Thailändische Behörden verfolgen keine Pläne für ein Verbot des Pfizer-Impfstoffs - Featured image

Thailändische Behörden verfolgen keine Pläne für ein Verbot des Pfizer-Impfstoffs

Im Dezember 2022 brach die thailändische Prinzessin Bajrakitiyabha Mahidol zusammen und liegt seitdem im Koma. Online bringen User den Vorfall fälschlich mit den Corona-Impfstoffen in Verbindung und behaupten, Thailand wolle den Pfizer-Impfstoff nicht länger nutzen. Das thailändische Gesundheitsministerium sowie eine Sprecherin der thailändischen Behörde für Seuchenkontrolle erklärten allerdings, es gebe keine Änderungen an der Impfstrategie des Landes. Laut dem thailändischen Königshaus ist eine bakterielle Infektion der Grund für den Zustand der Prinzessin.

Dutzende User teilten die angebliche Meldung aus Thailand auf Facebook. Auch auf Twitter und Telegram kursierten die Behauptungen.

Die Behauptung: Im Netz werden diverse Postings mit dem Satz geteilt: „Thailand wird den Pfizer Covid-Impfstoffvertrag für ’null und nichtig‘ erklären, alle Zahlungen an Pfizer zurückfordern und das thailändische Volk entschädigen“.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 17. Februar 2023

Falschinformationen zu Corona-Impfstoffen und deren vermeintlichen Nebenwirkungen werden regelmäßig online verbreitet. In der Vergangenheit widerlegte AFP bereits zahlreiche solcher Behauptungen, wonach die Impfstoffe angeblich nicht gegen Infektionen schützten oder zahlreiche Todesfälle bei Babys verursachten. Faktenchecks zu Impfungen sammelt AFP hier.

Die aktuellen Behauptungen kursieren online, nachdem die älteste Tochter des thailändischen Königs im Dezember 2022 beim Training für eine Hundeschau zusammenbrach. Wie AFP im Dezember berichtete, erhielt die Prinzessin im Krankenhaus lebenserhaltende „Unterstützung“.

Thailand nutzt weiterhin Pfizer-Impfstoff

Thailand begann im Februar 2021 mit seiner Impfkampagne gegen Covid-19. Dafür werden Impfstoffe von Pfizer-BioNTech und AstraZeneca sowie die chinesischen Impfstoffe Sinovac und Sinopharm genutzt. In privaten Krankenhäusern werden zudem Moderna-Impfstoffe angeboten.

Die thailändischen Gesundheitsbehörden stellten angesichts der online kursierenden Behauptungen klar, dass das Land seine Impfstrategie nicht geändert habe.

Kajornsak Kaewcharas, stellvertretender Leiter der thailändischen Behörde für Seuchenkontrolle, erklärte am 9. Februar 2023, dass es „keine Änderungen in der thailändischen Impfstoffpolitik“ gebe. Die Impfstoffe würden der Öffentlichkeit weiter zur Verfügung stehen, mit bis zu zwei Auffrischungsdosen.

„Es gab auch keine Gespräche über Änderungen an den Impfstoffen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden“, erklärte Kaewcharas.

Das thailändische Gesundheitsministerium erklärte am 3. Februar 2023 online, dass die Gerüchte über ein angebliches Verbot des Pfizer-Impfstoffs „Fake News“ seien.

Am 8. Februar 2023 gab die thailändische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde sogar bekannt, dass sie das Haltbarkeitsdatum einiger Chargen des Pfizer-Impfstoffs von neun auf 15 Monate ab Herstellungsdatum verlängere.

Laut Gesundheitsexperten von Meedan, einer Organisation, die Falschinformationen im Gesundheitsbereich recherchiert, können die Verfallsdaten von Impfstoffen verlängert werden, um den Zugang zu Impfstoffen zu verbessern und weniger Dosen zu verschwenden.

Meedan erklärte am 14. Februar gegenüber AFP: „Die Covid-19-Impfstoffe von Pfizer bleiben bis zu 18 Monate nach dem Herstellungsdatum stabil, sicher und wirksam.“

Auch die US-Arzneimittelbehörde FDA kündigte im Dezember 2022 eine solche Verlängerung der Verfallsdaten von mehreren Corona-Impfstoffen an, darunter auch Pfizer.

Prinzessin leidet laut Königshaus an bakterieller Infektion

Nachdem Prinzessin Bajrakitiyabha Mahidol im Dezember 2022 ins Krankenhaus eingeliefert wurde, erklärte das thailändische Königshauses am 7. Januar 2023, die Ärzte seien zu dem Schluss gekommen, dass der Auslöser ihres Zustands eine Infektion mit Mykoplasmen, einer bestimmten Gattung von Bakterien, sei. Diese habe eine Entzündung am Herzen und Herzrhythmusstörungen ausgelöst. Die Prinzessin sei weiterhin bewusstlos.

Bis zum 20. Februar 2023 wurden keine weiteren Informationen über ihren Gesundheitszustand bekannt gegeben. AFP konnte zudem keine Informationen über den Impfstatus der Prinzessin ausfindig machen.

Auf AFP-Anfrage erklärte am 17. Februar 2023 Patrick Meyer Sauteur, Facharzt für Infektiologie am Universitäts-Kinderspital in Zürich, zu den Behauptungen: „Es gibt keine Assoziation von Infektion durch Mykoplasmen (Mycoplasma pneumoniae) mit Sars-CoV-2 und/oder Covid-19-Impfungen.“

Bis zur Corona-Pandemie seien Mykoplasmen einer der „häufigsten Erreger der ambulant erworbenen Lungenentzündung bei Kindern und Erwachsenen“ gewesen. In sehr seltenen Fällen könne auch das Herz betroffen sein.

Tatsächlich seien Infektionen durch Mykoplasmen sogar weltweit verschwunden, seitdem im Rahmen der Corona-Pandemie „nicht-pharmazeutische Maßnahmen“ wie das Tragen von Masken eingeführt wurden, so Meyer Sauteur.

Im Rahmen einer weltweiten Erhebung konnten Meyer Sauteur und weitere Forschende feststellen, dass die Umsetzung nicht-pharmazeutischer Maßnahmen in der Corona-Pandemie wahrscheinlich die Ausbreitung von Mykoplasmen begrenzt habe. Die Anzahl der nachgewiesenen Infektionen sei deutlich verringert.

Für Thailand seien keine Daten vorhanden, in Singapur hingegen sei für den Zeitraum 2021 bis 2022 aber nur einer von ca. 12.000 PCR-Tests positiv ausgefallen.

Fazit: Thailand nutzt auch weiterhin den Corona-Impfstoff von Pfizer. Gerüchte über ein Verbot des Impfstoffes nannte das thailändische Gesundheitsministerium „Fake News“. Die Impfkampagne des Landes läuft weiter. Laut dem thailändischen Königshaus geht der Gesundheitszustand der Prinzessin auf eine bakterielle Infektion zurück.

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Corona, Gesundheit

Autor(en): Saladin SALEM, AFP Deutschland, AFP Thailand

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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