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Illegale Druckerei? Berliner Polizei ist Fall nicht bekannt

Es geht um Sex, Kriminalität und auch die Fußball-Europameisterschaft wird erwähnt: In sozialen Netzwerken ist ein angebliches Video des Bayrischen Rundfunks (BR) aufgetaucht. Demzufolge habe die Berliner Polizei kürzlich die Betreiber einer illegalen Druckerei verhaftet. Es gehe um gefälschte Bescheinigungen «über das Fehlen von Geschlechtskrankheiten», die für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter ausgestellt worden seien. Ein geflüchteter Ukrainer werde verdächtigt, als Organisator hinter dem illegalen Geschäft zu stecken. Außerdem heißt es noch, dass nun Experten angesichts der EM zur Vorsicht bei käuflichem Sex aufrufen. Ist dieses Video echt?

Bewertung

Das Video ist eine Fälschung – das bestätigte der Bayrische Rundfunk gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Bei der Polizei Berlin ist ein solcher Fall nicht bekannt. Bereits in der Vergangenheit kursierten ähnliche gefälschte Videos deutscher Medien.

Fakten

In dem Clip ist das Logo von BR24 zu sehen, einem Nachrichtenangebot des Bayrischen Rundfunks. Auf der Webseite lassen sich weder das vermeintliche Video noch Informationen über die angebliche Festnahme finden. Auf Anfrage bestätigte eine Sprecherin des Senders, dass das Video eine Fälschung ist. «Berliner Druckereien fallen nicht in unser bayerisches BR24 Profil», erklärte sie.

Das Video ist also nicht echt und missbraucht das Logo des Senders. Doch es bleibt die Frage: Hat es dieses illegale Druckerei-Geschäft wirklich gegeben? Trotz mehrerer Suchen zu unterschiedlichen Stichwörtern lassen sich keine Hinweise zu einem solchen Fall finden.

Kein Wunder: Der Polizei Berlin ist ein solcher Fall nicht bekannt. Das teilte ein Behördensprecher auf dpa-Anfrage mit. Das Video missbraucht also nicht nur das BR-Logo, sondern die Geschichte ist komplett erfunden.

Weitere Hinweise entlarven Video als Fälschung

Das lässt sich auch an weiteren Aspekten erkennen: So soll sich angeblich der Geschäftsführende Direktor des Instituts für Allergieforschung an der Berliner Charité, Marcus Maurer, zu dem Fall geäußert haben. Doch das stimmt nicht. Die Aussagen, die dem Professor zugeschrieben werden, sind gefälscht. «Er hat diese Aussagen nicht getroffen», stellte eine Charité-Sprecherin klar.

Für den Fake-Clip haben die unbekannten Fälscher Bildmaterial aus einem Youtube-Video verwendet. Marcus Maurer spricht an der entsprechenden Stelle bei Minute 1:55 über die Krankheit Nesselsucht (Urtikaria).

Außerdem heißt es in dem Clip, der angeblich verdächtigte Ukrainer sei zuvor für die der Banknoten- und Münzprägeanstalt der Nationalbank der Ukraine tätig gewesen. Doch die ukrainische Nationalbank teilte der dpa mit, dass der vermeintlich Beschuldigte aus dem Video dort nie gearbeitet habe. Unklar ist, ob es die im Video erwähnte Person überhaupt gibt.

Prorussische Propaganda fälscht westliche Medienseiten

Es ist nicht das erste Mal, dass ein gefälschtes Video im Namen eines westlichen Mediums kursiert: In der Vergangenheit hat die dpa in Faktenchecks mehrfach solche Fake-Videos entlarvt – etwa mit Logo der englischen BBC. Erst kürzlich machte auch ein gefälschtes Video zur Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland die Runde. Auffällig ist: Immer wieder haben solche Videos einen inhaltlichen Bezug zur Ukraine und verbreiten anti-ukrainische Inhalte.

Wie die Deutsche Welle (DW) bereits 2022 berichtete, setze die russische Propaganda unter anderem auf die Verbreitung solcher Medien-Fakes. Diese zielten laut Experten darauf ab, die Glaubwürdigkeit bekannter Nachrichtenmedien auszunutzen, um Desinformation zu verbreiten und Misstrauen gegenüber Medien zu säen.

Der Bayrische Rundfunk ist bereits zuvor Opfer dieser Masche geworden, wie er selbst berichtet. In dem vorherigen Fake-Clip richteten sich die in dem Video geäußerten Behauptungen ebenfalls gegen ukrainische Geflüchtete. Auch die aktuelle Fälschung mit der erfundenen Geschichte des ukrainischen Druckerei-Betreibers wurde über prorussische Accounts im Netz verbreitet. Sie soll ukrainische Flüchtlinge offenbar in ein schlechtes Licht rücken.

(Stand: 13.5.2024)

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Gesundheit, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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