sie am 30. Januar mit, dass sie über die sozialen Netzwerke von einer mutmaßlichen gefährlichen Körperverletzung in Bautzen erfahren habe. Auf Instagram sei unter anderem das Foto einer Schnittwunde an einem Oberschenkel veröffentlicht worden. Eine Mitteilung an die Polizei oder eine Anzeige gab es demnach aber nicht. Schon in ihrer ersten Mitteilung schrieb die Behörde deshalb, dass sie auch ermittele, «ob sich der besagte Sachverhalt überhaupt wie geschildert zugetragen» habe.

Am 6. Februar veröffentlichte die Polizei dann einen neuen Ermittlungsstand. Demnach wurde der Urheber des Instagram-Beitrags ausfindig gemacht. «Es stellte sich heraus, dass dieser die Geschichte frei erfunden hatte», schreibt die Polizei. Das Motiv sei unklar. Statt wegen gefährlicher Körperverletzung werde nun gegen den 22-Jährigen wegen des Vortäuschens einer Straftat ermittelt.

Die Nachricht über den vermeintlichen Messerangriff war am 27. Januar auch von der rechtsextremen Kleinstpartei Freie Sachsen in den sozialen Netzwerken verbreitet worden. Es handelt sich um denselben Wortlaut wie in den Beiträgen vieler weiterer Nutzerinnen und Nutzer. Die Rechtsextremen zeigten neben ihrem Parteilogo auch ein Foto, auf dem die Verletzung zu sehen sein soll. Es ist mutmaßlich die Aufnahme, die zuvor auf Instagram veröffentlicht wurde. Im Telegram-Kanal der Freien Sachsen ist der Beitrag aber mittlerweile nicht mehr aufrufbar.

Weiterhin aufrufbar ist ein Beitrag, der auf die vermeintliche Tat Bezug nimmt. In einem Video sind Demonstranten mit einem Banner zu sehen, das vom sächsischen Verfassungsschutz der rechtsextremen Szene in Bautzen zugeordnet wird. Laut den Freien Sachsen handele es sich um einen Protest vom 29. Januar «gegen Migrantengewalt». In Bautzen gab es an diesem Tag eine Demonstration unter anderem von Landwirten.

Rund zwei Wochen zuvor hatte die Polizei über einen offenbar echten Messerangriff in Bautzen berichtet. Ein 18-Jähriger habe Anzeige erstattet, nachdem seine Jacke beschädigt worden sei. Die Polizei sucht Zeugen.

(Stand: 08.02.2024)

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Migration, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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