Bewertung
Die Aussage wurde so aus dem Zusammenhang gerissen, dass sie ins Gegenteil verkehrt wurde. Tatsächlich nannte Ricarda Lang diese Aussage im Mai 2023 auf einer Pressekonferenz als Negativbeispiel.
Fakten
Die kursierende Aussage fiel auf einer Pressekonferenz am 8. Mai 2023 mit Ricarda Lang, die damals Grünen-Parteivorsitzende war und heute einfache Bundestagsabgeordnete für die Grünen ist. Der verbreitete Clip stammt aus einem Mitschnitt des Senders Phoenix. Der Sender hat die Aufzeichnung bei Youtube hochgeladen.
Nachdem Lang zu Beginn zunächst auf das besondere Datum eingeht – der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vom deutschen NS-Regime -, spricht sie später über andere Themen. Etwa ab Minute 03:40 geht es um die Wärmewende. Dabei geht Lang auf die Frage ein, ob die Bundesregierung beim inzwischen verabschiedeten Gebäudeenergiegesetz (GEG) zu schnell vorgehe.
Aussage sollte Prinzip «Nach mir die Sintflut» verdeutlichen
Sie erwähnt entsprechende Kritik und entgegnet, dass die Alternative wäre, nichts zu tun. Das würde allerdings die Ausweitung des Europäischen Emissionshandels (EU-ETS) ab 2027 auf den Gebäudesektor aus dem Blick lassen. Auf die Menschen würden dann in Zukunft hohe Kosten zukommen. «Das hat für mich wenig mit verantwortungsvoller Politik zu tun», sagt die Grünen-Politikerin.
Darauf geht Lang anschließend genauer ein (bei Minute 04:38), dabei fällt auch die Aussage aus dem Video. Im Wortlaut sagt sie:
«Verantwortungsvolle Politik heißt auch, Entscheidungen zu treffen, um vorausschauend zu handeln. Also für die Zukunft vorzusorgen und eben nicht nach dem Prinzip „Nach mir die Sintflut“ zu verfahren: „Hauptsache, wir kommen die nächsten zweieinhalb Jahre noch gut durch. Ob die Leute danach auf riesigen Kosten sitzen gelassen werden, das ist uns eigentlich egal.“ Deshalb gehen wir jetzt die Wärmewende an».
Die Aussage der Grünen-Politikerin ist also echt und sollte ihre Ansicht zu einer Politik nach dem Prinzip «Nach mir die Sintflut» verdeutlichen. Dieser Zusammenhang wird allerdings in dem verbreiteten Clip nicht deutlich. Er ist irreführend, weil der entscheidende Zusammenhang weggelassen wurde.
Schwarz-Weiß-Clip stammt aus rbb-Abendschau vom 1965
Hinter der aus dem Kontext gerissenen Aussage ist derweil in dem verbreiteten Video noch ein Schwarz-Weiß-Clip zu sehen. Die Äußerungen des Mannes sollen – offenbar satirisch – die Worte der Grünen-Politikerin kommentieren. Ursprünglich stammt der Ausschnitt aus einem Beitrag in einer alten Berliner Abendschau des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) von 1965 zum Thema «Gammler an der Gedächtniskirche».
(Stand: 22.10.2025)
