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Video aus Kiew wurde mit falscher Tonspur manipuliert

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine kursieren zahlreiche Falschmeldungen über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (einige Beispiele aus 2025 hier, hier, hier und hier).In einem aktuell online verbreiteten Video soll angeblich eine Menschenmenge in der Kiewer U-Bahn-Station Nyvky den Präsidenten aufgefordert haben, seinen Bunker zu verlassen. Über das Video ist die Aufschrift «Se[lenskyj], komm runter zu uns!!!» (ukrainisch: Зе[ленський] спускайся до нас!!!) gelegt. Laut Videobeschreibung solle sich Selenskyj den Menschen anschließen, um «selbst zu erfahren, wie es ist, sich wochenlang in U-Bahn-Schächten verstecken zu müssen».

Bewertung

Das Video, das Proteste gegen Selenskyj in der Kiewer Metro zeigen soll, ist gefälscht. Die ursprüngliche Aufnahme stammt vom 10. Oktober 2022 – in der aktuell verbreiteten Version wurde die Tonspur manipuliert.

Fakten

Das Video wurde am 13. Oktober 2025 von mehreren russischen Webseiten verbreitet.

Eine Bilderrückwärtssuche einzelner Standbilder des Videos führt jedoch zu einem Facebook-Beitrag des ukrainischen öffentlich-rechtlichen Radiosenders «Radio Culture» vom 10. Oktober 2022, ist also gut drei Jahre alt.

Dieser Beitrag zeigt einen 28-sekündigen Ausschnitt derselben Szene, während die aktuell kursierende Version nur rund zehn Sekunden dauert. Die Tonspuren unterscheiden sich jedoch vollständig:

  • Im Originalvideo singen die Menschen in der U-Bahn-Station während eines russischen Raketenangriffs das Volkslied «Spannt eure Pferde aus, Jungs» (ukrainisch: Розпрягайте, хлопці, коней).
  • In der gefälschten Version hingegen rufen die Menschen im Chor: «Se[lenskyj], komm zu uns herunter!» (ukrainisch: Зе[ленський] спускайся до нас!), wie auch in der Videoaufschrift angezeigt wird.

Als Urheber des Originalvideos wird Maxim Koshelev (ukrainisch: Максим Кошелєв) genannt. Er bestätigte der französischen Nachrichtenagentur AFP, dass er die Aufnahmen selbst während eines Raketenangriffs auf Kiew am 10. Oktober 2022 gemacht habe – und dass die Menschen in der U-Bahn tatsächlich ukrainische Volkslieder gesungen, nicht protestiert hätten.

Seit Beginn der russischen Invasion sind die Einwohnerinnen und Einwohner Kiews häufig gezwungen, in U-Bahn-Stationen Schutz vor Raketenangriffen zu suchen. Das gemeinsame Singen von Volksliedern hat sich dabei zu einem Symbol des Widerstands und der Solidarität entwickelt.

Das ukrainische Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation bestätigte ebenfalls, dass es sich bei dem verbreiteten Video um eine Manipulation handelt.

(Stand: 22.10.2025)

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Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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