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Audi ließ ältere Fahrzeuge wiederverwerten

Die Autos sehen neu aus und es sind viele: Ein Video in sozialen Netzwerken zeigt Hunderte Audis, die – teilweise aufeinander gestapelt – auf dem Gelände eines Autoverwerters stehen. Sie würden verschrottet: «Das passiert, weil die Hersteller strenge Verkaufs- und Preispläne haben – wenn Autos lange nicht verkauft werden, darf der Preis nicht gesenkt werden, um den Markt nicht zu destabilisieren», behauptet der Text dazu und fügt hinzu: «Aber wir müssen das Klima retten!» Was steckt dahinter?

Bewertung

Die Autos wurden nicht verschrottet, sie wurden auseinandergenommen, um als Ersatzteile zu dienen. Die Fahrzeuge hatten nach Angaben des Herstellers entweder Transportschäden oder entsprachen nicht mehr den Vorschriften des Landes, für das sie bestimmt waren.

Fakten

An Scheinwerfern, Kühlergrill und anderen Einzelheiten ist zu erkennen, dass es sich bei den Autos im Video vor allem um Audis vom Typ A6 der Modellreihe C7 handelt. Diese wurde von 2011 bis 2019 hergestellt.

Das Video stammt vom Gelände der Recyclingfirma Retek im ostfriesischen Ihlow. An der Fassade einer gefilmten Halle ist das Firmenschild zu erkennen. Die Bilder der Aufnahme entsprechen den Gebäuden, die auch auf der Retek-Website zu sehen sind.

Was in Ihlow wirklich geschah

Hat also die Firma Retek viele fabrikneue Audis verschrottet, weil der Hersteller die Preise hoch halten wollte? «Ganz so ist es nicht», sagt Audisprecherin Alina Seysen auf dpa-Anfrage. Und Retek-Juniorchef Tim Knode erklärt: «Die Behauptung ist natürlich falsch.»

«Die Fahrzeuge waren entweder aufgrund von Transportschäden oder veränderten regulatorischen Vorschriften im Zielmarkt nicht mehr für den Vertrieb geeignet», teilt Audi mit. «Ein Partnerunternehmen zerlegt die Fahrzeuge fach- und sachgerecht, um möglichst viele Ersatzteile zurückzugewinnen. Der Auftrag betraf einmalig eine niedrig vierstellige Anzahl von Fahrzeugen.»

Die Firma Retek bestätigt das. Beide Seiten betonen auch, dass es keine regelmäßige Demontage von Neufahrzeugen gebe. Knode spricht von einem «Sonderfall». Im Übrigen werde alles bis auf die Rohkarosse und «ein paar bestimmte Bauteile» als Ersatzteil wiederverwertet.

Wiederverwertung statt Verschrottung

Die Fahrzeuge wandern also nicht in die Schrottpresse, sondern werden ausgeschlachtet und recycelt. Und auch die Behauptung, damit sollten die Preise stabilisiert werden, weisen sowohl der Hersteller als auch der Verwertungsbetrieb zurück.

Die Autos «waren für bestimmte Märkte vorgesehen», heißt es bei Audi. Wenn sich dann etwa in Korea die Zulassungsvorschriften ändern, muss der Hersteller eine Lösung suchen. Audi gehört zum VW-Konzern und hat im Jahr 2024 weltweit rund 1,7 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert.

Angesichts des Produktionsvolumens ist die Zahl der in Ihlow demontierten Fahrzeuge eher gering, argumentiert Knode. Trotzdem werde ein Unternehmen einen solchen Verlust nicht deshalb in Kauf nehmen, um die Preise zu stabilisieren.

Die in Ostfriesland recycelten Audis hatten vor ihrer Demontage offenbar schon einige Jahre auf Halde gestanden. Das fragliche Modell wurde bis 2019 produziert. Das laut Knode widerrechtlich aufgenommene Video mit den Fahrzeugen sei «ungefähr ein Jahr alt».

Falschinformation international verbreitet

Die Audis wurden also nicht «verschrottet», um die Preise hoch zu halten, sondern zerlegt und in Einzelteilen verwertet. Dennoch hat sich das Video aus der ländlichen Gemeinde im Nordwesten Deutschlands inzwischen international verbreitet – inklusive der Falschinformationen. Zusätzlich wird dabei sogar behauptet, Audi stehe «vor einer möglichen Insolvenz».

(Stand: 25.7.2025)

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Technologie, Umwelt

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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