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Alte Wetter-Schlagzeilen in falschen Kontext gerückt

Einzelne Wetterereignisse werden immer wieder zum Anlass genommen, um den menschengemachten Klimawandel zu relativieren. Auf der Titelseite der «Bild»-Zeitung etwa war schon vor Jahrzehnten von über 40 oder sogar 56 Grad Celsius in Deutschland zu lesen, wie auf einer online verbreiteten Collage zu sehen ist. In einer dritten Zeitungsüberschrift heißt es: «Um die 35 Grad, das hat es früher nicht gegeben». Kann es also sein, dass aktuelle Hitzephasen nichts Besonderes sind? Solche Behauptungen halten sich hartnäckig.

Bewertung

Messungen, Studien und Forschungen belegen, dass die Zahl heißer Tage und die Durchschnittstemperatur in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen haben. Die «Bild»-Schlagzeilen sind ohne Kontext irreführend: Bei den 40 Grad Celsius handelt es sich um eine Prognose aus dem Jahr 1975, die jedoch nicht eintrat; die 56 Grad wurden im Inneren einer Bahnhofsuhr gemessen.

Fakten

Die «Bild»-Überschrift von 1975 mit dem Titel «40 Grad Hitze – Jetzt wird das Wetter lebensgefährlich» basierte auf einer Wettervorhersage für den 10. August 1975 – tatsächlich wurde diese Temperatur dann gar nicht erreicht, wie Wetterdaten zeigen. Ein Bild mit höherer Auflösung zeigt Teile des Artikels. Dort ist zu lesen: «Am Sonntag könnten es 40 Grad im Schatten werden».

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bereits 2019 mit, dass der August 1975 zwar im norddeutschen Tiefland der bis dahin heißeste seit 1851 gewesen sei, allerdings deutschlandweit keine 40 Grad Celsius erreicht wurden.

Wetter nicht gleich Klima

Auch der 1957 vermeldete «56-Grad-Rekord» ist irreführend. Das Foto der Zeitungsseite wird auch einzeln mit ähnlichen Behauptungen verbreitet: Dort ist der zugehörige «Bild»-Artikel besser als auf der Collage zu erkennen. Demnach sei die Bahnhofsuhr in Wanne-Eickel aufgrund von 56 Grad im Gehäuse ausgefallen.

Es geht also nicht um eine gemessene Außentemperatur. Solche Temperaturen wurde bisher in Deutschland nicht erreicht, wie online nachzulesen ist.

Nichtsdestotrotz war solch eine Hitze auch für die damalige Zeit besonders. Dass es vereinzelt in der Vergangenheit zu extremen Wetterschwankungen kam, widerlegt aber den menschengemachten Klimawandel nicht.

Temperaturrekorde häufen sich

Das dritte Foto zeigt eine Seite der österreichischen «Kronen Zeitung». Das Interview mit dem Meteorologen Klaus Reingruber ist seit Juni 2022 auch online verfügbar. Wie dort nachzulesen ist, bezog sich Reingruber mit seiner Aussage auf Temperaturen im Frühsommer. Er sagte der Zeitung, dass die Häufigkeit solch hoher Temperaturen zunimmt.

Verwechslungen zwischen Wetter und Klima sind in dieser Debatte häufig. Wie beispielsweise beim MDR oder dem Umweltbundesamt nachzulesen ist, steigen die Durchschnittstemperaturen deutlich an – Hitzerekorde folgen aufeinander. Dokumentiert ist außerdem, dass dieser Trend anhält.

Mehr Informationen zu diesem Thema sind zum Beispiel auf der Webseite des europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus verfügbar. Zum Thema Klimawandel und Extremwetter kursieren unzählige Falschbehauptungen. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat dazu bereits viele Faktenchecks veröffentlicht (zum Beispiel hier, hier und hier).

(Stand: 17.6.2025)

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Klimawandel

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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