Trumps Ohr steht im Fokus der Aufmerksamkeit. Nachdem der ehemalige US-Präsident am 13. Juli bei einem Schussattentat am rechten Ohr verletzt wurde, schreiben Nutzerinnen und Nutzer in Sozialen Netzwerken etwa, dass sein Ohr gar nicht verletzt worden sei, weil es kurz danach schon wieder verheilt sei. Das ist falsch.
Gleichzeitig heißt es online: Das Ohr sei zwar verletzt, aber nicht durch eine Kugel. Der Splitter eines zerstörten Teleprompters habe Trump getroffen, steht in mehreren englisch- und deutschsprachigen X-Beiträgen, die Hunderttausende erreichten. Auch das stimmt nicht.
Bilder und Videos belegen, dass Teleprompter beim Attentat heil blieben
Manche der Beiträge auf X beinhalten Bilder, die angeblich einen kaputten Teleprompter zeigen. Die Fotos zeigen in niedriger Auflösung, wie Secret-Service-Mitarbeitende Trump auf dem Boden abschirmen. Nutzerinnen und Nutzer meinen darauf zu erkennen, dass ein Teleprompter-Bildschirm kaputt ist.
Eine Bilder-Rückwärtssuche führt zu Medienberichten mit derselben Aufnahme in höherer Auflösung. Dabei wird klar: Was auf den schlechten Fotos wie ein Schaden aussieht, ist eine Spiegelung im Teleprompter. Zu sehen sind der Rand des roten Bühnenbodens und vermutlich Kabel. Im Teleprompter daneben sind ähnliche Spiegelungen zu sehen.
Auch andere Videos und Fotos von dem Attentat zeigen, dass die beiden Teleprompter-Bildschirme nach den Schüssen unversehrt waren.
Medizinischer Bericht über Trumps Zustand nach dem Attentat: Kugel habe Ohr verletzt
Trump selbst schrieb auf der Plattform Truth Social, eine Kugel habe den oberen Teil seines rechten Ohrs durchbohrt. In dem medizinischen Bericht von Trump-Arzt Ronny Jackson heißt es: „Die Kugel flog vorbei, war weniger als ein Viertel Zoll vom Eindringen in den Kopf entfernt und traf die Oberseite des rechten Ohrs. Die Einschussstelle wies eine zwei Zentimeter breite Wunde auf, die sich bis zur Knorpeloberfläche des Ohrs erstreckte.“ Einige der Beiträge auf X wurden allerdings vor diesem Bericht veröffentlicht.
Mehrere X-Beiträge gehen auf einen Artikel von Newsmax zurück. Das US-Portal fiel in der Vergangenheit mit Verschwörungserzählungen auf und ist auffallend pro-republikanisch. In dem Artikel vom 13. Juli 2024 wird die Teleprompter-Behauptung unter Berufung auf nicht genannte Polizei-Quellen aus Pennsylvania aufgestellt. Newsmax reagierte nicht auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck.
Keine offizielle Quelle gab nach Trump-Attentat Scherben als Verletzungsursache an
Folgende Stellen kommen als Polizei-Quellen in Frage: Das Butler County Sheriff’s Departement, das Butler Township Police Department und die Pennsylvania State Police. Keine von ihnen hat ein derartiges Statement auf ihren offiziellen Kommunikationskanälen. Auf Anfragen antworteten sie bis Redaktionsschluss nicht.
Das FBI und der Secret Service schreiben in ihren Pressemitteilungen zum Attentat auf Trump zwar nicht direkt von einem Schuss auf das Ohr, aber von einer „Schießerei“ (Secret Service) beziehungsweise von einem „Schießvorfall,[…] bei dem ein Opfer starb und der frühere Präsident Trump und andere Zuschauer verletzt wurden“ (FBI). Um Glasscherben oder Teleprompter geht es an keiner Stelle.
In manchen Beiträgen auf X heißt es zudem, Trump sei kurz nach dem Attentat golfen gewesen. Dafür gibt es keine Belege. Ein Foto, das zu dieser Behauptung kursierte, stammt schon aus 2022, wie CORRECTIV.Faktencheck hier berichtet.
Alle Faktenchecks rund um das Attentat auf Donald Trump finden Sie hier.
Redigatur: Viktor Marinov, Steffen Kutzner
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck: