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Angebliches Antifa-Schreiben ist eine Fälschung

Immer wieder wird vor angeblichem Wahlbetrug gewarnt. Wurde nun ein Beweis für eine solche Manipulation erbracht? In den sozialen Medien kursiert ein angeblich «vertrauliches» Schreiben der «Antifa UG (haftungsbeschränkt)» an die «Mitarbeiter des Antifa e.V.». Der vermeintliche Brief zeigt eine «Vergütungstabelle» für einen «Einsatz am Wahlsonntag, 1. September 2024» – dem Datum der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen. Das Schriftstück erweckt den Eindruck, dass dabei organisierte Manipulation stattgefunden hat. Stimmt das?

Bewertung

Bei dem Schreiben handelt es sich um die Abwandlung eines bekannten Fakes. Ähnliche Schreiben werden seit Jahren im Internet verbreitet.

Fakten

Untersucht man das Schreiben genauer, findet man eine Reihe von Hinweisen auf eine Fälschung: Als Anschrift der «Antifa UG» ist im Briefkopf «Alsterufer 27 20354 Hamburg» angegeben. Unter dieser Adresse findet sich allerdings das ehemalige Gebäude des US-Generalkonsulats in der Hansestadt.

Auch alle weiteren genannten Adressen führen zu US-amerikanischen Konsulaten in den jeweiligen Städten: Berlin, München, Frankfurt, Düsseldorf, Leipzig. Am Fuß des Schreibens ist die Handelsregister-Nummer «HRB 111312» angegeben. Hinter dieser Nummer verbirgt sich in Wirklichkeit jedoch eine Grundstücksverwaltung in Berlin.

Ziffernfolge führt zu einem polizeifeindlichen Slogan

Auffällig ist auch, dass mehrmals in dem Schreiben die Ziffernfolge «1312» auftaucht. Dechiffriert man diese anhand der Buchstabenposition im Alphabet, ergibt sich «ACAB». Dies wird häufig als Abkürzung für den polizeifeindlichen Slogan «All Cops Are Bastards» («Alle Polizisten sind Bastarde») genutzt. Bei Facebook findet sich ein Profil «Antifa UG – haftungsbeschränkt», auf dem ebenfalls das Schriftstück verbreitet wird.

In den Kommentaren antworten die Seitenbetreiber auf eine Anfrage der Faktenchecker von Mimikama: «Wir machen den gleichen Unsinn jetzt seit fünf Jahren. Seit einem halben Jahrzehnt. Es ist echt unglaublich, dass Leute darauf immer noch reinfallen, obschon sich der Mimikama-Artikel auf der ersten Seite bei Google recht weit oben befindet, wenn man nach uns sucht.»

Unter den Begriff «Antifa» fällt in der Regel eine Vielzahl von verschiedenen linksgerichteten Gruppen. In einem Bericht der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags über die strafrechtliche Bedeutung der Szene heißt es: Es gibt «nicht „die Antifa“ im Sinne einer einheitlichen, bundesweiten Organisation, sondern eine entsprechende, nicht scharf umrissene Szene mit allenfalls einzelnen, dann mutmaßlich vornehmlich lokal begrenzten Gruppierungen».

(Stand: 10.9.2024)

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Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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