Bewertung
Der ARD-Beitrag wurde sinnentstellend geschnitten. Wenn man das Originalvideo anschaut, wird klar, dass es nicht um Deutschland, sondern um Polen geht. Dort hatte die abgewählte nationalkonservative PiS-Regierung jahrelang den öffentlichen Rundfunk instrumentalisiert.
Fakten
Über eine Bilderrückwärtssuche bei Internet-Suchmaschinen lässt sich das Originalvideo auf der Internetseite der «Tagesschau» ausfindig machen. Es wurde am 11. Dezember 2023 gesendet (Interview ab Minute 4:12).
Darin wird deutlich, dass es sich bei der Reporterin um die ARD-Warschau-Korrespondentin Kristin Joachim handelt. In ihrer Antwort führt sie aus, dass der designierte polnische Ministerpräsident Donald Tusk Reformen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Angriff nehmen will. «Denn die PiS hatte ja vor allem den Fernsehsender TVP in den letzten acht Jahren ihrer Regierungszeit zu einem Propagandaorgan der Regierung ausgebaut.» Diese entscheidenden Sätze fehlen allerdings in der viralen Version.
Die ARD veröffentlichte mittlerweile selbst einen Artikel, in dem sie darlegt, dass es sich bei der viralen Version um eine Manipulation handelt. «Das Interview ist offenbar sinnentstellt zusammengeschnitten», erklärt Marcus Bornheim, Chefredakteur von ARD-aktuell. «In dieser Form hat das Interview nie stattgefunden.» Mit der Situation in Deutschland habe es nichts zu tun. Seiner Meinung nach soll mit dem Video das Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beschädigt werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Beiträge von ARD und ZDF manipuliert oder gefälscht werden. In Faktenchecks wies die Deutsche Presse-Agentur (dpa) zum Beispiel nach, dass ein TV-Auftritt der Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang in der ZDF-Sendung «Maybrit Illner» sinnentstellend zusammengeschnitten wurde. Ebenso zeigte sie, dass ein kompletter Beitrag mit dem Design der Tagesschau sowie ein Screenshot aus dem ZDF «heute journal» gefälscht wurden.
(Stand: 6.3.2024)