Angebliche Gratis-Kurse des Bildungsministeriums sind eine Fake-Kampagne

„Kostenloser Kurs, wirklich kostenlos“, wird aktuell in diversen Anzeigen, die auf Facebook und Instagram geschaltet werden, versprochen. Das Schema ist stets dasselbe: In einer angeblichen Annonce wird mit dem Logo des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für verschiedene kostenlose Kurse geworben. Mal sollen sie im März beginnen, in anderen Anzeigen ist von Mai die Rede.

Sie alle haben gemein: Die Links in den Anzeigen führen nicht auf eine Seite des BMBF, sondern auf zweifelhafte Webseiten ohne Impressum. Die Accounts, die die Anzeigen schalten, sind nicht vertrauenswürdig.

Screenshot aus der Facebook-Werbebibliothek.
Eine von mehreren Anzeigen, die mit dem Logo des BMBF für angebliche Gratis-Kurse wirbt (Quelle: Facebook-Werbebibliothek; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Bundesministerium für Bildung und Forschung spricht von missbräuchlicher Logo-Nutzung

Das zeigt der exemplarische Blick auf eine der Anzeigen. Sie wurde von einem Facebook-Account namens „Sami Jessical“ verbreitet. Die Seite hat weder Likes, noch Follower und als Kontaktadressen ist ein angeblicher Rasenmäh-Service angegeben. Die Seite existiert erst seit dem 25. April 2024, also kurz bevor am 13. Mai die Anzeige geschalten wurde. Die Vorwahl der hinterlegten Telefonnummer verweist auf Großbritannien. Auch weitere Angaben aus der Facebook-Werbebibliothek sind nicht schlüssig, so ist etwa als „Zahlender“ Facebook selbst angegeben.

In der Anzeige werden 100 angeblich kostenlose Studiengänge beworben – mit dem Logo des BMBF. Das schreibt auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck: Das sei „eine missbräuchliche Nutzung des BMBF-Logos.“

Klickt man den Link in der Anzeige, landet man auch nicht beim Bildungsministerium, sondern auf einer Übersichtsseite, die wiederum andere Angebote, etwa berufliche Weiterbildungen oder Englischkurse, bewirbt. Dahinter stehen Links zu offenbar real existierenden Kursanbietern – etwa einer Social-Media-Akademie oder einem Anti-Mobbing-Training. Diese Links wechseln, wenn die Webseite im Browser aktualisiert wird.

Verein Deutschland sicher im Netz: „Missbrauch und Fälschung“

Der Verein Deutschland sicher im Netz schreibt auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck von „Missbrauch und Fälschung“. Referentin Judith Neuling schreibt weiter: „Faktisch scheint der Betreiber der Seite in keiner echten Beziehung zu den Kursen zu stehen. Es geht darum, daran mitzuverdienen, wenn Menschen über diese Internetseite die Kurse buchen – sogenanntes ‚Affiliate Marketing‘.“

Bei Affiliate-Marketing geht es darum, dass eine werbende Person dadurch Geld bekommt, dass jemand durch sie auf einen Link klickt, der dann zum eigentlichen Anbieter eines Produkts führt. Im vorliegenden Fall soll dazu die scheinbare Seriosität der Anzeigen durch das BMBF-Logo verleiten. Über diese Marketingmethode hat CORRECTIV.Faktencheck schon mehrfach berichtet.

Beworbene Unternehmen geben an, in keiner Partnerschaft mit den Anzeigen-Betreibern zu sein

Die beworbenen Links enthalten einen Code von Googles Werbesystem, mit dem sich die Quelle eines Anzeigenklicks ermitteln lässt – so wie es bei Affiliate Marketing oft der Fall ist.

Wir haben einige Firmen, die auf den Seiten verlinkt sind, gefragt, ob sie von der Masche wissen und eine Partnerschaft mit den Facebook-Accounts besteht. Zurückgemeldet hat sich DCF, die Presseagentur des Instituts für Digitale Qualitätssicherung, auch von diesem wurde ein Beratungssangebot beworben. Sprecher Ruben Schäfer schreibt: „Wir bieten keine Gratis-Kurse an, und auch sonst keine Kurse in Kooperation mit dem BMBF“. Man habe auch kein Affiliate-Programm und stehe in keinem Verhältnis zu den Personen hinter den Anzeigen.

Die Anzeige führt auch auf ein Kursangebot der Fernschule SGD – kostenlos ist es aber nicht. Lukas Knabe, Marketingleiter der Fernschule SGD, schreibt: „Diese Anzeige ist nicht aus unserem Hause. Auch kosten unsere Lehrgänge/Studiengänge natürlich Geld.“

Die Verbraucherzentrale Bayer warnt auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck vor derartigen Anzeigen und schreibt, das Versprechen der Gratis-Kurse sei wohl ein „Lockmittel“. Bei solchen Angeboten bestehe teils die Gefahr „dass Verbraucherinnen und Verbraucher beispielsweise nach Eingabe der Daten kontaktiert werden, um kostenpflichtige Verträge mit ihnen abzuschließen. Gegebenenfalls werden Daten auch für betrügerische Zwecke weitergegeben oder genutzt“.

Facebooks Werbegeschäft steht immer wieder in der Kritik, weil darüber betrügerische oder missbräuchliche Anzeigen und Desinformation verbreitet werden.

Tipps, um gefälschte Facebook-Seiten zu erkennen:

  • Ist das Facebook-Profil mit einem blauen Haken verifiziert?
  • Gibt es ein Impressum?
  • Wie viele Follower hat die Seite?
  • Wann wurde die Seite erstellt?

Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.

Mitarbeit: Sarah Thust

Redigatur: Steffen Kutzner, Max Bernhard

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Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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