Rednerin auf Kundgebung in Halle rief auf Ukrainisch «Ruhm der Nation» - Featured image

Rednerin auf Kundgebung in Halle rief auf Ukrainisch «Ruhm der Nation»

Russland rechtfertigt seinen Angriff auf die Ukraine mit der Behauptung, die Ukraine «denazifizieren» zu wollen. Auch in sozialen Medien wird immer wieder versucht, die Ukraine als von Nazis dominiert darzustellen. Zurzeit wird dazu auf eine Kundgebung in Sachsen-Anhalt verwiesen: «Skandal in Halle», heißt es in einem Facebook-Beitrag, das auch ein Video zeigt. «In Halle wurde bei einer pro Ukraine Demo unter Beifall Umstehender „Slava Ukraine, Slava Nazi“ vom Mikro der Organisatoren skandiert. Gebilligt durch die Polizei und das vor dem Rathaus.» (Schreibweise im Original)

Bewertung

Auf der Redebühne wurde nicht «Nazi» gerufen, sondern «Slawa Naziji», ukrainisch für: «Ruhm der Nation».

Fakten

In vielen Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine fällt zurzeit der Ausruf «Slawa Ukrajini» (Слава Україні), auf Deutsch: «Ruhm der Ukraine». Seit 2018 ist das die offizielle Grußformel der ukrainischen Armee. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beendet damit seit dem russischen Einmarsch häufig seine Videoansprachen.

Ein ähnlicher Ausruf ist «Slawa Naziji» (Слава нації), Ukrainisch für «Ruhm der Nation». Nach Angaben des regionalen Portals «Du bist Halle» war das der Spruch, der auf der Kundgebung in Halle (Saale) Ende Februar 2023 gerufen wurde. Auch in sozialen Medien finden sich viele Belege, dass dieser Ausruf derzeit zur Solidarisierung mit der von Russland angegriffenen Ukraine genutzt wird.

Mit dem Wort «Nazi» im Sinne von Nationalsozialisten hat das in diesem Kontext nichts zu tun. Die Losung war zwar auch von mit Hitlerdeutschland kollaborierenden ukrainischen Nationalisten im Zweiten Weltkrieg benutzt worden. Erste Verwendungen im Zusammenhang mit der Ukraine gab es jedoch bereits vor dem Ersten Weltkrieg in der aufkeimenden Unabhängigkeitsbewegung des Landes.

Viele Jahre später wurde der Spruch in einem anderen Kontext bei den Maidan-Protesten 2013 gegen die russlandfreundliche Regierung verwendet. Die Osteuropa-Expertin Anna Artwinska vom Institut für Slavistik an der Universität Leipzig sagte dem Portal «jetzt» der «Süddeutschen Zeitung», seit den Maidan-Protesten 2013 und 2014 sei der Slogan wiederentdeckt und als Parole für eine freie Zivilgesellschaft und Werte der Demokratie verwendet worden.

(Stand: 7.3.2023)

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Gesellschaft, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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