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Die Behauptung stimmt nicht. Die Klinik im US-Bundesstaat Ohio hat die Prognose nicht aufgestellt. Ein Sprecher erklärt auf dpa-Anfrage, dass sie jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehre.
Fakten
Die auf Facebook kursierende Behauptung lässt sich auf einen Artikel der englischsprachigen Internetseite «Slaynews» zurückverfolgen. Darin wird ein gravierender Zusammenhang zwischen Covid-19-Impfungen und Myokarditis hergestellt. Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels, die etwa durch virale Infektionen wie Influenza oder auch Covid hervorgerufen werden kann.
«Slaynews» ist für die Verbreitung von Desinformation bekannt. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat Behauptungen der Website bereits wiederholt widerlegt, zum Beispiel hier und hier.
Ein Sprecher der Klinik teilte der dpa auf Anfrage mit, die Cleveland Clinic habe diese Aussage nicht gemacht: «Jüngste Behauptungen, die suggerieren, dass die Covid-19-Impfung zu Myokarditis und Massensterben führen werde, sind falsch und entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage.»
Myokarditis viel häufiger nach Infektion als nach Impfung
In sehr seltenen Fällen kann Myokarditis allerdings in der Tat als Nebenwirkung von Corona-Impfungen auftreten. Die Cleveland Clinic schreibt auf ihrer Internetseite, dass Myokarditis «in seltenen Fällen bei jungen Menschen aufgetreten ist, die die Covid-19-Impfstoffe von Pfizer-BioNTech oder Moderna erhalten haben». Die meisten von ihnen erholten sich den Angaben zufolge nach gezielten Behandlungen rasch wieder.
Auf der Internetseite heißt weiter, dass das Risiko einer Myokarditis nach einer Infektion mit dem Coronavirus höher ist als nach einer Impfung dagegen. Dies ist auch in der wissenschaftlichen Literatur belegt. Die Cleveland Clinic weist zudem darauf hin, dass die US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) die Corona-Impfungen weiterhin empfiehlt.
Mit Blick auf das Sterberisiko bei Myokarditis gibt die Klinik an, dass 50 bis 80 Prozent der an viraler Myokarditis Erkrankten nach der Diagnose fünf Jahre oder länger überleben. Der Artikel auf «Slaynews» stammt vom März 2025. Damals lautete der Text auf der Klinik-Website laut einer archivierten Version etwas anders, und zwar allgemein, ohne Verweis auf Impfungen: «Die Überlebensrate bei Myokarditis beträgt ein Jahr nach der Erkrankung 80 Prozent und fünf Jahre später 50 Prozent.» Die Webseite wurde inzwischen aktualisiert.
«Slaynews» erweckt den Eindruck, die Cleveland Clinic stelle einen signifikanten Zusammenhang zwischen Covid-19-Impfstoffen und Myokarditis her. Das ist allerdings falsch. Zudem suggeriert «Slaynews» irreführenderweise eine exorbitante Sterblichkeit durch Myokarditis im Zusammenhang mit Corona-Impfungen.
Verschleppte Infekte können Herzmuskel entzünden
Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gibt an, dass meist verschleppte Virusinfekte für eine Herzmuskelentzündung verantwortlich sind. In selteneren Fällen können auch Parasiten und Bakterien sowie Alkohol und Drogen verantwortlich sein.
Nach Grippeimpfungen sowie nach Impfungen mit einem mRNA-Wirkstoff kann es in seltenen Fällen ebenfalls zu einer Herzmuskelentzündung kommen. Der Verlauf ist dem DZHK zufolge meist mild und das Risiko für das Auftreten vergleichsweise gering. «Es gibt deutlich mehr Myokarditis-Fälle infolge einer Corona-Infektion», heißt es auf dem DZHK-Informationsportal.
Eine Studie der französischen Arzneimittelagentur ANSM kam zudem zu dem Ergebnis, dass es bei Patienten mit impfbezogener Myokarditis seltener zu Komplikationen kommt als bei Patienten mit herkömmlicher Myokarditis. Die meisten Menschen, die nach der Covid-19-Impfung an einer Herzmuskelerkrankung leiden, erholen sich demnach wieder vollständig.
(Stand: 20.08.2025)
